Auf der Suche nach Tony McKay
der nicht auch selber tun kann?‘
Stille, dann plötzlich atmet Rosa hörbar aus, schnalzt mit den Fingern und schreit, ‘Ich hab’s!’
Sie guckt triumphierend in die Runde.
‘Und, wirst du deinen Geistesblitz mit uns teilen?’ fragt Britta leicht genervt vom Fenster.
‘Was ist die eine Sache, von der wir wissen, dass Tony sie gut kann?’ fragt Rosa und guckt uns der Reihe nach an. Fehlt nur noch ein kleiner schwarzer Schnurrbart, ein französisch-belgischer Akzent und ihre Poirot-Imitation wäre perfekt.
‘Schreiben?’ fragt Heiko und zuckt die Schultern.
‘Genau, sehr gut Heiko,’ sagt Rosa und zieht in Erwartung dessen, dass wir selber die Schlussfolgerung ziehen ihre Augenbrauen hoch.
‘Ja, aber schreiben kann der Ploszack ja nun auch selber,’ erwidert Heiko verwirrt, ‘der hat doch auch Preise dafür bekommen und...’
Plötzlich hält er wie vom Schlag getroffen inne und starrt Rosa an.
‘Der Ploszack lässt Tony für sich schreiben,’ sagt Heiko langsam.
‘Und gibt das dann als sein eigenes Werk aus,’ ergänzt Britta vom Fenster, deren Interesse an dem Fall wieder erweckt wurde.
‘Haargenau,’ sagt Rosa, ‘und wahrscheinlich hält der ihn permanent unter Drogen, damit er nicht abhaut oder anfängt über den Schrott nachzudenken, den er da schreiben muss.’
‘Glaubst du das ist möglich, dass der all diese Serien nicht selber geschrieben hat, sondern dass tatsächlich Tony das war?’ fragt Heiko.
‘Absolut,’ antwortet Rosa. ‘Ihr habt doch auch online Interviews mit dem Ploszack gelesen. Das ist nicht nur ein total eingebildeter Typ, der kann sich auch gar nicht ausdrücken, alles, was der von sich gibt ist ein bisschen desorganisiert und unbeholfen. Jemand, der in der Lage ist ordentlich zu schreiben, würde sich doch nicht derart idiotisch ausdrücken, oder?‘
‘Nein, vermutlich nicht,‘ sage ich langsam.
‘Und was machen wir nun?‘ will Britta wissen, ‘ich meine, Tony steht wahrscheinlich unter Drogen und arbeitet für diesen schmierigen Ploszack, was können wir denn mit dem in dieser Situation anfangen, wie kann der uns in irgendeiner Form weiterhelfen?’
‘Ganz einfach,’ sagt Rosa und grinst.
Ich frage mich, was jetzt kommt. “Ganz einfach” beschreibt ja nun nicht gerade wie die Dinge bisher so gelaufen sind. Im Gegenteil, “ganz einfach” ist auf uns und unsere augenblickliche Situation bezogen, das Höchste an Ironie, Sarkasmus, Zynismus und was es da sonst noch so an rhetorischen Figuren gibt, die das Gegenteil von dem beschreiben, was man meint. Ich gucke zu Britta rüber, die offenbar gerade entlang ähnlicher Bahnen gedacht hat und die nun sagt,
‘Ganz einfach? Echt? Na, da bin ich ja mal gespannt, was jetzt kommt. Seit wann ist irgendetwas auf einmal “ganz einfach”? Bislang war auf diesem Trip noch überhaupt nichts “ganz einfach” ’, ihre Stimme wird zunehmend lauter und beginnt sich zu überschlagen,
‘angefangen damit, dass Heiko seine Brieftasche den Mafiosi auf der Reeperbahn vor die Füße geworfen hat, nachdem du ihnen ihre Kohle geklaut hast, Heiko die Volksbank beraubt hat und wir alle in einem geklauten Auto das Land fluchtartig verlassen mussten, weiter damit, dass du und Maggie in der Post eine Revolution gestartet habt, die sich zu einer internationalen Sicherheitskrise ausgeweitet hat und wir wohl alle Chinesisch werden lernen müssen, falls wir je wieder nach Deutschland zurückkommen...’
‘Du gehst doch sowieso nach Polen,’ murmelt Rosa.
‘Da kannst du Gift drauf nehmen, dass ich nach Polen gehen werde,’ greift Britta Rosas Bemerkung wütend auf, ‘und weiter damit dass wir in London kein Hotel bekommen haben, ich beinahe Boris Becker auf dem Gewissen gehabt hätte, wir von diesen Kriminellen in Anzügen um nahezu all unser Geld betrogen worden sind, du von Homeland Security einkassiert worden bist, wir von so ein paar Hillbillies in Texas in den Knast gesteckt wurden und ich mich nahezu prostituieren musste, um uns da wieder raus zu kriegen, dann landen wir bei diesen irren Kaktusessern in der Wüste und jetzt sitzen wir hier, haben entgegen aller Erwartungen Tony McKay gefunden, der seine Sprache verloren hat und billige Fernsehkomödien schreibt. Wie kann es da eine Lösung für uns geben die “ganz einfach” ist möchte ich wissen? Willst du dem ein Stück Papier unter die Nase halten, denn sprechen tut der ja nicht mehr, und hoffen, dass der uns ein paar lebensverändernde Weisheiten
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