Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
Vom Netzwerk:
begeben uns alle zur Promenade Bar und lassen uns auf einer Sitzgruppe in der Nähe der Jazzkapelle nieder. Die Getränkekarte listet Cocktails von denen zumindest ich noch nie etwas gehört habe.
    ‘Na Rosa, du bist doch vom Fach, was würdest du denn empfehlen?’ frage ich.
    ‘Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung hinterm Tresen empfehle ich Cola mit Rum. Aber das kann ich hier auf der Karte gerade nicht finden.’
    ‘Passt mal auf,’ sagt Britta aus ihrer Sofaecke und setzt sich auf, ‘ich habe da letztens etwas übersetzt, wo einer der Charaktere ein Cocktail-Mischer war. Das ist wirklich eine Kunst für sich. Die Mischungsverhältnisse müssen exakt eingehalten werden.’
    ‘Ja,’ sagt Rosa, ‘hier vielleicht, aber nicht bei Harry, da war das eher pi mal Daumen und nicht soviel verschütten,’ antwortet Rosa.
    Der Kellner kommt und guckt uns fragend an. Rosa bestellt sich einen El Pinero, wohl weil da Rum drin ist und sie das irgendwie an ihre Zeit bei Harry erinnert und Heiko eine Red Lady. Zu Piotreks Enttäuschung führt das Dorchester keinen polnischen Wodka und so überredet Rosa ihn, einmal etwas anderes als Wodka zu probieren und er bestellt sich einen Martini. ‘Wie James Bond,’ sagt er und grinst.
    Britta bestellt für sich und Staszek je eine Champagne Passion und ich nehme in Erwartung dessen, was uns morgen erwartet einen Cosmopolitan.
    Rosa öffnet den Umschlag und zählt den Inhalt. ‘Genau £360,’ sagt sie und reicht den Umschlag an Piotrek weiter. Der legt ihn auf den Tisch und sagt, ‘Ist für heut Abend.’
    So haben wir also gut £400 zu vertrinken, was in diesem Etablissement ziemlich schnell gehen dürfte. Sei’s drum, heute ist ein besonderer Abend, einer von denen, an die man sich auch zehn Jahre später noch erinnert und so ist er es wert, in großem Stil begangen zu werden - selbst wenn das bedeutet für £400 Cocktails im Dorchester zu trinken.
    Unsere erste Runde kommt.
    Piotrek, als Dienstältester, hebt das Glas.
    ‘Auf Freundschaft,’ sagt er und guckt uns alle der Reihe nach an, lässt aber seinen Blick auf Britta und Staszek verweilen, ‘und auf Heimat.’ Er wischt sich eine Träne aus dem Auge. ‘Und natürlich auf Gesundheit, Na zdrowie!”
    Darauf stoßen wir alle an. Der Cosmopolitan ist eine echte Offenbarung, und ich glaube nicht, dass ich danach wieder zu Wodka welcher Provenienz auch immer zurückkehren kann.
    Britta und Staszek kuscheln in der Ecke des grünen Sofas und sie flüstert ihm etwas ins Ohr, woraufhin er ihr einen Kuss gibt. Sie lächelt verliebt und beginnt mit ihrem Finger die Adern auf seiner Hand nachzuzeichnen. Er sieht so aus, als ob er sein Glück nicht fassen könnte.
    Piotrek trinkt seinen Martini in kleinen Schlückchen, guckt zufrieden im Raum umher und wiegt sich zur Musik. Es freut mich zu sehen, dass diese teure Umgebung ihn nicht einschüchtert.
    Wir bestellen eine zweite Runde.
    Die Jazz-Band legt eine Pause ein. Piotrek guckt hinüber zum Klavier. Er trinkt den Rest seines Martinis in einem Schluck, steht auf, dehnt seine Finger bis sie knacken und geht zielstrebig auf das Klavier zu. Der Rest der Gäste ist mit sich selber und seinen Cocktails beschäftigt und hat nur ganz nebenbei der Musik zugehört, wie das in dieser Art von Bar wohl üblich ist - wenige kommen in erster Linie der Musik wegen hierher.
    Piotrek stellt sich neben das Klavier, macht eine kleine Verbeugung und beginnt in die Tasten zu greifen. Es hört sich zunächst fast wie Tonleitern an, Töne, die melodisch auf und ab die Tasten hinunter laufen, doch nach einer Weile beginnt sich eine Melodie herauszuschälen. Selbst ich erkenne den ‘Blueberry Hill’, und ich merke, wie auch andere Gäste in ihrer Konversation innehalten und zum Klavier gucken.
    Piotrek ist richtig gut, er spielt mit der Melodie, verfremdet sie hier und da, nur um dann wieder zu ihr zurückzukehren. Sein Gesichtsausdruck ist konzentriert, aber man merkt, dass er sich der Musik völlig hingibt. Schließlich bringt er das Stück zu Ende, was zu einigem Applaus führt. Ein Kellner kommt mit einem Tablett, serviert ihm einen Martini und zeigt auf einen jungen Mann mit langen Haaren im Pelzmantel, der an der Bar sitzt. Er applaudiert Piotrek, dieser steht auf, verbeugt sich in seine Richtung und nimmt dann einen Schluck von dem Martini. Der Mann im Pelzmantel kommt mir irgendwie bekannt vor.
    Der Kontrabassist der Jazz-Band taucht nun neben dem Klavier auf und sagt etwas zu Piotrek,

Weitere Kostenlose Bücher