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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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Warum machen wir immer noch weiter, wo alles, was mit Zivilisation zu tun hat, derart den Bach runter gegangen ist? Unser Wirtschaftssystem. Die Banken. Die Tatsache, dass in den USA nahezu siebzig Prozent der Bevölkerung übergewichtig und schwerst übergewichtig sind, während immer noch Leute in anderen Teilen der Welt verhungern. Und wer denkt denn dabei an all die Tiere, die in fabrikähnlichen Farmen eine grausame Existenz fristen, vollgepumpt mit Antibiotika, weil sie die   furchtbaren Bedingungen, die wir ihnen zumuten anders nicht überleben würden, nur um dann geschlachtet zu werden und die grausame Spezies, die sich das ganze System ausgedacht und zum Herrn über alle anderen gemacht hat, fett und krank zu machen. Und trotzdem läuft das alles weiter, alle an dem Prozess Beteiligten leiden, niemand ist wirklich der Gewinner. Vermutlich sind wir alle zu betäubt, um zu begreifen, was hier passiert, aber betäubt wovon und von wem?
     
    So gegen halb zwei taucht die Limousine plötzlich hinter dem großen Tor auf und summt an uns vorbei vom Gelände der Produktionsfirma herunter. Rosa und ich hängen uns an sie ran. Das Gefährt ist ja etwas auffälliger als, sagen wir mal, ein weißer Golf, insofern ist es relativ leicht dem zu folgen. In West Hollywood hält die Ploszack-Limousine an einer Apotheke, der Fahrer steigt aus und erscheint nach einer kurzen Zeit wieder mit einer Tüte in der Hand, dann geht die Fahrt weiter. Dank unseres Vorwissens gewonnen durch das Gucken diverser amerikanischer Kriminalserien sind wir uns dessen bewusst, dass ein paar Autos zwischen uns und der Limousine sein sollten, um die Beschattung möglichst unauffällig zu gestalten. So folgen wir Carl Ploszack durch Beverly Hills, bis sein Auto an einem dieser ultramodernen Fitnessstudios mit Glasfront anhält. Wir fahren langsam an ihm vorbei und halten in geringer Entfernung auf dem zum Studio gehörigen Parkplatz.
    Carl Ploszack, in teuer aussehenden bunten Sportklamotten, die jedoch eine gewisse Fülle um die Bauchmitte nicht verbergen können, steigt aus und geht in Richtung der Eingangstür.
    ‘Na super,’ sagt Rosa, ‘der geht Turnen.’
    ‘Und was machen wir jetzt? Sollen wir warten bis er wieder raus kommt?’ frage ich.
    ‘Lass uns das doch mal aus der Nähe betrachten,’ antwortet Rosa und steigt aus.
    Sie hat in ihrer Jugend zwar Handball gespielt, aber heutzutage wenig Sympathie für den Fitnesswahn, dem die westliche Welt zum Opfer gefallen ist. Wahrscheinlich möchte sie sich bei einem Rundgang durch das Studio mal richtig amüsieren.
    Wir gehen zum Eingang und werden sogleich von einem geschäftig aussehenden jungen Mann in eng anliegendem schwarzen Anzug mit Klemmbrett begrüßt. Wahrscheinlich arbeitet der noch nicht so lange hier, sonst hätte der uns sofort als Hochstapler identifiziert, aber wer weiß, vielleicht sind wir ja in unserem Mangel an modischer Ausstattung auch schon wieder total hip. Das ändert sich heutzutage so schnell, dass sich einem der Kopf dreht und die Regeln habe ich sowieso nie verstanden.  
    Rosa erklärt, dass wir zwei Schauspielerinnen sind, frisch aus Deutschland, die hier die richtigen Leute treffen wollen. Der junge Mann namens Tyler springt sofort darauf an und beginnt, uns durch den Komplex zu führen. Als wir das Fitness-Studio selber betreten, sehe ich Carl Ploszack mit seiner   persönlichen Fitness-Trainerin, einer knackigen jungen Blondine in hautengem Lycra-Outfit. Wann sind eigentlich Jogginghosen aus der Mode gekommen?
    Während Tyler uns hier so herumführt, um uns eine Mitgliedschaft, die vor Ende eines ganzen Jahres nicht zu kündigen ist, wohlgemerkt, zu verkaufen, betrachte ich die armen Menschen, alle mit kleinen Wasserflaschen in der Hand, die in diesem Studio den Wahn um Jugend und Schönheit, zu dem ganz unbedingt auch Fitness gehört, mitmachen. Die meisten sind entweder übergewichtig oder aber komplett durchtrainierte Fitnessfreaks. Normale Menschen scheint es hier nicht zu geben. Wobei die Übergewichtigen deutlich überwiegen. In zweifacher Hinsicht. Das Irrwitzige an der Situation scheint keinem hier aufzufallen: sie essen und essen, was zu Übergewicht und einer Körperform führt, die dem herrschenden Schönheitsideal zu wider läuft. Sie verbrauchen Energie - in Form von Nahrung - nur um dann noch mehr Energie aufzubringen, um das Resultat des ersten Energieverbrauchs zu neutralisieren. Wie bekloppt ist das eigentlich?
    Carl Ploszack und seine

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