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Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilmour
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zu verbessern. Auch sie investierten ihre Gewinne in den Bau von Palästen und Kirchen.

AUFSTÄNDISCHES ITALIEN
    Italienische Verschwörer genossen keinen guten Ruf. Wenn »meuchlerisch« das Beiwort war, das dem archetypischen Intriganten der Renaissance angehängt wurde, so waren »Stümperei« und »Fiasko« die geeigneten Substantive zur Beschreibung der Tätigkeit von Ränkeschmieden des 19. Jahrhunderts. Verschwörer traten in unterschiedlichen Rollen in Erscheinung: als Bombenwerfer, die ihr Ziel verfehlten, als junge Männer, die ihr Leben ließen, ohne irgendetwas zu erreichen, und als Carbonari, Mitglieder eines Geheimbundes ähnlich den Freimaurern, die sich im Schattenreich von Losungen, Geheimzellen, Polizeispitzeln und versteckten Waffenlagern bewegten. Ihre Verschwörungen waren meist kurzlebig und endeten dramatisch: Zuweilen wurden sie verraten, bevor sie überhaupt in Aktion treten konnten. Oder junge Männer landeten an einer südlichen Küste, wo sie vor einer staunenden Bevölkerung Viva Italia! riefen, ehe sie festgenommen und vor ein Erschießungskommando geführt wurden. Manche von ihnen sangen, als sie in den Tod gingen, wie auf der Opernbühne im Chor, wie wunderbar es sei, für das Vaterland zu sterben.
    Nicht alle Verschwörungen endeten so. Den Soldaten unter den Ränkeschmieden war manchmal ein kurzlebiger Erfolg beschieden. Inspiriert durch die Proklamation einer Verfassung in Spanien, verbündeten sich 1820 die Carbonari in der Armee der Bourbonenherrscher mit ehemaligen Anhängern Murats und schlossen sich einem Aufstand in Neapel an. Der betagte König Ferdinand versprach zwar, eine Verfassung zu erlassen, aber die Revolutionäre fanden wenig öffentliche Unterstützung, und schon bald wurde ihr Aufstand von österreichischen Truppen niedergeschlagen. Eine Rebellion mit ähnlichem Ausgang fand im selben Jahr auch in Piemont statt. Armeeoffiziere erhoben sich, die spanische Verfassung wurde verkündet, aber dann wurde eine österreichische Streitmacht herbeigerufen und die absolutistische Herrschaft wiederhergestellt.
    Revolutionen in anderen Teilen Europas zogen zweimal Aufstände in Italien nach sich. 1820 war Spanien der Katalysator, 1830 jedoch Frankreich, wo die Julirevolution den reaktionärsten aller bourbonischen Herrscher vertrieb. Im folgenden Jahr erschütterte eine Welle von Aufständen die Poebene – in Modena, Parma und Bologna –, die wie üblich von den Österreichern mühelos unterdrückt wurden. Keine einzige Revolte hatte sich die italienische Unabhängigkeit auf die Fahnen geschrieben. Der Rückhalt in der einheimischen Bevölkerung fehlte, aber auch im übrigen Italien.
    Nach den Fehlschlägenvon 1831 zogen sich die Carbonari von der revolutionären Bühne zurück. Ihren Platz nahm Mazzini ein, der, 1830 aus Italien verbannt, nach Marseille gegangen war. Dort gründete der junge Patriot aus Genua den Geheimbund Giovine Italia (Junges Italien), der später bis zu 50 000 Mitglieder hatte und praktisch die erste politische Partei Italiens wurde. Mazzinis Organisation hatte im Unterschied zu den Carbonari ein klares Programm, das für Italien Demokratie, Einheit und im Idealfall eine Republik anstrebte, obwohl dieses Ziel nicht wesentlich war und aufgegeben werden konnte, wenn sich ein annehmbarer Monarch zur Verfügung stellte. Politik war allerdings nur ein Aspekt von Mazzinis Kampagne. Weitere Mittel, die er für notwendig hielt, um seine Ziele zu erreichen, waren Erziehung, Aufstand und Gewalt. 16
    Von Frankreich aus organisierte Mazzini Verschwörungen, die teilweise schon im Planungsstadium von den Behörden entdeckt wurden. 1833 beteiligte er sich an einer Verschwörung in Turin, die von der piemontesischen Regierung mit öffentlichen Hinrichtungen weit brutaler niedergeschlagen wurde, als Ferdinand es in Neapel oder Österreich 1821 – 1823 in der Lombardei getan hatte (wo die zum Tode Verurteilten begnadigt wurden). Mazzinis Todesurteil wurde in Abwesenheit gesprochen. Im folgenden Jahr scheiterte ein weiterer seiner Umsturzpläne in Genua, wo der junge Revolutionär Giuseppe Garibaldi der Hinrichtung entkam, nach Südamerika floh und erst 14 Jahre später nach Italien zurückkehrte.
    Nach den vereitelten Umsturzversuchen in Piemont wurde Mazzini aus Frankreich ausgewiesen und nahm Zuflucht in der Schweiz, wo er das Junge Europa gründete. Diese Organisation forderte Selbstbestimmung, Freiheit für die Unterdrückten und ein Europa der kooperierenden

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