auf der verbotenen Insel
Gebüsch und warteten. »Sicher ist der Wärter jetzt aufgewacht!« wisperte Anne, bebend vor Angst.
Aber es war immer noch keine Männerstimme zu hören.
Das Mädchen fragte wieder. »Qu'est – ce que vous voulez? »Was heißt das?« flüsterte Richard aufgeregt.
»Das heißt: Was wollen Sie«, übersetzte Julius. Er trat einen Schritt vor und flüsterte leise: »Denise! Tu peux m'entendre?«
»Qui«, kam es zaghaft flüsternd zurück.
»Tu es seule?«
»Oui. Et vous? Qui êtes vous?«
»Nous sommes venus te sauve'r. Attend un moment.«
Die Kinder hatten nichts verstanden. Sprachlos hatten sie zugehört, wie Julius mit dem Mädchen französisch sprach. »Was sagst du?« fragte Georg schließlich ungeduldig. »Was ist los? Was hat sie gesagt?«
»Sie hat gesagt, daß sie allein ist!« wisperte Julius, »und ich habe ihr erzählt, daß wir sie befreien wollen.«
Die Kinder starrten Julius bewundernd an. »Und wie wollen wir das machen?« fragte Richard zweifelnd.
»Ganz einfach. Wir schleichen uns ran, drehen den Schlüssel um und holen sie raus. Wenn sie allein ist, kann uns doch gar nichts passieren. Los, vorwärts!«
Die Kinder schlichen vorwärts. Julius war als erster bei der Tür. Er drückte die Klinke herunter. Die Tür gab nicht nach.
»Abgeschlossen«, flüsterte er.
»Dann schließ doch auf!« rief Georg ungeduldig.
Der Schlüssel knarrte, als er sich im Schloß drehte. Dann drückte Julius die Klinke herunter und öffnete die Tür. Das Knarren und Quietschen war so laut, daß alle zusammenzuckten. Die Tür machte ja einen Höllenlärm!
»Schnell!« flüsterte Julius. Er riß Anne die Taschenlampe aus der Hand und leuchtete den Raum ab. Vor ihm stand ein kleines Mädchen mit schwarzen krausen Haaren und einem vollkommen zerdrückten hellblauen Kleidchen und starrte ihn an.
»Hallo, Denise«, sagte Julius und streckte die Hand aus, »komm schnell!«
Denise fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
»Viens!« rief Julius ungeduldig, »komm!«
Das Mädchen zögerte noch immer. Ihre Augen waren weit geöffnet, sie starrte die Kinder an und sagte nichts.
Plötzlich hörten sie Stimmen. Ein wütendes Rufen.
»Wer zum Teufel hat die Tür …« Polternde Schritte, die sich näherten.
Die Kinder waren wie gelähmt vor Schreck. Also gab es doch einen Wärter. Der hatte draußen wahrscheinlich gerade seinen Rundgang gemacht.
Das kleine Mädchen nahm erschreckt die Hand an den Mund. »Oh!« sagte sie verzweifelt. Man spürte ihre Angst.
»Laß den Hund los, Georg!« schrie Julius aufgeregt.
»Laß sofort den Hund los!« Er ergriff die Hand des kleinen Mädchens und zog sie aus dem Turm.
»Was ist hier los, verdammt noch mal!« polterte wieder die Stimme, nun ganz nahe. In diesem Augenblick hatte Georg Tims Leine losgemacht. Tim knurrte, bellte, senkte den Kopf und legte die Ohren an. Dann sprang er los.
Er sprang mit einem ungeheuren Satz dem Mann so hart und gewaltig gegen die Brust, daß der hinten überfiel.
»Hilfe!« schrie der Mann und fuchtelte wild mit den Armen. »Hilfe! Hilfe! Ein Wolf! Hilfe! Er frißt mich auf! Er zerreißt mich!« Aber Tim tat nichts dergleichen. Er stand auf dem Bauch des Mannes, seine Schnauze nur eine Handbreit vom Gesicht des Mannes entfernt, und bellte wie verrückt.
»Still, Tim! Still!« flüsterte Georg.
»Abhauen! rief Julius. »Weg! So schnell wie möglich! Da hinten, über die Mauer!«
Sie rannten los. Tim bellte immer noch.
»Halt! Stehen bleiben, oder wir schießen!«
Die Kinder blieben stehen. Vor ihnen standen zwei Männer mit einem Gewehr im Anschlag. Sie starrten die Kinder an. Julius hielt immer noch die Hand des kleinen Mädchens, Anne drängte sich verschüchtert hinter ihren Bruder. Denise weinte sofort los, als sie die Männer sah.
Die leuchteten ihnen mit den Taschenlampen ins Gesicht.
»Das sind ja Kinder!« rief einer der Gangster erstaunt.
»Wo kommen die denn her!«
»Und da! Unsere Kleine! Sie haben sie befreit! Wie zum Teufel konnte das passieren?«
»Tim!!« schrie Georg aus Leibeskräften. »Tim!Hierher, Tim!«
Tim bellte irgendwo im Hintergrund. Wahrscheinlich kämpfte er mit dem Mann.
»Einen Hund habt ihr auch!« schrie der Mann aufgebracht. »Wenn der Hund einen Schritt auf uns zumacht, dann erschieße ich ihn, damit das klar ist.«
Georg wurde blaß. Sie trat einen Schritt zurück. Sie wollte gerade unter das Gebüsch tauchen und weglaufen, da packte jemand ihren Arm und zerrte sie zurück. »Das hast du dir so
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