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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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Nacht”-Situation.
    ‘Hier junge Mann,’ sagt Piotr und reicht Heiko das Wodka-Glas, ‘sagst du Piotrek zu mir, ja?’
    ‘Ok,’ sagt Heiko.
    ‘Und dein Name, was sagen Freunde?’
    ‘Heiko,’ sagt Heiko, ‘da gibt’s keine Kurzform.’
    Piotrek guckt etwas enttäuscht. ‘Na, ‘Heiko’ ist auch gut,’ und stößt mit Heiko an.
    Er zeigt auf den Bildschirm, ‘Musst nicht haben Angst vor Chinesen, Amerika wird kommen und helfen.’
    ‘Da bin ich mir nicht so sicher,’ sagt Rosa, ‘die haben doch selber die Hosen voll vor den Chinesen.’
    Piotrek guckt verwirrt. ‘Hosen voll?’
    ‘Das bedeutet, die Amerikaner haben Angst vor den Chinesen,’ erkläre ich.
    ‘Warum haben Angst?’
    ‘Na ja, weil die USA Schulden haben, sehr viele Schulden, weil die immerzu Krieg machen, und das kostet Geld, und einen Teil des Geldes haben die sich bei den Chinesen geliehen. Und wenn die Chinesen morgen sagen, dass sie ihr Geld wiederhaben wollen, dann können die in Washington ihren Laden gleich dicht machen,’ erläutert Rosa.
    ‘Was dem Weltfrieden deutlich zu Gute kommen würde,’ sage ich.
    ‘Das wäre dann die Chance für die Chinesen auf den Friedens-Nobel-Preis,’ grinst Rosa, ‘die drehen den Amis den Geldhahn zu, die können keinen Krieg mehr machen, sofortiger Weltfrieden, und wer ist dafür verantwortlich – die Chinesen!’
    ‘Vielleicht solltest du mal an das Zentral-Kommitee der kommunistischen Partei Chinas schreiben und dich um einen Job bei denen in der Abteilung für Außenpolitik bewerben. Deine Talente sind absolut vergeudet in Harrys Bar.’
    Piotrek sieht etwas traurig aus. ‘Amerika hat Polen viel geholfen damals, als noch gab Sowjetunion. Hat viel Geld gegeben für die Solidarnosc und viel Hilfe mit Organisation.’
    Rosa guckt uns an mit einem Blick, der ausdrückt: ‘Hab’ ich das nicht immer schon gesagt?’
    ‘Lech Walesa, der war ein Freund von mein Vater und ist oft zu uns Haus gekommen und hat getrunken ein Wodka, der hat gesagt Männer von Amerika kommen zu Solidarnosc-Büro mit schwarze Koffer mit viel Geld.’
    Piotrek schweigt einen Moment. Er scheint nachzudenken.
    ‘Solidarnosc auch viel Hilfe bekommen von die Papst damals, die war auch von Polen.’
    ‘Vom Papst?’ frage ich.
    ‘Ja, Lech hat immer gesagt, die Männer von Amerika mit die Geld, die kennen auch gut die Papst und oft fahren nach Rom für Treffen mit Papst. So ich denke die Männer sind vielleicht auch von die katholische Kirche und alle arbeiten zusammen für die Demokratie.’
    ‘Das ließe aber auch den Umkehrschluss zu, nämlich dass der Papst in Wirklichkeit zu der gleichen Organisation gehörte wie die Amerikaner mit den Koffern voller Geld...’ sagt Rosa.
    Wir alle lassen diese Idee auf uns wirken. Wenn dem wirklich so war, dann könnte man diese Möglichkeit mal wie eine Art Schablone über die geopolitischen Ereignisse der letzten dreißig-fünfunddreißig Jahre legen und gucken was für ein Muster sich dabei ergibt. Oder ob vielleicht, wie das bei Schablonen ja passiert, eine geheime Nachricht ans Licht kommt. Auf diese Nachricht wäre ich dann aber echt gespannt. Und es sollte besser nicht “42” sein.
     
    Als eine Ansage über den Lautsprecher alle Reisenden dazu auffordert, sich zu ihren Autos zu begeben, da wir in Kürze in Dover einlaufen werden, ist der politische Teil unserer Konversation längst einer richtungslosen Diskussion über die Vor- und Nachteile von Kaffee gegenüber Tee gewichen.
    Beim Zusammenräumen fragt Piotrek uns, ‘Und wo ihr wohnt in London?’
    ‘Och, das haben wir uns noch nicht so genau überlegt,’ sagt Heiko, wobei er gut die Hälfte der Silben verschluckt, ‘Was meinst du Rosa, du kennst das doch besser als wir.’
    Rosa hat mal ein Urlaubssemester an der London School of Economics verbracht.
    ‘Ich denke, wir gucken erst mal rund um Earls Court. Dort gibt es ziemlich viele billige Hotels und Absteigen.’  
    ‘Was ihr macht in London, Urlaub?’ fragt Staszek nun. Dessen Konversation mit Britta ist schon vor einiger Zeit zum Erlahmen gekommen.
    ‘Wir müssen da was erledigen,’ sage ich, ‘und dann fliegen wir weiter nach Amerika.’
    ‘Nach Amerika? ‘ sagt Piotrek.
    ‘Ja,’ sagt Rosa, ‘wir suchen da jemanden.’
    Piotrek guckt sie fragend an. Aber da Rosa nicht weiter erläutert, nimmt er wahrscheinlich an, dass uns da drüben jemand Geld schuldet und wir jetzt auf dem Weg sind, uns das wiederzuholen. Ist wohl besser so. Denn mal

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