Auf der Suche nach Tony McKay
irgendetwas herum und spuckt dann einen Strahl von einer braunen Flüssigkeit auf den Boden. Die anderen beiden haben eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Mann mit den gefärbten Haaren, könnten seine Söhne sein, und haben komisch eng beieinander stehende Augen. Wahrscheinlich sind die Eltern nicht erst seit ihrer Heirat miteinander verwandt.
Britta kurbelt die Scheibe runter. ‘What’s the problem?’
Der Anführer tritt an den Winnebago, ‘Get out of the vehicle, Ma’m.’
Britta guckt zu uns anderen. Wir zucken mit den Schultern - wie verhält man sich in einer Situation, in der drei bewaffnete Hillbillies einen auf einer einsamen Landstraße auffordern, sein Auto zu verlassen? Bei dem schwerfälligen Winnebago haben wir keine Chance den ersten Gang reinzulegen und zügig um die drei und ihren Pick-up herum zu fahren. Im Hintergrund höre ich den Typen sein Gewehr entsichern. Wir steigen aus. Er signalisiert uns, dass wir die Hände heben sollen.
‘Where you from?’ fragt der Mann nun.
‘Germany,’ antwortet Britta.
Der Alte guckt uns aus zusammengekniffenen Augen an. Dann wendet er sich an die anderen beiden. ‘That over in Louisiana?’ fragt er. Die sind sich auch nicht ganz sicher. Ich frage mich, hinter wem die her sind. Ob die Tochter des Alten mit einem unpassenden Mann abgehauen ist, und die jetzt versuchen, sie wieder einzufangen? In meinem Eifer, etwaige Missverständnisse aufzuklären und diesem Maß an allgemeiner Unbildung entgegen zu wirken, mache ich einen entscheidenden Fehler.
‘No, Germany is a different country. It is over in Europe,’ sage ich, um jegliche Zweifel zu beseitigen.
Die drei gucken sich alarmiert an, dann heben sie ihre Gewehre, bereit sofort zu schießen. Wir heben unsere Hände noch höher.
‘I told ya boys, we would be a-catching terrorists, they’s all over the place,’ und er gibt den beiden jüngeren ein Zeichen, unsere Hände zu fesseln. Die Typen stehen also den ganzen Tag hier auf der Straße herum, um Terroristen zu schnappen?
‘Hang on a moment,’ sagt Britta nun ärgerlich, ‘we are not terrorists!’
‘Ya said ya was from Europe. They’s all socialists and terrorists in Europe Preacher says,’ und er spuckt wieder einen Strahl Kautabak auf den Boden vor Brittas Füße. Na, das passt ja. Dessen Prediger hat also die Meinung verbreitet, dass in Europa nur Terroristen und Sozialisten wohnen, was für die wohl ein und dasselbe ist. Die anderen beiden treten mit Seilen näher und beginnen uns die Hände auf den Rücken zu fesseln. Rosa, die bislang geschwiegen hat, wirkt zunehmend nervöser.
‘If you so much as touch me, I swear, you’ll regret it,’ faucht sie dem kleineren der beiden Helfer zu. Der guckt fragend zu dem Braungefärbten.
‘I have a disease. A European disease, it is very dangerous for Americans. If you touch me, you can get it as well,’ sagt sie langsam. Der, welcher sie fesseln sollte, tritt zwei Schritte zurück. Diese Information müssen die drei erst mal verarbeiten .
‘Allright, leave her, but tie up the other two,’ sagt er schließlich. Zwei?
Wir sitzen gefesselt hinten im Winnebago und schaukeln die Landstraße runter. Die beiden jüngeren fahren in dem Pick-up voraus. Nachdem die beiden sich geweigert haben, mit Rosa in einem Vehikel zu sitzen, hat sich unter Fluchen der ältere Terroristenjäger hinter das Steuer gesetzt, sein Gewehr zwischen die Beine geklemmt. Darüber, wo sie uns hinbringen werden, haben sie kein Wort verloren.
‘Rosa,’ flüstert Britta, ‘kannst du der deutschen Botschaft texten, dass wir in Texas von so ein paar Irren mit Gewehren entführt worden sind?’
‘Und was sollen die jetzt daran machen? Die sitzen da in Washington und nachdem wie ihr die vom Konsulat beschrieben habt, ist denen das sowieso komplett egal,’ sagt Rosa, ‘nein, wir müssen uns schon selber helfen.’
Am Straßenrand tauchen vereinzelt Häuser auf und wir fahren in eine kleine Ortschaft hinein. Der Alte hält den Winnebago an einem Gebäude mit vergitterten Fenstern vor dem ein Mann mit gespiegelter Sonnenbrille steht, dem seine Sheriffsuniform über dem gewaltigen Bauch spannt. Er schiebt sich seinen Stetson in den Nacken, als unser Kidnapper aussteigt.
‘Caught some more, Sheriff. They’s admitted to being terrorists and all, too.’
Der Sheriff grunzt und signalisiert dem Alten, dass wir aussteigen sollen. Als wir vor ihm stehen, mustert der Sherriff uns. Dann zieht er seine Brieftasche
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