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Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)

Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Frebel
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der Grenze des Machbaren ab. Spitzentechnologie für die Forschung ist aber auch sehr kostspielig.
    Nach einem erfolgreichen Antrag bekommt ein Beobachter meist zwei bis drei Nächte zur Verfügung gestellt. Abgesehen davon, dass es oft nicht einfach ist, diese Teleskopzeit überhaupt zu bekommen, ist es dann entsprechend wichtig, diese kostbare Beobachtungszeit möglichst effizient zu nutzen. Da kosmische Objekte nur weniger als ein halbes Jahr lang beobachtbar sind, bedeutet dies zusätzlichen Druck, die Beobachtungen erfolgreich abzuschließen. Denn bei Misserfolgen muss erst wieder neue Teleskopzeit für das nachfolgende Jahr eingeworben werden. Obwohl man seine Beobachtungen oft sehr genau vorbereiten kann, kann das Wetter natürlich nicht genau vorhergesagt oder gar geändert werden. Wenn die Wolken sich einfach nicht verziehen wollen, es gar regnet oder schneit, hat man einfach Pech gehabt. In solchen Fällen bleibt dem Beobachter nichts anderes übrig, als auf besseres Wetter zu warten und einen neuen Beobachtungsantrag vorzubereiten. Einige der kleineren Teleskope, um die der Wettbewerb für Beobachtungszeit weniger groß ist, vergeben automatisch zusätzliche Nächte, um das schlechte Wetter gegebenenfalls auszugleichen. Eine Garantie ist dies allerdings auch nicht. Im Falle von technischen Problemen, die leider immer mal wieder auftreten, gilt das Gleiche. Verlorene Zeit wird offiziell in den Beobachterbericht eingetragen, aber Ersatzzeit gibt es nicht.
    Um diesem Problem entgegenzuwirken und die Beobachtungen effizienter und wetterunabhängiger zu gestalten, sind an einigen Teleskopen bestimmte Beobachtungsstrategien eingeführt worden. Dabei beobachtet der Astronom seine Objekte nicht mehr selbst vor Ort, sondern lässt dies vom Teleskoppersonal erledigen. Dieses sogenannte »queue«-Beobachten, eine Art Warteschlangenstrategie, ermöglicht, dass die verschiedensten Beobachtungsprogramme genau auf die jeweiligen Wetterbedingungen abgestimmt werden können. Denn verschiedene Beobachtungen benötigen sowohl verschieden gute Wetterbedingungen wie auch unterschiedliche Mondphasen und bestimmte Nachtzeiten, in denen das Objekt beobachtet werden kann. Für diese Art des Beobachtens ist es vonnöten, dass alle Beobachtungen schon vor Beginn eines Beobachtungssemesters genauestens geplant und an die Teleskopbetreiber weitergeleitet wurden. Dieses geschieht mittels ausgeklügelter Software, die man auf seinen eigenen Computer herunterladen kann. Dann wird jede einzelne Belichtung z.B. als sogenannter »Observing Block« vorbereitet, und alle technischen Details sowie Wetterbedingungen und Mondphasen werden spezifiziert. Wenn alles fertig ist, werden die Beobachtungsanweisungen an das Observatorium geschickt, und man braucht sich selbst nicht weiter darum zu kümmern. Das Gleiche gilt natürlich für sämtliche Beobachtungen mit Weltraumteleskopen und Satelliten, bei denen alle Beobachtungen vom jeweiligen Kontrollzentrum aus gesteuert werden.

Abb. 7.F
    Diese Strategie hat zur Folge, dass man als Beobachter nicht mehr die oft recht weite Reise zum Teleskop auf sich nehmen muss. Wenn man ein- oder zweimal im Jahr z.B. nach Chile zu den Teleskopen fliegen muss, sind diese Reisen spannend und interessant. Wenn man allerdings viel häufiger um den Erdball jetten muss, kann das Reisen ziemlich anstrengend und vor allem auch teuer werden. Zu den Reisestrapazen kommen nämlich die des Beobachtens hinzu. Im chilenischen Winter ist es für 12 Stunden dunkel. Das bedeutet, dass man als Beobachter nicht nur 12 lange Stunden nachts im Kontrollraum des Teleskops sitzt, sondern auch noch einige Stunden am Nachmittag, um Kalibrationsmessungen für die kommende Nacht aufzunehmen und die Beobachtungen vorzubereiten. Alles in allem hat man dann Arbeitsnächte von ca. 16 Stunden. Wenn man von den USA aus nach Chile reist, erlebt man praktisch keine Zeitverschiebung. Da Astronomen aber nachts an ihrem Teleskop sitzen, erlebt man einen »Beobachter-Jetlag« von 12 Stunden. Dementsprechend ist besonders die zweite Hälfte dieser langen Nächte sehr anstrengend, weil man meist ziemlich müde ist. Aber die Aussicht auf neue, spannende Daten oder manchmal auch unerwünschte technische Probleme müssen einen eisern bis zum Morgengrauen durchhalten lassen, nur um dann für einige Stunden ins Bett zu fallen und wieder aufzustehen und die nächste Nacht vorzubereiten. Ein nicht zu vernachlässigender wichtiger Vorteil ist es aber, dass man

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