Auf der Suche nach Zach (German Edition)
für eine Art wildes Tier halten. Ich ziehe meine Lippe hoch und knurre sie leise an, nur um ihnen zu beweisen, dass sie recht haben.
Es scheint, als habe ich nur noch Angst, aber endlich landet der Hubschrauber an einem Flughafen. Dann ist da noch mehr Lärm und Chaos, aber es gibt auch noch mehr von dieser unerwarteten Freundlichkeit, und bald danach sitze ich in der Kabine eines Flugzeuges.
Ich habe wieder Angst – nicht weil ich Angst vorm Fliegen hätte, ich bin schon in vielen Flugzeugen geflogen, aber alles, an das ich mich erinnern kann, ist dieser letzte schreckliche Flug nach Costa Rica. Als wir landeten und ich aus dem Flugzeug stieg und nach dem Fahrer suchte, den meine Tante mir gesendet haben sollte, und dann ist alles dunkel bis ich im Dschungel aufwache und Esteban mich anstarrt. Ich breche in kalten Schweiß aus und einer der Soldaten in meine Nähe fragt, ob ich o.k. sei. Ich antworte ihm natürlich nicht.
Ich sollte mich nicht so fühlen, ich sollte mich nicht so an diese Dinge erinnern, weil ich in einem Armeetransporter bin und nicht erster Klasse in einem Luxusjet. Die anderen Geiseln sind nicht in diesem Flugzeug. Nur ich und ein paar Soldaten. Nicht dieselben wie vorher, außer dem Lieutenant, der mir das Hundehalsband abgeschnitten hat. Er steht vorne im Flugzeug und redet mit einem der Piloten.
Meine Beine tun weh und mein Rücken. Ich massiere meine Schenkel durch die graue Jogginghose. Es tut weh und ich versuche, ein Wimmern zu unterdrücken. Ich hatte viel Übung im Stillhalten, aber aus irgendeinem Grund klappt es diesmal nicht.
„He, Lieutenant”, ruft der Typ, der gefragt hatte, ob ich o.k. sei. „Ihr Passagier hier scheint aufgebracht zu sein.”
Der Lieutenant dreht sich um und kommt den Gang herunter. Er lächelt mich an. „Hey, ist alles o.k., Zach?” Er zögert ein bisschen, bevor er meinen Namen sagt, als ob er nicht ganz sicher ist, dass er richtig ist. Ich bin mir auch nicht ganz sicher.
Ich reibe wieder meine Schenkel. Er runzelt die Stirn und sagt dann: „Du fühlst dich nicht wohl in dem Sitz, nicht wahr Junge?” 'Junge' kommt ihm leichter von der Zunge. „Ich wette, deine Muskeln sind durch den Käfig alle verkümmert.” Er richtet sich auf, schaut sich um und geht dann nach hinten in das Flugzeug, wo ich ihn nicht sehen kann. Einen Moment später kommt er zurück und schnallt mich ab. „Das ist nicht gerade nach Protokoll, aber ich denke, du wirst dich da besser fühlen”, sagt er und hebt mich aus meinem Sitz. „Verdammt, Junge, du wiegst bestimmt klatschnass nicht mal 45 Kilo.” Er trägt mich ein paar Reihen nach hinten, wo er einige Sitze in diesem halb leeren Flugzeug hochgeklappt, und die Polster auf den Boden gelegt hat. Er legt mich auf die Polster. „So mein Junge, ist das besser?”
Ich sehe zu ihm hoch und schaue zum ersten Mal in seine Augen. Sie sind braun. Ich fühle, wie sich meine Lippen bewegen, verziehen und merke, dass ich lächle. Ich glaube nicht, dass es ein Knurren ist, weil er zurücklächelt .
Ich rolle mich auf den Polstern zusammen, so weich und gemütlich, und schlafe für den Rest des Flugs. Ich öffne meine Augen erst wieder, als der Lieutenant meine Schulter schüttelt. „Wir landen gleich, Junge, und du musst dafür angeschnallt sein. Tut mir leid.”
Ich experimentiere wieder mit dem Lächeln und hebe meine Arme, damit er mich hochheben kann. Er tut es, lachend. „Mein kleiner Neffe macht so etwas, aber er ist drei. Was ist deine Ausrede?”
Ich ruhe meinen Kopf an seiner Schulter aus. Er ist freundlich und riecht so gut. Mir macht es nicht mal etwas aus, dass er mich aus dem ersten wirklich guten Schlaf seit Jahren gerissen hat. Ich wußte nicht mal, dass man im Traum schlafen kann.
Er schnallt mich an und ich warte, bis das Flugzeug landet und anhält und er zurück kommt, um mich zu holen. Dieses Mal trägt er mich nur bis nach vorne im Flugzeug, wo ein paar Männer in Weiß mit einer Trage warten. Sie legen mich auf die Trage, aber als sie anfangen mich wegzutragen, greife ich nach seinem Ärmel und winsel. Er klopft mir sachte auf die Schulter und sagt: „Ich sehe dich im Krankenhaus, Junge. Keine Angst.”
Sein Lächeln ist warm und vertraueneinflößend. Er ist der Einzige bisher, aber ich vertraue ihm. Ich lasse die Leute mit der Trage mich zu dem wartenden Krankenwagen bringen, aber jetzt hab ich wieder Angst. Mit Esteban wusste ich immer, was mich erwartet, aber jetzt weiß ich es nicht mehr. Ich erinnere mich
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