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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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hervor und zählt den drei Kidnappern dreihundert Dollar in die Hand, ‘A hundred for each terrorist,’ wie er sich ausdrückt. Die beiden jüngeren juchzen und alle drei steuern wieder auf ihren Pick-up zu. ‘Let’s catch some more terrorists, boys,’ sagt der Alte im Weggehen.
    Ich frage mich, ob diese Hillbillies den Unterschied zwischen ‘Tourist’ und ‘Terrorist’ nicht richtig verstanden haben und infolgedessen Straßenblocks aufbauen, um nichts ahnende Touristen einzukassieren und an den Sheriff zu verkaufen. Irgendwie geht das doch ein bisschen weit.
    ‘Allright folks, let’s get moving,’ sagt der Sheriff zu uns und deutet mit seinem Gewehr in Richtung des Gebäudes, das allem Anschein nach die doppelte Funktion von Polizei und Gefängnis erfüllt.
    Er führt uns an einer Art Büro, in dem zwei Schreibtische stehen, vorbei und in einen hinteren Raum, in dem zwei Zellen sind. Die eine ist schon besetzt. Zwei unrasierte junge Männer sitzen dort und gucken neugierig in unsere Richtung, während wir in die andere Zelle gesperrt werden.
    ‘Passports,’ sagt der fette Sheriff nun.
    ‘In the Winnebago,’ sagt Britta.
    Der Sheriff schickt seinen Deputy, um die Pässe zu holen. Er guckt uns an.
    ‘I’ll contact your embassy, and if it all checks out, ya’ll each pay me two hundred bucks and then ya can go.’
    Ach so läuft das hier. Er zahlt den Hillbillies mit den eng beieinander liegenden Augen hundert Dollar pro Terrorist (genauer eigentlich fünfundsiebzig dank des Umstandes, dass die nicht so gut rechnen können) und lässt die dann für zwei hundert Dollar wieder laufen. So beteiligt er sich einerseits am Anti-Terror-Krieg und erwirtschaftet andererseits einen netten kleinen Profit für sich und die seinen. Sehr patriotisch.
    Der Sheriff geht in sein Büro und schließt die Tür hinter sich.
    ‘Have you been here long?’ fragt Britta die beiden Männer in der anderen Zelle.
    ‘Three days,’ antwortet einer mit leicht deutschem Akzent.
    ‘Sprecht ihr Deutsch?’ frage ich nun durch die Wand.
    Die beiden stellen sich als Michael und Markus aus Wien vor, die mit einem Mietwagen auf dem Weg quer durch die USA waren, als sie einkassiert wurden.
    ‘Das Problem ist jetzt nur, dass die österreichische Botschaft im Februar zwei Wochen zumacht und das ganze Personal nach Colorado zum Skilaufen fährt,’ sagt Markus in seinem melodisch akzentuierten Deutsch. Scheinbar sind die Österreicher genauso nutzlos in Botschafts- und Konsulatsangelegenheiten wie die Deutschen und stellen ihre persönlichen Bedürfnisse über die ihrer Landsleute für deren Hilfe und Unterstützung sie eigentlich bezahlt werden.  
    ‘Gibt es denn irgendeinen Weg hier raus?’ will Rosa wissen.
    ‘Haben noch keinen gefunden,’ sagt Michael resigniert.
    ‘Aber wenn wir hier warten müssen, bis die Botschaft denen das grüne Licht gibt, das kann ja bis zum St.Nimmerleinstag dauern. Ich habe nicht vor, hier drinnen alt zu werden,’ meint Britta.
    Eine Weile sagt niemand etwas. Dann sagt Rosa entschlossen,
    ‘Wenn ich es geschafft habe, Homeland Security zu entkommen, dann will ich verdammt sein, wenn ich mich jetzt von diesen Dorftrotteln hier festsetzen lasse. Sheriff! I need to talk to you!’
    Und sie beginnt mit einem der blechernen Essnäpfe, die in den Zellen stehen, gegen die Gitterstäbe zu klopfen.
    Der Sheriff kommt kauend herein gewackelt, in einer Hand ein angebissenes Sandwich.
    ‘What’s up?’ fragt er mit vollem Mund.
    ‘I’ve got some information,’ sagt Rosa bestimmt.
    Ich frage mich, was sie dem an Informationen geben will, denn dass Thomas Bahrnsen in H. die Volksbank beraubt hat, dürfte ihn herzlich wenig interessieren.
    ‘It’s about the government,’ sagt Rosa.
    ‘I’m listening,’ schmatzt der fette Ordnungshüter.
    ‘They’re planning to change the second amendment. [18] ’
    Rosa lässt diesen Satz auf den Sheriff wirken. Die Aussicht, dass die Regierung in Washington, den Rednecks hier im Süden, wo jeder bis unter die Zähne bewaffnet ist, ihre Waffen verbieten könnte, ist für die Südstaatler die Horrorvorstellung schlechthin. Er hört auf zu kauen. Stattdessen beginnen seine Gehirnwindungen zu rattern.
    ‘How do you know?’ fragt er nach einer langen Weile.
    ‘Well, long story. Our people have found out that Washington wants to make the second amendment apply only to the Union States, then take all the arms from the South and sell them to China as debt

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