Auf der Suche nach Tony McKay
befinden.
‘Bist du ok?’ fragt Heiko. Er muss gemerkt haben, dass ich gerade in ein psychisches Loch gefallen bin.
‘Dunkle Wolke an mir vorbeigezogen,’ sage ich und versuche ein Lächeln. Heiko legt seine Hand auf meine und drückt sie.
‘Ich weiß,’ antwortet er, ‘an mir auch. Eigentlich schwebt die über meinem Kopf, seitdem wir aus H. weg sind. Nicht mehr lange, und wir laufen mit diesen Leuchtmützen herum wie die Leute in Alaska, um Depression zu vertreiben.’
Das Bild bringt mich zum Lachen. Wir gehen langsam zurück zu Harrys Auto.
Auf der Fähre parkt Heiko den Mercedes zentimetergenau hinter der Stossstange eines alten Fords. Wir wecken Britta und Rosa und begeben uns nach oben auf die Suche nach einem Kaffee. Wir finden schließlich auf dem zweiten Deck ein Cafe und zur allgemeinen Erleichterung handelt es sich dabei um eine englische Kette, nicht CoffeeAllstars. Nach dem Fund des Methylsulfanylphenothiazin sind auch Britta, Heiko und ich skeptisch geworden. Wir bestellen vier Becher Kaffee und was auch immer die hier an Gebäck haben. Neben dem Cafe an der Wand hängt ein riesiger Bildschirm auf dem im Hintergrund die BBC-Nachrichten laufen. Plötzlich ertönt eine uns bekannte Stimme:
‘Staszek, guck mal, ist sich junge Leute von Autobahn!’
Die beiden Polen mit den rumänischen Kaffeebohnen von der Raststätte hinter Bremen gucken uns fröhlich an. Sie sitzen an einem Tisch vor einer Flasche Wodka neben der eine lange Wurst liegt.
‘Junge Leute, kommt mal her, setzt bei uns,’ winkt uns der mit dem Walrossschnurrbart zu. Er und Staszek ziehen ein paar Stühle an ihren Tisch und holen dann neue Gläser aus einer Tasche.
Was bleibt uns übrig? Heiko balanciert das Tablett mit unseren Kaffees zu den Polen hinüber und stellt es dort ab. Wir setzen uns. Stazek guckt Britta verliebt an.
‘Ich bin Piotr und das ist Stanislaw,’ sagt der Walrossschnurrbart und guckt vergnügt in die Runde, dann bleibt sein Blick an Heiko hängen. Als einzigem Mann in unserer Gruppe obliegt es wohl ihm, uns alle vorzustellen.
‘Äh, also, das sind Rosa, Maggie und Britta,’ sagt Heiko.
‘Britta,’ sagt Stanislaw zärtlich und probiert den Namen aus, es ist das erste Mal, dass wir ihn sprechen hören. Britta guckt leicht beunruhigt.
‘...und ich bin Heiko.’
‘Heiko, das alle deine Freundinnen?’ fragt Piotr neugierig.
‘Hm, ja, nee, ich meine nicht so,’ stottert Heiko unsicher, aber die Einschränkung ist an Stanislaw und Piotr vorbeigegangen und sie gucken Heiko nun mit großen Augen respektvoll an.
Piotr gießt sechs Wassergläser halbvoll mit Wodka.
‘Was trinkt ihr Kaffee-Gesöff, ist auch nix besser als CoffeeAllstars. Muss trinken Wodka für Gesundheit. Hat Vater von mein Frau selbst gemacht in Hütte in sein Garten,’ sagt er stolz und hebt sein Glas, ‘Auf Gesundheit und lustige Zeit hier auf Schiff!’
Stanislaw und Piotr leeren ihre Gläser in einem Zug, Rosa tut es den beiden problemlos nach, wobei ich immer noch denke, dass es da einen mir unbekannten Trick geben muss, Britta, in einem Akt der Verzweiflung, schluckt ebenfalls alles auf einmal und Heiko und ich schaffen immerhin ein halbes Glas. Es schmeckt verdächtig nach dem ‘Cognac’, den wir nach Westerdeichstrich verhökert haben. Wahrscheinlich gibt es in Polen eine riesige Brennerei, in der das Zeug rund um die Uhr billig hergestellt wird, oder aber alle brennen es nach ein und demselben Rezept zu Hause, wovon abzuweichen dem Vaterlandsverrat gleichkäme.
‘Hab’ ich dich doch gesagt, Staszek, junge Leute hier sind keine Warmduscher, trinken Wodka wie sich gehört.’
Erstaunlich, was für Wörter sich in Piotrs limitiertem Wortschatz finden. Oder sind meine Sinne derart benebelt von Schlaflosigkeit und Wodka, dass ich dieses Wort gerade in unsere Konversation hinein phantasiert habe? Während ich über die Wahrscheinlichkeit der einen oder anderen Möglichkeit sinniere, füllt Piotr die Gläser auf’s neue, Staszek versucht Britta durch Zeichensprache und sehr gebrochenes Deutsch in ein Gespräch zu verwickeln und Rosa tippt mir an die Schulter und weist auf den Fernsehbildschirm. “Breaking News“ flackert über diesen und es wird zu dem Korrespondenten nach Shanghai geschaltet. Der steht mit Mikrofon im Ohr aufgeregt neben einem ebenso aufgeregten Chinesen.
‘Breaking News just in from the Shanghai Stock Exchange here in China, which closed a few minutes ago. It fell in todays’s trading by
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