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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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die Limousine hat sich schon wieder in Fahrt gesetzt. Es geht zurück auf den Santa Monica Boulevard und als wir an die Küste kommen, biegen wir nach rechts in Richtung Malibu ab.
     
    ‘Wahrscheinlich wohnt der in Malibu,’ sage ich, ‘und wenn wir dort ankommen und bei dem klingeln, dann ruft der sofort die Polizei, oder holt selber eine Knarre und schießt.’
    Ich erinnere mich an das Erlebnis in St.Louis mit den Füllersammlern.
    ‘Mal abwarten. Das muss doch einen Weg geben mit dem Typen zu sprechen,’ sagt Rosa und konzentriert sich auf den Verkehr auf dem Pacific Coast Highway.
    Ist ja ganz hübsch hier, linker Hand liegt der Pazifik und leuchtet blau in der Februarsonne. Ich muss an die graue Nordsee bei Büsum denken. Ich glaube nicht, dass ich die jemals blau gesehen habe.
    Es mag vielleicht ganz bequem sein, in einer Limousine chauffiert zu werden, aber schnell ist so ein Teil nun ganz und gar nicht. Wir lassen uns etwas zurückfallen, damit es nicht so auffällt, dass wir denen hinterher fahren.
    In Malibu angekommen fahren wir eine kleinere Straße in Richtung Strand hinunter. Es stehen zwar ein paar ganz nette Häuser hier, aber das ist sicherlich nicht wo die Superreichen wohnen. Die Limousine hält vor einem der älteren Häuser, verkleidet mit blaugestrichenem Holz, das direkt an den Strand grenzt. Wir fahren langsam weiter während ich die Szene im Rückspiegel im Auge behalte. Der Fahrer steigt aus und öffnet die Tür zum Rücksitz. Carl Ploszack steigt aus, die Tüte aus der Apotheke in der Hand und geht zur Haustür. Hinter der nächsten Kurve wendet Rosa das Auto und parkt. Wir steigen aus und gehen zurück in Richtung des Hauses vor dem immer noch die Limousine parkt. Zwischen zwei Häusern führt ein kleiner Pfad hinunter zum Strand. Ich zeige dorthin und Rosa und ich gehen den hinunter. Das Haus vom Strand aus zu beobachten ist unauffälliger, als uns auf die Kühlerhaube der Limousine zu setzen und zu warten bis Carl Ploszack wieder heraus kommt.
    Am Strand ist nicht viel los, ein paar Leute in Anoraks eingewickelt lassen sich von ihren Hunden über den Strand ziehen. Rosa sammelt einen Stock auf und als wir auf Höhe des blauen Hauses sind, in das Carl Ploszack verschwunden ist, sagt sie zu einem älteren Typen, der gerade mit einem Golden Retriever an uns vorbeikommt,   ‘He’s beautiful. Or is it a she? My mum had one just like it.’
    Hundebesitzer, ähnlich wie Eltern, sind immer hocherfreut, wenn sich ihnen eine Gelegenheit bietet, über ihre vierbeinigen Freunde zu sprechen, und auch dieser Mann erfüllt das Klischee nach besten Kräften. Es stellt sich heraus, dass der Retriever tatsächlich ein Rüde namens ‘Bleeker’ ist, hochintelligent (na sowieso) und dem Mann wesentlich bessere Gesellschaft leistet als seine Ex-Frau das je getan hat. Während Rosa für den Köter Stöckchen wirft, beobachte ich das Haus. Ein Typ im Bademantel liegt auf einem Liegestuhl auf der Terrasse und raucht, neben ihm sitzt Carl Ploszack, gut zu erkennen in seinem bunten Fitness-Outfit, und redet auf ihn ein. Der Mann reagiert nicht. Eine Frau taucht in der Terrassentür auf und der Produzent reicht ihr die Tüte aus der Apotheke, wendet sich wieder dem Mann auf dem Liegestuhl zu und gestikuliert eindringlich, bevor er durch die Tür zurück ins Haus tritt. Der Mensch im Bademantel zündet sich eine neue Zigarette an.
    Rosa ist immer noch mit dem Hundebesitzer am Palavern, um uns einen Vorwand zu geben, hier vor dem blauen Haus am Strand zu stehen. Ich ziehe sie am Ärmel und zeige zu der Terrasse. Sie zuckt mit den Achseln. Ich nicke in die Richtung und flüstere ‘Tony’. Sie starrt mich an, dann zur Terrasse hinauf.
    ‘Bist du sicher?’
    ‘Nicht absolut, aber das könnte er sein.’
    Rosa wirft den Stock in ihrer Hand so weit sie kann in Richtung des Hauses und als der Köter anfängt los zu laufen, rennen wir hinter dem Hund her während Rosa ‘Bleecker, come here!’ schreit. Kurz vor der Holztreppe, die von dem Haus direkt auf den Strand führt, haben wir den Hund eingeholt, Rosa sagt ‘Bleeker, good boy’ und klopft dem Köter den Rücken. Wir gucken auf die Terrasse. Aus der Nähe betrachtet sieht der Bademantel-Typ genau so aus wie Tony McKay circa zwanzig Jahre später. Die Haare sind grauer, die Haut faltiger, aber die Nase ist ebenso groß und schief, wie auf dem Photo auf der Rückseite des Buches aus unserer Schulzeit, der Schnitt des Gesichts identisch. Er liegt

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