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Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilmour
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»Crispi will überall Gebiete besetzen«, sagte er, »sogar in China und Japan.« *231 Doch in der Praxis beschränkte der Ministerpräsident seine Expansionsbestrebungen auf Äthiopien, wo er Kaiser Menelik stürzen und Umberto auf den Thron setzen wollte. Im Februar 1896 – diese Episode erinnerte an die Order der Regierung an Admiral Persano 30 Jahre zuvor – drängte Crispi den widerstrebenden Kommandanten in Eritrea zum Vormarsch, »koste es, was es wolle, um die Ehre der Armee und das Ansehen der Monarchie zu retten«. Unter einer ungeschickt operierenden Führung drang eine große italienische Streitmacht gehorsam vor, wurde jedoch von einer äthiopischen Armee bei Adua vernichtend geschlagen. 6000 Italiener fanden den Tod, viele weitere gerieten in Kriegsgefangenschaft. Keine andere europäische Kolonialmacht erlitt jemals einen so verheerenden Rückschlag.
    Giustino Fortunato betrachtete Adua als die verdiente Niederlage für ein schwaches und verarmtes Land, das seine Ressourcen an Großmachtträume verschwendete. Crispi reagierte auf das Desaster mit der Forderung nach einem weiteren Feldzug, um die Barbaren zu bestrafen. Sogar der »kleine König von Belgien«, rief er dem stolzen König Italiens in Erinnerung, habe das getan. Aber Umberto erkannte, wie unpopulär ein solcher Schritt gewesen wäre, und überredete Crispi, inzwischen Ende siebzig, sein Amt niederzulegen. Der neue Ministerpräsident Antonio Di Rudinì war ein sizilianischer Aristokrat, der schon zuvor Crispis Nachfolger nach dessen erstem Rücktritt 1891 gewesen war. Wie damals wollte Di Rudinì auch jetzt den vollständigen Rückzug aus Afrika, räumte aber schließlich ein, dass dies für Italien zu blamabel gewesen wäre. Deshalb stimmte er widerwillig zu, Eritrea und Somaliland zu behalten, erkannte Äthiopien jedoch als unabhängigen Staat an.
    Koloniale Abenteuer blieben unpopulär, bis sich Ministerpräsident Giolitti 1911 dem Druck beugte und Krieg führte, um den Türken Libyen zu entreißen. In Mailand und anderen Städten hatte Crispis Aggression zu Solidaritätskundgebungen mit Menelik geführt, und außer Di Rudinì waren auch andere Politiker gegen koloniale Eroberungspläne. Der ehemalige Ministerpräsident Urbano Rattazzi meinte, das in Afrika verschleuderte Geld sollte besser in die Entwicklung Siziliens, Sardiniens und Kalabriens investiert werden. Und der spätere Ministerpräsident Sonnino, ein Finanzexperte, der Eritrea besucht hatte, spottete über die Vorstellung, solche Gebiete könnten für Italien Gewinn abwerfen, und über die Idee, Eritrea werde den Kolonisatoren Reichtum bringen, ihnen einheimische Truppenverbände zur Verfügung stellen (wie die indischen Soldaten, die in der britischen Armee dienten) oder ein lohnendes Ziel auswanderungswilliger Italiener werden. Nur wenige Politiker glaubten tatsächlich daran, auch wenn sie es öffentlich propagierten. Welcher Italiener würde Eritrea einem Neubeginn in Amerikavorziehen? Auch nach der Eroberung Libyens siedelte sich nur einer von 100 italienischen Emigranten in afrikanischen Kolonien an.

DAS ZERRISSENE ITALIEN
    Im Jahr 1915 verließ ein Italiener mittleren Alters Frankreich, wohin er vor seinen Gläubigern geflohen war, meldete sich 52-jährig freiwillig zur Armee seines Landes und nahm im Heer, in der Marine und der Luftwaffe am Krieg teil. Zu seinen Heldentaten, bei denen er mehrfach verwundet wurde und auf einem Auge erblindete, zählten ein Angriff mit einem Torpedoschnellboot und ein spektakulärer Flug über Wien, das er mit selbstverfassten Flugblättern »bombardierte«. Dieser exotische Held war Gabriele D’Annunzio, ein Magier der Worte, ein Romancier der Erotik und ein begabter Dichter des Zwielichts und der Sinnlichkeit, der Croces abschätziges Etikett eines »Dilettanten der Empfindungen« (dilettante di sensazioni) nicht verdient hat. Er war grausam und charismatisch, Nietzscheaner und Narziss, Gelegenheitspolitiker und unverbesserlicher Schürzenjäger. Auf ihn geht die Mode des kahlgeschorenen Schädels zurück, die Mussolini und später Yul Brynner sowie Millionen weitere jung gebliebene Männer in der westlichen Welt übernahmen.
    Wie die Nationalisten und die Futuristen verachtete auch D’Annunzio alle, die ihre Behaglichkeit dem Risiko und dem Abenteuer vorzogen. Wie sie forderte er die Eroberung von Kolonien und die Rückkehr Italiens zu nationaler Größe und männlicher Vitalität und rief seine Landsleute auf, »das nicht zu

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