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Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilmour
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beliebtes Motiv für Maler und Schriftsteller. Die Schlacht inspirierte Verdi auch zu einer seiner weniger berühmten Opern, La battaglia di Legnano, in der ein Chor aus Kriegern des Lombardischen Bundes das Viva Italia anstimmt:

    Es lebe Italien! Ein heiliger Bund
    vereinigt alle Söhne des Landes.
    Endlich hat er aus so vielen
    ein Volk von Helden gemacht!
    Entrollt die Banner auf dem Schlachtfeld,
    unbesiegte Liga der Lombarden!
    Möge ein Schauer den grausamen
    Barbarossa erfassen!. *46

    Diese schmachvolle Niederlage zwang den Kaiser zu Verhandlungen, und im Frieden von Konstanz 1183 gestand er den Städten das Recht zu, ihre Regierungen zu wählen, eigene Gesetze zu machen und ihr Gebiet selbst zu verwalten. Die Zugeständnisse seiner Gegner waren rein formell oder unwichtig: darunter ein Treueid und das Versprechen, den künftigen Kaisern auf dem Weg zu ihrer Krönung in Rom einen bestimmten Geldbetrag zur Verfügung zu stellen. Wie der Historiker Giuliano Procacci resümiert, »erkannten die Stadtstaatendie kaiserliche Oberhoheit zwar an, konnten dafür aber ihren Besitzstand an Regalien bewahren«. *47 Sieben Jahre später starb Barbarossa. Auf seinem Weg zum Dritten Kreuzzug ertrank er in einem Fluss in Anatolien, aber seine italienischen Ambitionen lebten in der Person seines Enkels weiter, Kaiser Friedrich II., der ebenfalls vergeblich versuchte, den Städten Norditaliens zu drohen.
    Die Kriege zwischen Barbarossa und den Kommunen waren Teil eines größeren Kampfes: der Auseinandersetzung des Römischen Kaisers mit dem Papsttum, weil es den Lombardischen Bund unterstützt hatte. Wie so viele Konflikte auf italienischem Boden wurde auch dieser auf die internationale Ebene verlagert. Etliche Päpste riefen deutsche und französische Fürsten zu Hilfe. Die rivalisierenden Lager in den italienischen Städten prägten mit irritierendem Rückgriff auf die Vergangenheit bald Kurzformeln ihrer Identität. Die Papstanhänger waren die Guelfen, benannt nach dem fränkischen Geschlecht der Welfen mit Otto IV., der Anfang des 13. Jahrhunderts für kurze Zeit Kaiser war, sowie dem Haus Hannover, das im 18. und 19. Jahrhundert in Großbritannien regierte. Der Name ihrer Gegner, der kaisertreuen Ghibellinen, war noch weiter hergeholt und ging auf die Stauferstadt Waiblingen zurück. Aber in ihrem Kampf, der sich durch das ganze Mittelalter hinzog, waren die italienischen Guelfen und Ghibellinen viel stärker von lokalen Streitigkeiten motiviert als von Bindungen an ferne Päpste oder deutsche Kaiser.
    Als Papst Leo III. Karl den Großen krönte, lag es auf der Hand, dass die Franken, die das Papsttum vor den Lombarden gerettet hatten, in dieser Allianz die mächtigeren Partner waren. Leos Nachfolger versuchten, die Rollen zu tauschen, und forderten das Recht, den Kaiser zu bestimmen. Im 11. Jahrhundert behaupteten sie, der Kaiser müsse seine Macht vom Papst verliehen bekommen, weil dieser als Stellvertreter Christi auf Erden die höchste Autorität der Christenheit war. Macht ging mit Stolz und Ansehen einher. Gregor VII., Papst (1073 – 1085) und später heiliggesprochen, beanspruchte das alleinige Recht, den Klerus mit Klöstern, Bistümern und anderen Kirchenämtern auszustatten. Weltliche Herrscher, die ihm nicht gehorchten, wurden exkommuniziert. Heinrich IV., der die Politik seines Vaters Heinrichs III. weiterführen wollte, Päpste und Bischöfe einfach ein- und abzusetzen, forderte Papst Gregor VII. zur Abdankung auf und nannte ihn einen »falschen Mönch«. Im Gegenzug exkommunizierte der Papst den deutschen König und ermutigte dessen Untertanen zur Rebellion. Erschrocken über diese Bedrohung seiner Macht in Deutschland, entschuldigte sich der zerknirschte Heinrich IV. beim Papst und harrte drei Tage im Schnee vor der Burg Canossa aus, bis Gregor VII. ihn schließlich vom Kirchenbann befreite.Doch schon drei Jahre später haderten sie wieder miteinander, und Heinrich IV. wurde abermals exkommuniziert. Diesmal reagierte Heinrich mit einem Angriff auf Rom und der Einsetzung eines Gegenpapstes, der ihn endlich zum Kaiser krönte. Bald aber wurde er von den Bündnispartnern des eigentlichen Papstes, den Normannen, vertrieben, die große Teile der Stadt niederbrannten. Der Streit zwischen Heinrich IV. und Gregor VII. war kein Einzelfall. Das Mittelalter ist reich an Kaisern, die Päpste einsetzten und absetzten, und an Päpsten, die Kaiser und andere Monarchen mit dem Kirchenbann belegten.
    Ein weiterer

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