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Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilmour
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Intervention ab, und es gelang ihm, mit seiner Politik des Gewaltverzichts die Sozialisten – und damit die Gefahr einer Revolution – zurückzudrängen. Er forderte die gemäßigten Sozialisten auf, in seine Regierung (seine letzte) einzutreten und den sozialen Frieden mitzugestalten, das Hauptziel seines politischen Wirkens. Sie lehnten erneut ab. Die größte Partei Italiens weigerte sich, Verantwortung zu übernehmen, und versetzte mit ihrem Gerede von Republikanismus und Revolution die Konservativen weiter in Angst und Schrecken. Auch als klar wurde, dass sie mit ihrer Unnachgiebigkeit das Land Mussolini in die Arme trieben, beschäftigten sie sich weiterhin lieber mit Fragen der reinen Lehre als mit dem Schicksal Italiens. Auf Lenins Anordnung aus Moskau versuchten die Extremisten, beim Parteitag in Livorno Anfang 1921 die Gemäßigten auszuschließen. Als sie bei der Abstimmung keine Mehrheit erhielten, spalteten sie sich ab und gründeten die Kommunistische Partei Italiens (Partito Comunista Italiano). Später im selben Jahr lehnten die Sozialisten eine Regierungsbeteiligung erneut ab, und im Sommer 1922 begingen sie die Dummheit, zum Generalstreik aufzurufen. Drei Jahre halsstarriger Verantwortungslosigkeit hatten jedoch inzwischen Millionen Menschen überzeugt, das liberale Italien sei ohnmächtig und reif für den Bolschewismus. Zu spät erkannten einige Sozialisten, dass sie es den fasci ermöglicht hatten, sich aus einem bunt zusammengewürfelten Haufen Unzufriedener zu einer regierungsfähigen Kraft zu entwickeln. Die deutsche Linke trug zehn Jahre später zu einer ähnlichen Entwicklung in ihrem Land bei.
    Dass Giolitti auf Streiks und Fabrikbesetzungen nicht mit Gewalt reagierte, mag eine sozialistische Revolution vereitelt haben. Doch die Landbesitzer und Unternehmer im Norden waren alarmiert und kamen zu dem Schluss, in Zukunft ihre Interessen selbst zu schützen. Eine wachsende Zahl gewaltbereiter Faschisten brannte nur darauf, ihnen dabei zu helfen. Unzufrieden mit einer lediglich defensiven Rolle, gingen faschistische Schlägertrupps, die schwarz behemdeten squadristi , schon bald zum Angriff über. Sie töteten Sozialisten, brannten die Geschäftsstellen der Sozialistischen Partei nieder, ihre Genossenschaften und Klubs, die case del popolo . Giolitti versuchte die Faschisten zu bändigen, indem er sie bei den Wahlen 1921 in sein Aktionsbündnis aufnahm. Ihre Kandidaten, so glaubte er, seien wie »Feuerwerkskörper«: Sie »machen viel Lärm, hinterlassen aber nichts als Rauch«. *264 Das war eine verhängnisvolle Fehleinschätzung. Mit seiner Einladung machte er die Faschisten salonfähig, die nun mit 35 Abgeordneten im Parlament saßen, doch erkenntlich zeigten sie sich ihm nicht. Sie versagten ihm vielmehr nach der Wahl ihre Unterstützung, so dass er zurücktreten musste. Auch ihre Gewaltbereitschaft ließ nicht nach. Im sicheren Gefühl, der Sozialismus sei besiegt, zogen gewaltbereite Schwarzhemden 1922 durch die Poebene, besetzten Rathäuser, zwangen sozialistische Stadtregierungen zum Rücktritt, töteten viele hundert »Rote« und legten ihre Versammlungslokale in Schutt und Asche. Überrascht von ihrem Erfolg und ohne ernsthafte Behinderung durch Polizei und Armee wandten sich die Faschisten nach Norden und besetzten Trient und Bozen. Es gelang ihnen, sich als Gegenstaat zu etablieren, der vom eigentlichen Staat toleriert wurde.
    Doch selbst mit Giolittis Unterstützung erlangte die Faschistische Partei nur 7 Prozent der Parlamentssitze, die Sozialistische Partei konnte gut drei Mal so viele Wählerstimmengewinnen, ebenso die katholische Volkspartei. Dann, im Spätsommer 1922, als die Sozialisten zum Generalstreik aufriefen, rüsteten sich die Faschisten zum Griff nach der Macht – notfalls auch durch einen Staatsstreich oder einen Aufstand, wenn es mit verfassungsmäßigen Mitteln nicht gelingen sollte. Im Oktober begannen sie mit ihrem »Marsch auf Rom«, am Abend des 27. besetzten ihre Schwarzhemden Regierungsgebäude und Telegraphenämter in wichtigen Städten. Armee und Polizei hätten sie mühelos aufhalten können, aber Ministerpräsident Facta, ein liberales Leichtgewicht, zögerte bis nach Mitternacht. Schließlich riet er und mit ihm das Kabinett dem König, den Notstand auszurufen und den Belagerungszustand zu verhängen. Um zwei Uhr morgens erklärte sich Vittorio Emanuele dazu bereit. Die Armee räumte zügig die besetzten Gebäude und blockierte die Straßen und

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