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Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilmour
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populär genug, um ganz Italien zu halten.
    Im Jahr568 führte der Langobardenkönig Alboin sein germanisches Volk aus dem Donautal über die Julischen Alpen ins nordöstliche Italien. Ihr Vorstoß traf auf wenig Widerstand, und so hatten sie bis zum Ende des folgenden Jahres sämtliche italienischen Städte nördlich des Po erobert, außerdem Pavia, das sie 572 einnahmen und später zu ihrer Hauptstadt machten. Von hier aus wagten sich langobardische Gruppen weiter in den Süden vor und errichteten schließlich in Spoleto und in Benevent unabhängige Herzogtümer. Das langobardische Königreich im Norden und das römisch-byzantinische Exarchat mit begrenztem Einfluss existierten fast 200 Jahre lang nebeneinander – eine eher unbehagliche Koexistenz, die aber immerhin so lange währte, dass den Kernländern beider Regionen ihre Namen – Romagna und Lombardei – auf Dauer erhalten blieben. Doch der langobardische König übte kaum die weitreichende Autorität eines Theoderich aus. Er war der König seines Volkes (rex gentis langobardorum) , nicht der König von Italien, und große Teile des Südens entzogen sich seiner Kontrolle. Sogar in den langobardischen Gebieten leisteten ihm die Herzöge häufig Widerstand, nicht nur jene von Spoleto und Benevent, sondern auch mehrere andere, die über die Herzogtümer und Stadtstaaten Italiens herrschten. So einflussreich waren diese Magnaten, dass gegen Ende des 6. Jahrhunderts die Langobarden zehn verheerende, gesetzlose Jahre lang damit experimentierten, den Herzögen allein die Herrschaft zu überlassen.
    Im Norden und im Zentrum der Halbinsel begann die Macht von Byzanz Anfang des 8. Jahrhunderts zu bröckeln. Im Jahr 727 rebellierte Ravenna gegen das byzantinische Bilderverbot, und der Exarch wurde getötet. Eine Generation später fiel die Stadt an die Langobarden, und damit gingen 350 glanzvolle Jahre als Hauptstadt des Römischen Reiches, des ostgotischen Königreichs und des byzantinischen Italien zu Ende. Im Süden aber hielt sich das Byzantinische Reich länger als die Langobarden im Norden, es konnte sein Territorium sogar ausdehnen. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts gehörten Apulien, Lukanien und Kalabrien zu seinen Herrschaftsgebieten, sie alle unterstanden der kirchlichen Kontrolle durch Konstantinopel und nicht etwa durch Rom. Das Byzantinische Reich hatte auch Sizilien in seinem Besitz, und Syrakus, eine der größten Städte des Mittelmeerraums, war im 7. Jahrhundert für kurze Zeit seine Hauptstadt. Aber dann eroberten Araber aus Nordafrika die Insel, und im Jahr 902 kapitulierte als letzter Brückenkopf Taormina. Muslimische Heere nahmen auch mehrere Städte Apuliens ein und errichteten 841 in Bari ein Emirat. Sie wurden schließlich von einer christlichen Streitmacht vertrieben, und Bari wurde für weitere zwei Jahrhunderte zum Zentrum der byzantinischen Territorienin Italien. Im Jahr 1071 aber erlitten die Byzantiner zwei Niederlagen an den äußersten Enden ihres Reiches: Im Osten wurden sie von den Seldschuken, im Westen von den Normannen besiegt, die Bari eroberten und anschließend in Süditalien ein stabiles Königreich errichteten.
    So trat ein Weltreich von der politischen Bühne des Westens ab, auch wenn das Herzogtum Venedig weiter in seinem Einflussbereich blieb. Jahrhunderte später wurde Byzanz von Gibbon, Montesquieu und anderen Schriftstellern der Aufklärung als korrupt, ränkevoll, schwach und zermürbend bürokratisch verurteilt. Sogar das Adjektiv byzantinisch bekam einen abwertenden Beigeschmack, auch wenn Byzanz und die großen Geister Konstantinopels in der Dichtung von W. B. Yeats rehabilitiert wurden. Dennoch scheint es ungerecht, derart beleidigende Attribute auf ein Reich anzuwenden, das sich 1000 Jahre länger gehalten hat als sein westliches Gegenstück und gezwungen war, einen Großteil seiner Kraft für die Abwehr von Invasoren (Persern, Hunnen, Bulgaren, Goten, Langobarden, Arabern, Normannen, Venezianern, Kreuzfahrern sowie seldschukischen und osmanischen Türken) einzusetzen. Durch seinen Widerstand gegen arabische Armeen im 7. und 8. Jahrhundert schützte Byzanz nicht nur sich selbst, sondern die Christenheit und die Zukunft des christlichen Europa. *45 Mitte des 8. Jahrhunderts konnten die langobardischen Könige ihre Territorien noch erweitern, aber schon eine Generation später verloren sie alles, auch ihre Krone. Mit ihrem Vorstoß nach Süden beunruhigten sie die Päpste, die seit der Vertreibung der Byzantiner aus

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