auf der verbotenen Insel
Julius. »Das ist ja Arbeit für eine ganze Kompanie Möbelpacker!Das schaffen wir doch nie!« – »Selbstverständlich schaffen wir das!« sagte Georg energisch. »Vielleicht krempelt ihr euch schon mal die Ärmel auf!«
Bald konnte man ein Stück von dem Boot erkennen. »Es ist ja ganz schön groß«, sagte Richard zufrieden, »nicht so ein kleines Ding, wie du zu Hause hast, Georg.«
Georg nickte. Sie begutachtete das Boot fachmännisch.
»Da gehen wir auf jeden Fall alle rein. Für vier Personen ist da reichlich PlatZ.«
»Wuff!« machte Tim und sprang an Georg hoch. Anne lachte. »Siehst du, er versteht uns genau! Er hat Angst, daß du ihn nicht mitgezählt hast!«
Georg beugte sich zu Tim und streichelte seinen Kopf.
»Natürlich kommst du mit«, sagte sie beruhigend. »Wir würden dich doch nicht zurücklassen! Das weißt du doch genau, Tim!«
»Wuff!« machte Tim. Dann spitzte er plötzlich die Ohren und schoß quer durch den Schuppen.
»Da! Eine Maus!« rief Anne entsetzt. »Hier gibt es Mäuse! Hier halten mich keine zehn Pferde!« Sie stürzte mit bleichem Gesicht hinaus.
Die drei sahen sich an und lachten herzhaft. So eine ängstliche Anne, die sich sogar vor Mäusen fürchtete!
»Komm wieder rein, Anne!« rief Julius, als Tim sich langsam aus der Gerümpelecke herauszwängte und mit eingeklemmtem Schwanz zu Georg zurücktrottete. »Die Maus ist längst verschwunden! Tim hat sie in ihr Loch zurückgejagt.«
»Nein, nein«, sagte Anne hastig, »ich glaube, ich gehe lieber wieder in die Küche und helfe Frau Black beim Abendbrot. Es ist sowieso nicht nett von uns, daß wir sie immer die ganze Arbeit alleine tun lassen!«
Ohne eine Antwort abzuwarten, war sie in fliegender Eile zur Küche zurückgelaufen.
Anne hatte wirklich eine höllische Angst vor Mäusen.
Die drei Kinder waren nach einer Stunde vollkommen verschwitzt und dreckig. Georg wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß und den Staub vom Gesicht.
»Puh!« stöhnte sie. »Das war vielleicht ein Stück Arbeit!« Sie ließ sich auf das alte Sofa fallen, das jetzt auf der anderen Seite des Schuppens stand.
»Aber es hat sich gelohnt«, meinte Julius, der begeistert das Boot betrachtete.
»Ja, es hat sich wirklich gelohnt. Von wegen – ein altes Boot. Das sieht doch aus wie neu!«
Georg nickte. »Jetzt müssen wir nur noch die Ruder finden. Dann tragen wir es auf den Hof und schrubben es mit Wasser ab. Durch das Wasser dehnt sich das Holz. Und dann sind die Ritzen im Nu verschwunden.«
»Besser wäre noch«, sagte Julius nachdenklich, »wenn wir es ans Ufer tragen dürften und zu Wasser lassen könnten. Da würde sich ja zeigen, ob das Boot noch etwas aushält oder nicht!«
Georg sprang unternehmungslustig auf. Ihre Müdigkeit war verflogen. »Oh ja! Wir gehen sofort zu Ellie Black und fragen sie.«
Anne stand plötzlich in der Tür zum Schuppen. »Das Abendbrot ist fertig«, sagte sie, während ihre Augen sich mühsam an das schummrige Licht gewöhnten. »Ihr sollt euch waschen und …« Mitten im Satz brach sie ab. Ungläubig starrte sie auf das schöne große Boot.
»Das ist ja wunderschön!« sagte sie atemlos. »Habt ihr das eben ganz allein da hervorgeholt?«
»Natürlich«, sagte Georg stolz, »Wir können ja schlecht alle die Arbeit niederlegen, bloß weil eine Maus über den Fußboden huscht.«
»Paß auf, Anne!« rief Richard. »Da ist sie wieder! Huch! Gleich kriecht sie dir unter das Kleid!!!«
Anne flüchtete in Panik. Erst als sie das schallende Gelächter der Kinder hörte, begriff sie, daß es nur Spaß gewesen war. Empört sah sie ihre Freunde an. »Ich möchte nur einmal wissen«, sagte sie beleidigt, »warum ihr euch immer gerade über mich lustig macht.«
Georg umarmte ihre Kusine. »Weil es mit dir am meisten Spaß macht, Anne«, sagte sie fröhlich. »Du kannst dich immer so schön aufregen! Aber«, fügte sie schnell hinzu, »du kannst eben auch einen Spaß verstehen. Du bist nicht immer gleich so beleidigt wie ich.«
Das war auch ein guter Zug an Georg, daß sie wenigstens einsah, daß sie manchmal einen schwierigen Charakter hatte. Georg meinte, daß es vielleicht damit zusammenhing, daß sie ein Einzelkind war. Manchmal war sie traurig, daß sie nicht wie Anne lebte, mit zwei großen Brüdern.
Aber sie konnte ja schon froh sein, daß sie wenigstens immer die Ferien zusammen verbrachten.
Und seitdem Anne und Georg das gleiche Internat besuchten, war sie ja auch nicht mehr so allein wie
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