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Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Titel: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Proust
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Herausgeber der Frankfurter Ausgabe hat sich zwar mit Freuden und Tage sowie in einigen Zusätzen zu Jean Santeuil selbst als Übersetzer versucht; sonst aber hat er sich darauf beschränkt, die Übersetzungen anderer zu überprüfen, nicht ohne bald sachte, bald massiv in die Vorlage einzugreifen – unter tatkräftiger Mithilfe Sibylla Laemmels und des Lektorats. Dabei diente die Arbeit an den Pastiches, den vermischten Schriften, den Essays, an Jean Santeuil und den Entwürfen zum Gegen-Sainte-Beuve als Einübung in die Hauptaufgabe, nämlich die Revision der Rechel-Mertensschen Übersetzung von À la recherche du temps perdu . Die ursprüngliche Absicht, nur eigentliche Übersetzungsfehler zu korrigieren, mußte bald aufgegeben werden; denn es wurde deutlich, daß der kanonische Text aus den fünfziger Jahren einer durchgängigen Revision bedurfte. So wurden zahllose überflüssige Füllwörter gestrichen; unnötig komplizierte Wendungen wurden vereinfacht; Proustsche Wortwiederholungen, die die Übersetzerin in guter Oberschultradition vermieden hatte, wurden wieder eingeführt. Physisches wurde in der Revision physischer, Metaphysisches metaphysischer. Auch das Kulinarische bedurfte einiger Nachbesserung. Trotz der vielgelobten Treue Eva Rechel-Mertens’ zur Proustschen Syntax wurden bei der Revision auch Sätze verändert, besonders wenn – im Französischen völlig ungezwungen, im Deutschen aber sehr holperig – mehrere Nebensätze ineinander verschachtelt werden. Während beim Satzanfang die Übersetzerin (wie übrigens auch Michael Kleeberg in seiner Übersetzung des ersten Teils der Recherche ) die Proustsche Folge von temporalen, relativen und partizipialen Nebensätzen oft überdeutlich nachzeichnet, hält sie sich am Satzendean die Regeln der deutschen Grammatik und verpaßt so manche Proustsche Pointe.
    Zur Übersetzung Prousts ins Deutsche gibt es eine reichhaltige Literatur, von dem Verriß Schottlaenders durch Ernst Robert Curtius zu dessen Elogen der Rechel-Mertensschen Übersetzung oder auch von den Verrissen neuerer Proust-Übersetzungen durch Hanno Helbling in der Neuen Zürcher Zeitung (zuletzt Die Gefangene und Michael Kleebergs Neuübertragung mit dem Titel Combray ) zu der Eloge der Frankfurter Ausgabe durch Wolfgang Matz in der Neuen Rundschau . Wie weit die revidierte Fassung der Frankfurter Ausgabe von der Vorlage abweicht, läßt sich durch einen einfachen Textvergleich ohne weiteres feststellen. Man kann es auch bei Wolfgang Matz nach- oder an den folgenden Beispielen ablesen.
    Der Schluß des zweiten Abschnitts der Laterna-magica-Episode lautet bei Proust: »Le corps de Golo lui-même, d’une essence aussi surnaturelle que celui de sa monture, s’arrangeait de tout obstacle matériel, de tout objet gênant qu’il rencontrait en le prenant comme ossature et en se le rendant intérieur, fût-ce le bouton de la porte sur lequel s’adaptait aussitôt et surnageait invinciblement sa robe rouge ou sa figure pâle toujours aussi noble et aussi mélancolique, mais qui ne laissait paraître aucun trouble de cette transvertébration.« ( Du côté de chez Swann [3], Bd. I, S. 10.)
    Bei Rudolf Schottlaender: »Golos Leib selber, nicht minder übernatürlichen Wesens als der seiner Mähre, wurde mit jedem materiellen Hindernis, jedem störenden Gegenstand, auf den er stieß, fertig, indem er ihn wie ein Gerippe nahm und ihn sich einverleibte – den Knopf an der Tür nicht ausgenommen, über den er sich urplötzlich, schmiegsam-unbesieglich hinüberwand mit seinem roten Gewande oder seinem bleichen Antlitz, das immer gleichmäßig vornehm und melancholisch blieb und sich von dieser Rückgratsdurchstoßung nie irgendwie erschüttert zeigte.« ( Der Weg zu Swann , Berlin, Die Schmiede, 1926, S. 16-17.)
    Bei Eva Rechel-Mertens: »Aus ebenso unwirklichem Stoff gemacht wie sein Reittier, wußte sich Golos Körper mit jedem materiellen Hindernis, jedem störenden Gegenstand abzufinden, indem er sie einfach als Knochengerüst in sich hineinschluckte, und wäre es der Knopf an der Tür; auf der Stelle ihrer Form sich fügend, schwamm in unzerstörter Deutlichkeit sein rotes Gewand oder sein blasses, immer gleich vornehmes und gleich melancholisches Gesicht, dem keinerlei Aufregung wegen dieser Rückgratsvertauschung anzusehen war, über ihre Oberfläche hin.« ( In Swanns Welt (1953), »suhrkamp taschenbuch«, S. 18.)
    In der Frankfurter Ausgabe: »Selbst Golos Körper, von ebenso übernatürlichem

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