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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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Trainerin sind mittlerweile an einem Laufband angekommen. Er redet auf sie ein, während sie das Laufband für ihn programmiert. Das Mädchen kichert in regelmäßigen Abständen, wahrscheinlich reißt der Ploszack Witze, um seine fehlende Fitness zu kaschieren. Ich frage mich, ob der wirklich witzig ist, oder ob das Kichern über wie auch immer geartete Witze ihrer Klienten zu dem Aufgabengebiet der Trainerin gehört.   Der Fernsehproduzent ist nicht der einzige, der mit seiner eigenen Fitness-Trainerin unterwegs ist. Interessanterweise, sind diese oft gegengeschlechtlich zu ihren Klienten. Ich frage mich, ob das eine kalkulierte Entscheidung der Geschäftsführung ist. Einerseits möchten die Kunden natürlich nicht schlapp und unfit vor diesen attraktiven jungen Menschen dastehen und bemühen sich daher vielleicht etwas mehr, als sie es normalerweise tun würden, andererseits wird durch eine xx-xy-Chromosomenkombination eine sexualisierte Atmosphäre kreiert - ähnlich einer Bar, die ihre Kellnerinnen leicht bekleidet herumlaufen lässt - die die Möglichkeit auf Sex in der hormongeschwängerten Luft hängen lässt, auch wenn es so nicht auf der Karte steht. Was ultimativ doppelt frustrierend für die Mitglieder hier ist, denn nicht nur erreichen die wenigsten durch eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio das Gewicht und die Körperform, die uns die Medien täglich als Ideal suggerieren, die Hoffnung auf sexuelle Erfüllung bleibt vermutlich auch genau das, eine unerfüllte Hoffnung. [19] Was dann das negative Bild, das diese Leute von sich selber haben, verstärkt: unfit, übergewichtig und sexuell frustriert, trotz teuer bezahlter Mitgliedschaft im Fitnessstudio.
     
    Das Subjekt unserer Beschattungen müht sich derweil auf dem Laufband ab. Er hat das Sabbeln eingestellt und ist ordentlich am Schnaufen. Seine Fitness-Trainerin macht sich irgendwelche Notizen auf dem Klemmbrett, das sie mit sich herumträgt. Das Tempo ist vergleichsweise langsam, ja, größere Menschen mit längeren Beinen könnten dabei wahrscheinlich gehen, doch der Ploszack mit seinen kurzen Stummelbeinchen muss ganz schön hart arbeiten. Es fällt ihm aber offenbar schwer, mal den Mund zu halten, denn er lehnt sich jetzt in Richtung seiner Blondine, wohl um irgendeine schlaue Bemerkung zu machen, vergisst dabei aber für einen Moment das Laufen, so dass er auf dem Band rückwärts getragen wird, ein paar frenetische Schritte macht in dem Versuch, wieder seine ursprüngliche Position einzunehmen, ins Straucheln gerät, mit den Armen rudert, den Mund aufreißt, dabei jedoch aufgrund des allgemeinen Lärmpegels und der lauten Musik keinen hörbaren Laut produziert, und schließlich nach hinten umkippt. Die Blonde ist sofort über ihm, auch von woanders kommen Fitness-Trainer herbeigerannt und versuchen, ihm hoch zu helfen.
    Tylers Aufmerksamkeit ist von dem Vorfall ebenfalls in Anspruch genommen, wahrscheinlich, weil der Ploszack hier eines der wichtigeren Mitglieder ist, und wir drei bewegen uns an den Rande des Geschehens.
    Carl Ploszack sitzt aufrecht, hält sich seinen Knöchel und ist am Lamentieren. Er schimpft wütend auf seine Trainerin ein, weil die ja das Band falsch programmiert hat, so meint er. Außerdem würde er gleich bei seinem Anwalt anrufen, denn irgendwer ist hier an irgendwas schuld und muss dafür bezahlen. Die kleine Fitness-Trainerin entschuldigt sich pausenlos und fängt dann an zu Weinen. Carl Ploszack macht ein Riesenspektakel beim Aufstehen, man könnte meinen er hätte gerade einen Fuß verloren. Jemand, der aussieht als wäre er der Manager des Ladens, hat sich zu der Gruppe gesellt und führt Carl Ploszack langsam, denn der kann ja kaum noch laufen, aus dem Studio heraus. Die kleine Blonde bleibt weinend zurück.
    Wir bemühen uns jetzt, das Gespräch mit Tyler zügig zu beenden, damit der Ploszack nicht ohne uns weiterfährt. Rosa lässt sich noch eine Hochglanzbroschüre in die Hand drücken und dann verabschieden wir uns.
    Carl Ploszack verlässt direkt vor uns das Fitness-Studio, immer noch den Manager neben sich, der sich im Namen aller Beteiligten entschuldigt.
    ‘You’ll hear from my lawyer,’ schreit er ihm im Hinausgehen noch zu.
    Der Ploszack ist so ärgerlich, dass er uns hinter sich gar nicht wahrnimmt. Je näher er seiner Limousine kommt, desto mehr normalisiert sich sein Gang. Einmal dort angekommen, ist von einer Verletzung nichts mehr zu bemerken. Wir beeilen uns, zu unserem Buick zu kommen, denn

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