auf der verbotenen Insel
wir spielen.« Freudig raste Tim auf Anne zu und stand ungeduldig wedelnd daneben, als Anne versuchte, einen Stock durchzubrechen und ihn dann mit einer kräftigen Bewegung so weit wie möglich wegzuschleudern.
XI
Ein Boot fährt zur Insel
Inzwischen kam Georg zurück. Sie kraulte wie eine Olympiasiegerin, schüttelte dann das kurze nasse Wuschelhaar und wehrte Tim ab, der begeistert an ihr hochsprang. Für Tim war es egal, ob er seine Georg eine Minute oder einen Tag nicht gesehen hatte – er freute sich immer mit der gleichen Ausdauer.
Aber Georg hatte keine Zeit für ihn. Sie wehrte ihn ungeduldig ab und rannte zu Julius und Richard. »Ich glaube«, rief sie, »da fährt ein Boot zu der Insel hinüber! Seht einmal! Gleich wird es hinter dem Felsen auftauchen.«
Jetzt sahen es auch die anderen. Sie liefen zum Ufer und blickten dem Boot neugierig hinterher. Es war ein einfaches Boot mit Außenbordmotor, etwas größer als die Ruderboote, die man in den Seebädern ausleihen konnte.
»Nur ein Mann sitzt drin«, sagte Anne.
»Wir werden abwarten, was er vorhat«, bestimmte Julius, »aber es ist besser, wenn wir uns bis zum Kliff zurückziehen. Hier sieht man uns ja sofort. Wir sind ja weit und breit die einzigen Leute am Strand.«
Hastig sammelten sie ihre Sachen auf und kletterten das Kliff wieder hinauf. Dort legten sie sich dicht an den Rand ins Gras und beobachteten das Boot. Julius blickte durch das Fernglas. »Es sitzt ein alter Mann im Boot. Er trägt blaue Hosen und einen blauen Pullover.«
»Ist sonst noch etwas im Boot?« fragte Georg aufgeregt.
Ja. Eine Tasche oder eine Kiste. Grau. Sie steht vorne im Boot. Aber man kann nicht genau erkennen, was es ist. Das Boot ist schon zu weit entfernt.«
»Wir werden sehen«, sagte Richard, »vielleicht ist es nur irgendein Einheimischer, der eine kleine Bootsfahrt macht. Es ist ja noch gar nicht erwiesen, ob er zur Insel fährt und damit etwas zu tun hat.«
Aber das Boot steuerte tatsächlich genau auf die Insel zu. Die Kinder konnten sehen, wie es dort auf den Sand auflief. Sie sahen auch noch, sehr undeutlich allerdings, wie der Mann ausstieg und die Tasche aus dem Boot nahm. Dann verschwand er zwischen den Bäumen.
Die Kinder sahen sich an. »Interessant, nicht?« stellte Richard fest. »Ich möchte doch wohl wissen, was das bedeutet.«
Julius blickte auf die Uhr. »Heute werden wir das wohl nicht mehr herausbekommen, es wird gleich dunkel. Ich fürchte, wir müssen mit unseren weiteren Erkundigungen bis morgen warten.«
Schweren Herzens traten die fünf Freunde den Rückweg in Ellie Blacks Hühnerfarm an.
Auf dem Weg sprachen die Kinder nicht viel miteinander. Jeder überlegte für sich, wie man jetzt wohl am besten weitermachen sollte.
Georg schüttelte mißmutig den Kopf. »Ich sehe überhaupt nicht«, sagte sie plötzlich, »Wie wir in dieser Sache weiterkommen können, wenn wir nicht selber auf die Insel fahren und uns überzeugen, ob die kleine Denise wirklich da ist.«
Die Kinder blieben stehen und starrten Georg an.
»Meinst du das im Ernst?« fragte Anne zitternd.
Georg zuckte mit den Achseln. »Natürlich. Wir haben doch gar keine andere Wahl.«
Aber es ist verboten, auf die Insel zu fahren! Du hast doch gehört, was Ellie Black erzählt hat! Niemand darf mehr auf die Insel!«
Außerdem haben wir kein Boot«, stellte Julius sachlich fest. »Ohne Boot sind wir doch sowieso aufgeschmissen.«
»Und selbst wenn wir ein Boot hätten«, wandte Richard ein, »würde jeder Mensch an der Küste uns beobachten können. Und die Polizei würde uns schon rechtzeitig zurückholen, das versichere ich euch. Gerade jetzt, wo sie sowieso die Gegend absuchen wie die Spürhunde.«
Aber Georg ließ sich von ihrer Idee nicht so schnell abbringen. Es reizte sie zu sehr, die Insel zu besuchen. Gerade, weil es so schwierig und außerdem verboten war.
»Aber der Mann, der heute auf die Insel gefahren ist, ist doch auch nicht von der Polizei angehalten worden!« rief sie. »Um den hat sich doch niemand gekümmert.«
Julius nickte. »Ich kann es mir nur so erklären, daß dieser Mann im Ort allgemein bekannt ist und daß sich niemand etwas dabei denkt, wenn er auf die Insel fährt.«
»Vielleicht war es sogar der Inspektor!« rief Anne. Die anderen sahen sich zweifelnd an.
»Ich bin dafür«, schlug Richard vor, »daß wir heute abend noch einen kleinen Bummel in den Ort machen und Erkundigungen einholen. Vielleicht weiß man etwas in der Gastwirtschaft.
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