Auf der Suche nach Zach (German Edition)
Computer. „Ich besitze keine sexuellen Organe, wie sie sehr wohl wissen. Es ist schon lange her, dass sie zu Hause waren.”
„Das stimmt”, seufzte David. „Öffne nur das Fußgängertor, Andy.”
Der Computer antwortete nicht; er hatte genug Stimmerkennungs-Muster gesammelt, um Davids Sicherheitszugang zu genehmigen und der kleinere Toreinsatz schwang auf.
„Danke, Andy”, sagte David.
„Gern geschehen, David. Willkommen Zuhause.”
Es war alles einprogrammierter Text, sogar der Kommentar über die Genitalien. David hatte es als Teenager vor Jahren in seinen Zugangscode programmiert, als er noch ein Klugscheißer war Aber sogar vorprogrammierte Witze ließen David sich willkommen fühlen. Zu schade, dass er sich bei den Einwohnern aus Fleisch und Blut des Tyler-Anwesens nicht so sicher war, ob sie ihn willkommen heißen würden. Er nahm seine Tasche, die er auf den Boden gestellt hatte und ging durch das kleine Tor und gab ihm dann einen Stoß, damit es sich wieder schließen konnte. Jetzt waren es nur noch ein paar hundert Meter den Asphaltweg hoch, bis zu seinem Ziel, das zweistöckige, steinerne Torhaus.
Bevor er hineinging, hielt er kurz an und betrachtete das Panorama. Ein Blick, der ihm einmal so vertraut war wie sein eigenes Gesicht. Es waren jetzt mehr als drei Jahre her, seit er das letzte mal den Fuß auf diesen Boden gesetzt hatte, auf dem er aufgewachsen war– er mochte zwar nur der Sohn der Haushälterin sein, aber die Tyler Familie war ein Teil von ihm und dies war das einzige Zuhause, das er je gekannt hatte. Jetzt war er nicht mehr so sicher, was es für ihn war, außer dem Ort, an dem seine Mutter lebte und arbeitete. Es sah aber immer noch genauso aus wie früher. Nicht mal einen Kilometer weiter südlich, erstreckten sich die Gebäude von Tyler Technologies, mit ihren Holz- und Lehmziegelmauern und den Ziegeldächern, die rot durch die sie umgebenden Espen leuchteten. Etwas entfernt, Richtung Nordwesten, stand das Haupthaus. Ein Herrenhaus im Hazienda-Stil mit großen Gärten, einem Swimmingpool, Tennisplätzen und Ställen. All die Annehmlichkeiten der fantastisch Reichen - Annehmlichkeiten die David immer mitbenutzen durfte. Früher. Weiter nordwestlich, sah man die Wälder und Berge in denen er und Zach, und manchmal auch Richard und Jane, wandern, erkunden und im Winter Ski fahren gegangen waren. Er musste zugeben, es war alles ziemlich idyllisch gewesen.
Nachdem Zach verschwunden war, hatte er nichts mehr von alledem getan. Wenn er wandern oder Ski fahren gegangen war, war er woanders hingefahren. Aus jedem Zentimeter des Tyler Anwesens schallte das Echo von Zachs Gelächter, jeder Schatten beherbergte seine Erinnerung. Es war zu verdammt einsam hier, ohne Zach. Er hatte hier gelebt und für Richard gearbeitet, bis er genug Geld zusammen gekratzt hatte, um ins College gehen zu können. Er war danach nur noch gelegentlich zurückgekommen, wenn er sich stark genug fühlte, es ein paar Tage auszuhalten. Jeden Augenblick, den er hier war, fühlte er sich, als ob etwas fehlen würde, etwas Essentielles. Und das tat es.
Er hatte Beziehungen gehabt im College und danach, aber keine davon hatte lange gehalten, nicht einmal diese letzte, die, von der er dachte, dass er der EINE hätte sein können. Alle seine Partner beschuldigten ihn, 'emotional unerreichbar' zu sein, was zum Teufel das auch immer heißen sollte. Aber keiner von ihnen, hatte je die Lücke füllen können, die Zach hinterlassen hatte. Zach, mit dem er genau einen Kuss geteilt hatte - ausgehend von dem unerfahrenen fünfzehnjährigen Jungen, der eine Woche später verschwand - mitten aus einem überfüllten Flughafen.
David drehte dem Glanz des Tyler-Anwesens und den Rocky Mountains den Rücken zu, und stieg die Stufen zu der Veranda des Torhauses hinauf, um sich ins Haus zu lassen. Er ließ seine Tasche fallen und stellte seine Laptoptasche mit etwas mehr Vorsicht auf den polierten Holzboden in der Eingangshalle, und rief: ”Hallo? Mama? Bist du zu Hause?”
Ihm antwortete Stille. Nicht überraschend – es war mitten am Nachmittag und sie war wahrscheinlich bei der Arbeit. Er ging in die Küche, nahm sich ein Glas Wasser und das dortige Telefon, und rief sie auf dem Handy an.
Sie nahm beim zweiten Klingelton ab, ihre Stimme klang verwirrt. „Hallo?”
„Hallo, die Dame”, sagte David.
„Davey!” rief sie erfreut. „Bist du Zuhause? Ich hab mich schon gewundert, wer von dort aus anruft.”
„Ja, bin
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