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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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geschnarcht.’
    ‘Genial,’ sagt Heiko.

Scottsdale, Arizona
     
    Als die Sonne hinter uns aufgeht, haben wir eine sichere Distanz zwischen uns und die Texaner gebracht. Die stehen wahrscheinlich immer noch an der Straße nach Oklahoma und warten auf die Bundespolizei.
    ‘Guck mal,’ sage ich zu Heiko, der neben mir döst. Er macht die Augen auf.
    ‘Was denn?’ fragt er.
    ‘Im Rückspiegel, dreh dich mal um.’
    Hinter uns entfaltet sich gerade der wohl sensationellste Sonnenaufgang, den ich je gesehen habe. Schlägt auf jeden Fall den aus Büsum. Von der knallroten Sonne gehen Strahlen aus, die nahezu wie geometrische Figuren aussehen und länger und länger werden, bis ihre elongierten Finger am Ende das gesamte Land bedecken.
    ‘Wahnsinn,’ sagt Heiko leise, ‘allein dafür hat es sich doch schon gelohnt hierher zu kommen.’
    Britta und Rosa kommen nach vorne. ‘Was für ein Sonnenaufgang,’ sagt Rosa, ‘wie kann das angehen, dass die hier in einem Land leben, wo jeden Tag die Sonne so aufgeht und die trotzdem nur an ihre Knarren und ans Fressen denken?’
     
    Kurz hinter der Staatsgrenze zwischen New Mexico und Arizona, halten wir an einer Tankstelle-cum-Cafe. Nach der Erfahrung in dem texanischen Dorf, denke ich, dass man zu der örtlichen Bevölkerung besser einen gesunden Abstand halten sollte. Es stehen aber schon das eine oder andere Wohnmobil auf dem Parkplatz, was mich hoffen lässt, dass die hier Touristen auch als solche erkennen und behandeln.
    Der Kaffee ist die übliche dünne Plörre, aber die Pfannkuchen kann man essen.
    ‘Wie weit ist das denn noch?’ fragt Rosa mit vollem Mund. Heiko tippt auf seinem Handy herum, um eine Karte zu finden.
    ‘Also, noch circa dreihundert Kilometer bis nach Scottsdale. Bis heute nachmittag sollten wir da sein.’
    ‘Na, hoffen wir, dass Hank zu Hause ist,’ sage ich, ‘und dass der noch genügend beieinander ist, um sich daran zu erinnern, wo wir Tony finden können.’
     
    Als Kind hatte ich einen Globus auf dem Nachttisch stehen. War wohl irgendwann mal ein Weihnachtsgeschenk. Wenn man den anschaltete, zeigte der die politischen Grenzen, bei unbeleuchtetem Zustand geographische Formationen. Vor dem Schlafengehen war es immer tröstlich, den Globus zu drehen und zu gucken, wo meine Ma wohnte, und auch einfach zu wissen, dass es da draußen eine Welt jenseits von H. gab. Einer meiner Lieblingsorte war Phoenix, Arizona. Der Name ist einfach genial, ich mein, wer würde nicht lieber in Phoenix als in H. wohnen?
    Umso ernüchternder ist jetzt unsere Ankunft dort. Wir fahren am späten Nachmittag von Nordosten nach Phoenix hinein, und obgleich wir einfach nur kurz rechts nach Scottsdale abbiegen könnten, lenkt Heiko mir zu Liebe den Winnebago ins Zentrum. Ich bin mir nicht sicher, was ich eigentlich erwartet habe: vielleicht Kakteen überall, flache, bunt gestrichene Häuser im mexikanischen Stil, Saloons an Straßenecken? Die Realität ist jedoch ziemlich grässlich: Shopping Malls überall, Schnellimbisse, und alles in einer Architektur, die das Funktionale und Billige über alles Stilvolle stellt.
    ‘Soll ich anhalten?’ fragt Heiko.
    Ich gucke mich um. ‘Lieber nicht. Lass uns man gleich weiter nach Scottsdale fahren,’ sage ich. Vielleicht kann ich mir mein eigenes Bild von Phoenix, so wie es in meiner Phantasie existiert, bewahren, wenn ich nicht aussteige.
    Am Flughafen vorbei, der wahrscheinlich irgendwann mal außerhalb der Stadt lag, aber nun mitten in dem urbanen Geschwulst liegt dessen Zentrum Phoenix bildet, fahren wir zurück Richtung Nordosten. Wir kommen an diversen Seniorenwohnkomplexen vorbei, die sich schon an der Straße mit farbigen Schildern und Photos anpreisen: das betuchte Klientel dieser Residenzen wohnt in luxuriösen Apartments mit Balkon und mindestens zwei Badezimmern und die Anlagen haben alle   einen Swimming-Pool, ein Fitness-Studio, eigenen Golf-Platz und was das Alter sonst noch so erträglich gestaltet. Hank muss recht erfolgreich gewesen sein, wenn er sich so was hier leisten kann. Wir fahren weiter. Heiko konsultiert noch einmal sein Telefon. Als am Straßenrand ein Schild auftaucht, das das ‘Cloud 9 Retirement Village, next right’ ankündigt, biegt er rechts ab. Kleine, ärmlich aussehende Häuser säumen die ungepflasterte Straße. Der Winnebago ist ziemlich schlecht gefedert und wir fliegen von links nach rechts und wieder zurück. Rosa schlägt sich ihr Knie auf und flucht leise.
    ‘Sag mal,

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