auf der verbotenen Insel
Man muß einfach rumhören, was die Leute so erzählen.«
Georg rümpfte die Nase. »Diese Idee klingt ziemlich langweilig«,sagte sie. »Wenn es nach mir ginge, ich würde. einfach versuchen, ein Boot zu bekommen, und auf die Insel rudern. Und wenn es am Tag zu gefährlich ist – dann würde ich es eben nachts machen.«
»Georg!« rief Anne entsetzt.
Georg blitzte Anne an. »Wieso denn nicht?« meinte sie kampflustig. »Ist es etwa das erstemal, daß wir auf eigene Faust so eine Sache unternehmen? Ich weiß gar nicht, warum ihr plötzlich so ängstlich seid.«
Julius blickte Georg an. »Weil wir es allem Anschein nach mit sehr gefährlichen Verbrechern zu tun haben, Georg«, sagte er ruhig. »Da ist es besser, vorher ein bißchen länger zu überlegen, bevor man überstürzt handelt und Fehler macht. »Die Idee von Georg ist eigentlich gar nicht so schlecht«, meinte Richard nachdenklich. »Ich finde, wir sollten doch wenigstens mal sehen, ob es hier eigentlich eine Möglichkeit gibt, an ein Boot zu kommen.«
»Fragen wir doch einfach Ellie Black«, schlug Anne vor, »die müßte es doch am besten wissen.«
»Ein Boot?« fragte Ellie Black verwundert, »Was wollt ihr denn mit einem Boot, Kinder?« Die vier senkten den Kopf. Es war immer unangenehm, wenn man nicht die Wahrheit sagen konnte und zu einer Notlüge greifen mußte. Aber in diesem Falle wäre es wirklich viel zu gefährlich gewesen, Ellie Black einzuweihen.
»Wir haben nur gedacht«, sagte Georg, »daß es lustig sein könnte, mit dem Boot um die Klippen herumzufahren und Seeigel zu fangen.«
Ellie Black schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
»Seeigel fangen! Was für eine Idee!«
»Außerdem ist es hübsch, an der Küste entlangzurudern«, sagte Anne. »Man kann die Hände ins Wasser hängen, in den Himmel sehen und träumen.« Ellie Black nickte. »Ja, ja, Anne, das ist wahr. Das habe ich früher auch immer gerne getan. Es schaukelt so schön auf dem Boot, und der sanfte Wind, das ist wirklich sehr schön. Als meine Kinder noch im Haus waren, da sind sie viel gerudert.«
Georg sprang auf, wie elektrisiert. »Und mit welchem Boot sind Ihre Kinder denn gefahren? Kann man sich hier vielleicht eines leihen? Unten im Ort vielleicht?«
Ellie Black lachte. »Wo denkt ihr hin! Hier gibt es doch gar keine Feriengäste. Und die Einheimischen, die haben alle selber ihr Boot. Unser Boot war sehr schön, es war immer ganz frisch lackiert und hieß Neptun. Das ist der Gott des Meeres.«
»Ich weiß«, sagte Julius ungeduldig, »das haben wir gerade in Latein gehabt. Aber was mich viel mehr interessieren würde – existiert dieses Boot denn noch?«
»Tja«, sagte Ellie Black traurig, »existieren tut es wohl noch, wenn es nicht inzwischen jemand weggeschafft hat. Es stand immer hinten im letzten Schuppen, wo die Gartengeräte aufbewahrt werden. Er wird sicher vollgestellt sein mit allerlei Gerümpel.«
»Aber das macht nichts!« rief Georg begeistert. »Das können wir doch alles beiseite räumen! Oh, bitte, bitte, Frau Black, erlauben Sie uns doch, das Boot zu benutzen!« Ellie Black lächelte. »Du mußt ja besonders viel Spaß am Rudern haben« sagte sie .vergnügt.
Georg nickte. »Zu Hause, da wo ich wohne, da habe ich auch ein Boot. Ich versteh sehr viel davon. Meine Eltern lassen mich immer alleine rudern.«
»So so. Na ja, ihr könnt euch das Boot gerne einmal ansehen, aber ich bin sicher, daß es nicht mehr zu gebrauchen ist. Es wird ja seit zehn Jahren nicht mehr benutzt! Und die Ruder sind sicherlich längst irgend wo verlorengegangen. Außerdem sollte es, glaube ich, neu gestrichen werden, bevor man es wieder ins Wasser läßt. Sicherlich ist es gar nicht mehr wasserdicht. Nein, nein, Kinder, je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich, daß ich es euch nicht erlauben darf.«
Die Kinder machten enttäuschte Gesichter. Anne, die immer gleich betrübt war, wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Schade – jetzt hatte sie sich schon gerade mit dem Gedanken angefreundet, eine kleine Bootsfahrt zu machen. Es mußte ja nicht gleich bis zu der geheimnisvollen Insel sein … Julius machte noch einen letzten Versuch. Er legte seinen Arm um Ellie Blacks Schulter und sah sie mit seinem charmantesten Lächeln an.
»Liebste Frau Black«, sagte er schmeichelnd, »erlauben Sie uns doch wenigstens, das Boot einmal herauszuholen und es hier auf dem Hof zu säubern. Es ist doch sowieso gut, wenn einer sich darum kümmert. Und wir
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