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Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Titel: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Proust
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III einen Band mit La Prisonnière und Albertine disparue ; ebenso folgerichtig läßt sie die Ausgabe »letzter Hand« mit Albertine disparue abbrechen. Um die Kontinuität der Handlung zu wahren, setzt die Ausgabe nach La Prisonnière noch einmal ein und bringt – nun in der Fassung des »manuscrit au net« – La Fugitive und Le Temps retrouvé . Eine Synopse der Kurzfassung (Typoskript) und der Langfassung (Manuskript) mit allen Streichungen und Zusätzen gibt Jean Milly in seiner 1992 bei Honoré Champion erschienenen Ausgabe von Albertine disparue . Pierre-Edmond Robert und besonders Giovanni Macchia haben jedoch die auf den ersten Blick überzeugende These vertreten, bei dem von Proust bearbeiteten Typoskript handle es sich nicht um einen Band der Recherche , sondern um den dritten Teil des Albertine-Romans für Les Œuvres libres . Bei genauerem Hinsehen zeigt sich allerdings, daß sich Proust in den Randnotizen eindeutig an »Monsieur Gallimard« und nicht an den Herausgeber der Œuvres libres wendet. Erstaunlicherweise hat auch Robert Prousts Artefakt aus dem Jahr 1925 seine Verfechter gefunden, stützt sich doch die 1989 erschienene, von Anne Chevalier betreute Ausgabe von Albertine disparue in der neuen, vierbändigen Ausgabe der Bibliothèque de la Pléiade wieder vermehrt auf die Erstausgabe beziehungsweise das von Prousts Bruder bearbeitete Typoskript.
    Welche Fassung soll nun – und in welcher Gestalt – dem Leser der Frankfurter Ausgabe vorgelegt werden? Die Fassung »letzterHand«, bei der die Kontinuität der Handlung verlorengeht? Die Manuskriptfassung, in der wesentliche Teile des Venedig-Kapitels fehlen? Oder beide Fassungen, wie in der Ausgabe von Nathalie Mauriac Dyer? Soll im weiteren auf Zusätze und Streichungen im Text selbst oder aber in den Anmerkungen hingewiesen werden? Im Bewußtsein, dadurch ein weiteres Artefakt zu produzieren, haben wir uns für eine Art Mischlösung entschieden. Als Textbasis dient die Fassung des »manuscrit au net«, wobei die Ungereimtheiten des Manuskripts (einmal Touraine, einmal Nizza; einmal Tochter, einmal Nichte Jupiens usw.) nicht korrigiert werden. Die Zusätze und Neufassungen Prousts im Typoskript sind mit spitzen Klammern gekennzeichnet und mit einer Anmerkung versehen. Dabei ist nicht immer auszumachen, ob der Zusatz im Hinblick auf die ursprünglich geplante Langfassung oder die Kurzfassung erfolgte. Zusätze, die eindeutig der Kurzfassung zuzuordnen sind, stehen in einer Anmerkung. Auf Streichungen im Typoskript wird in den Anmerkungen verwiesen. Auf diese Weise verfügt der Leser über ein Textkorpus, das ihm erlaubt, sowohl – unter Auslassung der in spitzen Klammern stehenden Passagen – die Manuskriptfassung als auch – unter Einschluß dieser Passagen – die erweiterte Fassung des Typoskripts und schließlich – unter Zuhilfenahme der Anmerkungen – die Kurzfassung des Typoskripts zu lesen. Für einen genaueren Vergleich der verschiedenen Fassungen müssen aber in jedem Fall die erwähnten französischen Ausgaben herangezogen werden, in erster Linie jene von Nathalie Mauriac Dyer und von Jean Milly.
    Von dem Gespräch zwischen Monsieur de Norpois und Madame de Villeparisis in der Venedig-Episode legen wir drei Fassungen vor: zuerst (im Kontext des Romans) die Neufassung aus dem Typoskript, dann (als Zusätze) die ursprüngliche Version aus dem Manuskript und jene aus »Mme de Villeparisis à Venise« beziehungsweise aus »À Venise«. In der letztgenannten Version dreht sich das Gespräch um Fiume und d’Annunzio, das heißt die politische Aktualität von 1919; in jener des Manuskripts um die Marokkokrise von 1905; in der Neufassung dann um meist nicht näher präzisierte Namen und Ereignisse der Jahrhundertwende, der Zeit also, in der die Handlung spielt.
    Die vorliegende Ausgabe folgt der Übersetzung von Eva Rechel-Mertens aus dem Jahr 1957 ( Die Entflohene ). Der Text wurde revidiert und stellenweise neu gefaßt. Eine Übersetzung des Artikels »À Venise« findet sich in dem Band: Marcel Proust, Der gewendete Tag [26]; die Fassung letzter Hand von Albertine disparue diente als Vorlage für den dritten Teil, »Die Flucht«, des Bandes: Marcel Proust, Albertine [27].

    Ohne dem Leser die von der Anlage des Romans her intendierte Erinnerungsarbeit vorenthalten zu wollen, haben wir die von Marcel erinnerten Momente seines Lebens mit Albertine beziehungsweise die Verweise Prousts auf vorangehende Bände der Recherche nachgewiesen.

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