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Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilmour
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Ideologien inspiriert. Die Revolte in Sizilien hatte wenig mit Mazzini zu tun. Es war eine Volksbewegung, getrieben von tiefer Abneigung gegen die Regierung in Neapel und unterstützt von der einheimischen Aristokratie, die für Sizilien die Autonomie wünschte. Ermutigt durch erste Erfolge im Streben nach einer Loslösung von der Bourbonenherrschaft, erklärte das neue Parlament die Unabhängigkeit der Insel. Aber nur wenige Bewohner wollten die Bindung an Neapel gegen eine Zugehörigkeit zu einer italienischen Föderation eintauschen.
    Auch in einigen italienischen Staaten waren die Bürger kaum an einem Herrscherwechsel interessiert. In Rom schien eine Verfassung nur ein logischer Schritt nach der Wahl des charismatischen, offenkundig liberalen Papstes Pius IX. im Jahr 1846, der die Zensur gelockert und eine Amnestie erklärt hatte und zu beweisen schien, dass Giobertis Programm doch noch eine Zukunft haben könnte. In der Toskana war der Wunsch nach einem Regierungswechsel ebenfalls gering, abgesehen von der eher untypischen toskanischen Hafenstadt Livorno. Kaum ein Patriot wollte sich gegen Großherzog Leopold II. erheben, einen gemäßigten, aufgeklärten Herrscher, der eine italienische Zollunion gefördert hatte und sogar bereit war, einer Föderation italienischer Fürsten beizutreten.
    Am ehesten an Mazzini orientiert war der Aufstand in Mailand, wo die Bevölkerung sich im März 1848 erhob und nach fünftägigen Straßenkämpfen den österreichischen Kommandanten Feldmarschall Radetzky zwang, seine Truppen aus der Stadt abzuziehen. Die Revolte griff auf andere lombardische Städte über, die mit Ausnahme der befestigten Stadt Mantua allesamt vonrevolutionären Aufständischen erobert wurden, ebenso auf die Bauern auf dem Land, die unter der jüngsten Krise der Landwirtschaft und den zunehmend schlechteren Lebensbedingungen zu leiden hatten. Mailands Schwesterstadt Venedig aber, wo schon Mazzini kaum Mitglieder für das Junge Italien hatte gewinnen können, blieb von der nationalistischen Leidenschaft praktisch unberührt. Als sich die Venezianer im März erhoben, dann nicht als potenzielle Italiener, sondern als venezianische Patrioten, die 50 Jahre nach Bonaparte endlich ihre Unabhängigkeit wiedergewinnen wollten. Fast als Einzige in Italien waren sie auf ihre vornapoleonische Vergangenheit stolz und wünschten sie sich zurück. Nach der unerwartet raschen Kapitulation der österreichischen Garnison bildeten sie eine eigene Regierung und riefen unter Begeisterungsstürmen die Repubblica di San Marco aus.
    In jedem italienischen Konflikt mit Österreich fiel Piemont die Führungsrolle zu, ein Staat mit einer starken Armee und einer langen militärischen Tradition. Um die Lage unter Kontrolle zu bekommen, eilte König Carlo Alberto den Aufständischen in Mailand zu Hilfe und erklärte Ende März dem Habsburgerreich den Krieg. Seine vorrückenden Truppen siegten in einigen Scharmützeln, während er Parma und Modena annektierte, deren Herzöge geflohen waren. Die patriotische Sache gewann im Norden rasch so viel Schwung, dass sogar der Papst und der König in Neapel zur Unterstützung Streitkräfte entsandten. Immer wieder wurde die Beteiligung des Volkes an dem Kampf hervorgehoben: die vielen tausend Freiwilligen, die blaublütige Dame, die ein eigenes Bataillon aufstellte, die Städterinnen, die in Brescia und Mailand auf den Barrikaden kämpften. Aber die große Mehrheit der Freiwilligen kam weder aus dem Süden noch vom Lande, sondern aus der gebildeten Mittelschicht des Nordens. Jedenfalls waren es insgesamt nicht viele. D’Azeglio zufolge kämpften von 25 Millionen Italienern nicht einmal 50 000 Freiwillige – für einen Befreiungskampf eine wenig beeindruckende Zahl.
    Es fing an schiefzugehen, als der Papst fand, alles gehe zu schnell. D’Azeglio, der den vorherigen Papst scharf kritisiert hatte, bewunderte Pius IX. so sehr, dass sich der 49-Jährige als Stabsoffizier zur päpstlichen Armee meldete, die unter dem Befehl von General Durando nach Norden marschierte. Pius hatte seinen Truppen eine Rolle als Verteidiger zugedacht. An der Nordgrenze des Kirchenstaats stationiert, sollten sie einen Angriff Österreichs abwehren, aber Durando und sein Stabsoffizier verfolgten eine ehrgeizigere Strategie. Als Pressesprecher, der die Verlautbarungen der Armee an die Zeitungen gab, drängte D’Azeglio den Papst, im Bündnis mit Piemont in einen Unabhängigkeitskrieg einzutreten. Er kündigte daher an, Pius

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