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Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilmour
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Wilhelm der Böse bekannt wurde. Rogers Enkel Wilhelm II. dagegen erhielt den Beinamen »der Gute«, weil er mit seinen Widersachern milder umging. Da nach der Schlacht von Legnano, also dem Sieg der lombardischen Städte gegen Friedrich Barbarossa, keine Bedrohung mehr für Italien bestand, beschloss Wilhelm, seine Tante Konstanze mit Heinrich VI., dem Erben des Kaiserthrons, zu verheiraten, denn seine eigene Ehe blieb kinderlos. Auf diese Weise konnte ein Sohn aus dieser Verbindung nicht nur König von Sizilien,sondern auch deutscher König, König von Italien und Kaiser des Heiligen Römisches Reichs werden. Diese Aussicht auf einen Kaiser, der die Gebiete nördlich und südlich des expandierenden Kirchenstaats beherrschte, beunruhigte selbstverständlich Papst Coelestin III. Zunächst beförderte er einen rivalisierenden Anwärter (ein uneheliches Kind aus dem Geschlecht der Hauteville) auf den sizilianischen Thron und versuchte dann, Heinrichs Plan, seinen Sohn Friedrich zum deutschen König wählen zu lassen, zu durchkreuzen. Friedrich wurde 1196 im Alter von zwei Jahren von den Kurfürsten zum König gewählt, aber mit dem Tod seiner Eltern (Friedrich war erst vier Jahre alt) und nach Konstanzes Entscheidung, den nächsten Papst, Innozenz III., zum Vormund des Kindes zu machen, war der unausweichlich scheinende Konflikt erst einmal aufgeschoben.
    Das Kind wuchs zum charismatischen Kaiser Friedrich II. heran, ein Monarch, dessen umfassende Bildung und Gelehrsamkeit alle anderen Herrscher seiner Zeit vergleichsweise brutal, primitiv und banausenhaft wirken ließen. Gefeiert als stupor mundi (»Staunen der Welt«), wurde er als vielsprachiger Gesetzgeber, Baumeister, Soldat, Verwalter und Wissenschaftler gepriesen. Als Vogelkundler schrieb er ein meisterhaftes Werk über die Falknerei, und er wies die Ansicht zurück, Nonnengänse kämen aus dem Meer, statt aus Eiern zu schlüpfen, und bezweifelte, dass die Jungvögel wie Fische aufwuchsen – ein Beispiel für deduktives Denken, da er ja keine Gelegenheit hatte, das Brutverhalten der Gänse oberhalb des nördlichen Polarkreises zu beobachten. Das Lob als größten unter den Fürsten des Erdkreises scheint jedoch übertrieben. Auch wenn zeitgenössische Herrscher einem Vergleich nicht standhalten konnten, so war er doch weder so weise noch so kultiviert wie sein Großvater Roger II. Friedrich wird zu Recht für seine religiöse Toleranz gerühmt, aber seine Fähigkeiten als Baumeister und als Sprachengenie wurden aufgebauscht. Wie groß seine Talente auch waren, er vermochte es nicht, die drei großen, seit langem schwelenden Probleme seiner Zeit zu lösen: die Beziehung zwischen Kaiser und Papst, die Beziehung zu den lombardischen Städten und die Beziehung zwischen Sizilien und dem Reich. Friedrich machte sich schon früh in seiner Regentschaft den Papst zum Feind, indem er seinen kleinen Sohn zum König von Sizilien krönte und ihn wenig später von den Kurfürsten zum deutschen König wählen ließ. Als er selbst 1220 im Alter von 25 Jahren zum Kaiser gekrönt wurde, sicherte er dem Papst die dauerhafte Trennung von regnum und imperium zu. Doch diese Zusicherung überzeugte Papst Gregor IX. nicht, der einst ein Freund des heiligen Franziskus und des heiligen Dominikus, jetzt aber ein dogmatisch starres und jähzorniges Kirchenoberhaupt war. 1227 exkommunizierteer Friedrich, nachdem der Ausbruch der Pest den Kaiser gezwungen hatte, einen Kreuzzug abzubrechen. Als der Kreuzzug ein Jahr später fortgeführt wurde, geriet der Papst so in Rage, weil ein Exkommunizierter diesen Zug anführte, dass er den Einmarsch in Sizilien befahl, während König und Armee für die Christenheit Krieg führten. Friedrich kehrte bald aus dem Heiligen Land zurück, wo er sich zum König von Jerusalem gekrönt hatte, besiegte die päpstliche Armee und zwang Gregor, einzulenken und den Kirchenbann aufzuheben.
    Die Waffenruhe zwischen den beiden hielt nach 1230 fast zehn Jahre lang, aber der Papst ließ nicht von seinen Bestrebungen ab, die Staufer aus Sizilien zu vertreiben und eine neue Dynastie an der Spitze des Heiligen Römischen Reichs zu fördern. Die Rückeroberung Siziliens durch Friedrich 1239 lieferte dem Papst einen Vorwand, den Kaiser erneut zu exkommunizieren und Allianzen mit den papstfreundlichen Städten im Norden zu schmieden. Gregor starb 1241, doch sein Feldzug wurde von seinem nicht minder rachsüchtigen Nachfolger Innozenz IV. fortgeführt, der Friedrich absetzte

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