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Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Titel: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Proust
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Ereignisse in Combray spielen von 1890-1894 und jene in Paris 1895; die in der Eingangsszene heraufbeschworene »lange Zeit« muß nach dem Aufenthalt Marcels in Venedig (1902) liegen.

    Die in die Jahre 1909-1913 fallende Entstehung von Swann kann innerhalb von Prousts Schaffen nicht isoliert betrachtet werden. Sie steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Projekt eines Werks über den Literaturkritiker Sainte-Beuve, mit dem Proust sich 1908-1909 beschäftigte, weist aber gleichzeitig auf frühere Arbeiten zurück: einige im Jahre 1908 entworfene Romanszenen, die Pastiches (1908), einige Zeitungsartikel aus den Jahren 1906-1908, die Salon-Chroniken im Figaro (1903-1905), die Ruskin-Studien (1900-1905), vor allem aber auch die Entwürfe zu einem Roman ( Jean Santeuil) aus den Jahren 1895-1900 und nicht zuletzt Freuden und Tage (1896). Außerdem sind bei der Arbeit an Swann Texte entstanden, die Proust aus dem ursprünglich geplanten Kontext wieder herausgelöst und in spätere Bände der Recherche verschoben hat.
    Mit dem Tod seiner Mutter am 26. September 1905 beginnt in Prousts Leben eine Phase, die von den Biographen als Krise beschrieben wird, innerhalb der Werkbiographie jedoch als jene Zeit gelten kann, in der der zukünftige Autor von À la recherche du temps perdu den Weg zu sich selbst und damit zu seinem eigenen literarischen Ausdruck gefunden hat. Bei diesem Prozeß der Selbstfindung verknüpfen sich Leben und Schreiben in besonderem Maße, drehen sich doch die Texte aus dieser Zeit im wesentlichen um die problematische Bindung und die nicht weniger problematische Loslösung von der Mutter, ein Thema also, das zwar Proust ganz persönlichbetrifft, gleichzeitig aber im Zentrum der damaligen psychologischen Forschung steht, einer Forschung, mit der Proust einigermaßen vertraut war. So trägt er sich 1906 mit dem Gedanken, gemeinsam mit dem Dramatiker René Peter ein Stück über den »Sadismus« zu schreiben, wobei Proust mit diesem Begriff, wie später in der Szene von Montjouvain aus Swann , Profanierung (hier der Ehegattin) meint. Um das Thema Muttermord geht es dann – vielleicht auch unter dem Eindruck von Oscar Wildes »Ballade vom Zuchthaus zu Reading« (1898 im Mercure de France erschienen) und Dostojewskis Brüder Karamasow (1906 in neuer Übersetzung aufgelegt) – in dem 1907 im Figaro erschienen Artikel »Sohnesgefühle eines Muttermörders« (vgl. Nachgeahmtes und Vermischtes ), der auch auf die Erzählung »Das Bekenntnis eines jungen Mädchens« in Freuden und Tage zurückweist, wo Proust die sexuellen Begierden einer jungen Frau dem entsetzten Blick ihrer Mutter aussetzt, worauf diese vom Schlag getroffen zusammenbricht. Ein anderer Artikel aus dem Jahr 1907, »Tage des Lesens«, nimmt – in Form eines Bravourstücks – das Thema des unterbrochenen Telefongesprächs mit der Mutter aus Jean Santeuil wieder auf, das die Vorlage bildet zu einer analogen Szene in der Recherche , diesmal zwischen Marcel und seiner Großmutter. Ebensosehr auf die Recherche weisen im selben Artikel die Betrachtungen über die Poesie der Namen. Einen dritten Aufsatz aus dem Jahr 1907, »Impressions de route en automobile« (vgl. Nachgeahmtes und Vermischtes ), hat Proust beinahe wörtlich in den ersten Teil seines Romans eingefügt.
    Zu Beginn des Jahres 1908 unternimmt Proust nach beinahe zehnjähriger Pause einen weiteren Versuch mit der Gattung Roman. Im Gegensatz zu Jean Santeuil erzählt er nun in der ersten Person, doch ist die Arbeitsweise dieselbe geblieben: auf losen Blättern entwirft er einzelne, vorläufig kaum miteinander verbundene Szenen und Episoden. In einer Agenda, die Philip Kolb unter dem Titel Carnet de 1908 herausgegeben hat, notiert er im Juli 1908: » Geschriebene Seiten / Robert und das Zicklein, Mama verreist. / Die Gegend von Villebon und die Gegend von Méséglise. / Das Laster als Zeichen und als Zugang zum Verständnis des Gesichts. Eine Frau zu besitzenbedeutet Enttäuschung, das Gesicht küssen. / Meine Großmutter im Garten, das Abendessen mit Monsieur de Bretteville, ich gehe hinauf, das Gesicht Mamas damals und seither in meinen Träumen, ich kann nicht einschlafen, Zugeständnisse usw. / Die Familie Castellane, Hortensien der Normandie, die englischen, die deutschen Schloßherren; die Enkelin Louis-Philippes, Fantaisie, das mütterliche Gesicht in einem lasterhaften Enkel. / Was mich die Gegend von Villebon und die Gegend von Méséglise gelehrt haben.« Bernard de Fallois,

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