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Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilmour
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Mittelitalien Rom und sein Hinterland kontrollierten. Papst Stephan II. reiste also ins Frankenreich, wo er den fränkischen Hausmeier Pippin den Jüngeren zum König salbte und dafür militärische Hilfe gegen die Langobarden erhielt. Damit begründete er eine Tradition des päpstlichen Hilferufs an ausländische Mächte sowie die Tradition französischer Invasionen in Italien, die sich beide einer langen Geschichte erfreuten und bis ins 19. Jahrhundert fortdauerten. Pippin führte zweimal eine Armee nach Italien, um die Feinde des Papstes zu schlagen, aber es blieb seinem Sohn Karl dem Großen vorbehalten, 773 in Italien einzufallen, Pavia zu erobern und das langobardische Königreich hinwegzufegen.
    Im folgenden Jahr reiste Karl, nun schon König der Franken, nach Rom, wo er zusätzlich den Titel König der Langobarden erhielt. Und bei einem späteren Besuch in der Stadt ließ er seinen Sohn, der wie sein Großvater Pippin hieß, zum König von Italien krönen. Aus dem Regnum Langobardorum wurde das Regnum Italiae, das vom restlichen Reich getrennt verwaltet wurde. Dennoch galt sein Interesse weniger Italien selbst als vielmehr dessen Rolle inseinem Plan für eine Renovatio Imperii, die Wiederherstellung des Römischen Imperiums. Das Ziel seiner langen obsessiven Laufbahn als Heerführer, zu der 18 Schlachten allein gegen die Sachsen zählten, war die Wiedereroberung des Weströmischen Reiches, als dessen Erbe er sich betrachtete. Tatsächlich brachte er einen Großteil davon unter seine Gewalt, mit Ausnahme Britanniens, weiter Teile der Iberischen Halbinsel und der byzantinischen Gebiete in Süditalien. Am Weihnachtstag des Jahres 800 kehrte er nach Rom zurück, wo er sich zum Römischen Kaiser krönen ließ, was den anderen Kaiser in Konstantinopel schwer verärgerte.
    Die Allianz zwischen den Franken und dem Papsttum brachte zwei folgenschwere Ideen hervor, die zwei machtvolle Institutionen begründeten: die Idee einer Universalmacht, deren Verkörperung, das Heilige Römische Reich, erst 1000 Jahre später durch Napoleon ausgelöscht wurde, und die Idee einer päpstlichen Territorialmacht, die noch sehr viel länger überlebte. Auch wenn die Beziehung aus der Not geboren war und in freundschaftlichem Einvernehmen begründet wurde, entwickelte sich daraus ein Wettstreit mit wechselndem Glück für beide Seiten, der erst endete, als Kaiser Karl V. mehr als 700 Jahre später den Sieg davontrug. Dieser langwierige Machtkampf war ein entscheidender Faktor in der Geschichte der Zerrissenheit Italiens.
    Das Papsttum verdankte seinen Aufstieg mehreren kühnen Behauptungen: dass der heilige Petrus Bischof von Rom gewesen sei (wofür es kaum Beweise gibt), dass Jesus ihm Vorrang vor allen anderen Aposteln gegeben habe (was fraglich ist – die anderen Apostel bekamen davon offenbar nichts mit) und dass die Nachfolger Petri (wenn sie denn seine Nachfolger waren) eine göttliche Vollmacht zur universellen Gerichtsbarkeit über die Kirche und zur Oberhoheit über die Monarchen der Christenheit im Westen erhalten hätten. Das Glück begünstigte die Anmaßung der päpstlichen Suprematie, vor allem nachdem drei rivalisierende Patriarchate (Antiochia, Jerusalem und Alexandria) im 7. Jahrhundert unter muslimische Herrschaft fielen und ein viertes (Konstantinopel) sich 1054 durch ein Schisma von der Römischen Kirche trennte. Während der Anspruch des Papstes, »Stellvertreter Christi« zu sein, durch eine bemühte Interpretation des Neuen Testaments noch zu rechtfertigen wäre, kann niemand behaupten, Jesus habe Petrus und seine Nachfolger zu Herrschern eines irdischen Staates bestimmt. Eine weitere Kühnheit war vonnöten, um die weltliche Macht des Papsttums zu legitimieren.
    Im Jahr 754 eroberte der fränkische Hausmeier Pippin in Mittelitalien Gebiete, die zum Exarchat von Ravenna gehört hatten, und sie Papst Stephan versprochen. Diese sogenannte Pippinsche Schenkung wurde 20 Jahre später durch seinen SohnKarl den Großen bekräftigt und erweitert (ohne dieses Versprechen wirklich zu erfüllen). Da aber die fränkischen Hausmeier damals in Italien keine Rechte hatten, ließe sich argumentieren, dass ihre Schenkungen vormals byzantinischer Gebiete nicht rechtskräftig waren. Es bedurfte einer älteren und höheren Autorität, und nun trat die Konstantinische Schenkung auf den Plan, ein Dokument, mit dem angeblich der ehrfurchtgebietende römische Kaiser des 4. Jahrhunderts zum Dank für seine Genesung von der Lepra dem

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