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Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilmour
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IX. werde einen Kreuzzug für Gott und Italien ausfechten und gemeinsam mit Carlo Alberto die Österreicher von der Halbinsel vertreiben. Diese Verlautbarung erzürnte den Papst. Es fiel ihm nicht schwer, sich zwischen einem verhaltenen Patriotismus für Italien und seinen Verpflichtungen als Oberhaupt der katholischen Kirche zu entscheiden. Ende April erklärte er in einer Allokution, seine Haltung sei falsch dargestellt worden. Einen Krieg gegen das katholische Österreich zu führen liege ihm fern, und selbst wenn Italien eines Tages geeint sein sollte, wolle er keinesfalls eine Führungsrolle übernehmen. Unterdessen war Durando jedoch ohne Befehl in habsburgisches Territorium vorgedrungen und befand sich jetzt in Venetien, wo er zwei Niederlagen gegen Österreich hinnehmen musste: In der zweiten Schlacht bei Vicenza erlitt D’Azeglio eine Schusswunde am Knie, die ihm noch viele Jahre Kummer bereiten sollte.
    Nach den ersten Siegen im Frühjahr hatten die Piemontesen eifrig Plebiszite organisiert und versucht, in Mailand, Parma und Modena die Wähler für den Anschluss an das Königreich Sardinien-Piemont zu gewinnen. Das war nicht schwer, denn jeder wusste, dass die militärische Hilfe Piemonts gegen Österreich von einem positiven Wahlausgang abhing. Sogar Venedig, das kein Interesse an einem Anschluss hatte, unterwarf sich, als heranrückende österreichische Streitkräfte mit der Rückeroberung der Terra ferma begannen. Doch das Verhalten Piemonts weckte allerorts Befremden. König Ferdinand II. zog seine neapolitanischen Truppen rasch zurück, als ihm klar wurde, dass Turin Expansionismus betrieb. Carlo Cattaneo, der Anführer der Revolution in Mailand, stellte traurig fest, dass er mit seinen lombardischen Vorbehalten gegen den piemontesischen König recht behalten hatte. Und in England schrieb Königin Victoria einen ungehaltenen Brief an ihren Außenminister Lord Palmerston: »Warum Carlo Alberto zusätzliches Territorium bekommen sollte, sieht die Königin überhaupt nicht ein.« *140
    Leider folgten auf die Annexionen des Königs von Piemont schon bald militärische Niederlagen. Im Juli wurde Carlo Alberto an der Spitze seiner Truppen bei Custoza unweit von Verona von den Österreichern unter Radetzky besiegt, ein kleiner Rückschlag, aus dem er einen großen machte, als er sich nach Mailand zurückzog, damit nicht etwa die Lombarden seine Schwäche nutzten und eine Republik ausriefen. Obwohl er sich verpflichtet hatte, die Stadt zu verteidigen, warf er sein Versprechen über Bord. Unter Preisgabe seiner neu erworbenen Gebiete unterzeichnete er einen Waffenstillstand mit Österreich und gab in aller Öffentlichkeit den Mailändern die Schuld an seinem Scheitern. Nur die Venezianer lehnten den Waffenstillstand ab und kämpften weiter.
    Auch im Süden wurdedie Revolution niedergeschlagen. Im Mai konnte sich Ferdinand der Verfassung, die er dem Volk im Februar zugestanden hatte, wieder entledigen und seine Aufmerksamkeit Sizilien zuwenden, dessen Regierung das Angebot der Autonomie unter der bourbonischen Krone verschmäht und sogar einem überraschten piemontesischen Prinzen, dem Sohn Carlo Albertos, die Herrscherwürde angetragen hatte. Im Juli marschierten Ferdinands Truppen auf der Insel ein und beschossen Messina. Großbritannien und Frankreich waren so erzürnt darüber, dass sie Ferdinand einen sechsmonatigen Waffenstillstand aufzwangen. Die sizilianische Regierung versäumte es, die Atempause zu nutzen und einen Verteidigungsplan zu entwerfen oder auch nur Waffen für ihre Soldaten zu beschaffen. Gleichzeitig wies sie eine neuerliche Offerte Ferdinands zurück, der ein eigenes Parlament und einen Vizekönig anbot. Diese Kombination von Arroganz und Unvermögen führte, ziemlich vorhersehbar, in einen raschen, demütigenden Zusammenbruch. Eine neapolitanische Streitmacht nahm Palermo kampflos ein.
    In anderen Teilen Italiens war der Geist der Revolution noch lebendig. Dem Papst erschien er so bedrohlich, dass er im November nach der Ermordung des Grafen Pellegrino Rossi, dem er die Regierungsgeschäfte übertragen hatte, Rom inkognito verließ und in der neapolitanischen Hafenstadt Gaeta Zuflucht suchte. In der Toskana, die inzwischen ebenfalls eine Verfassung hatte, hielt sich Großherzog Leopold etwas länger und führte nervös eine zunehmend radikale Regierung. Im Februar 1849, als die Volksversammlung in Florenz über seine Absetzung debattierte, floh auch er nach Gaeta.
    Im folgenden Monat

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