Auf die Freundschaft!
Bauch kribbelte es.
„Es war ein Samstag und endlich hatten wir mal wieder Sonne. Aber auch zwei Menschen strahlten um die Wette, denn für sie war es der schönste Tag ihres Lebens. Sie zogen sich ihre schönste Kleidung an – wobei das Kleid der Frau der helle Wahnsinn war.“ Er zwinkerte mir zu.
„Und die beiden machten sich auf zu einer kleinen Kirche hier ganz in der Nähe. All ihre Freunde und Verwandten waren eingeladen, um mit ihnen diesen Tag zu begehen. Ich erinnere mich da an eine Rothaarige und ihren Mann, die ihre erste Tochter nicht beruhigen konnten.“ Er grinste Karin und Manfred an.
„Laut und deutlich bekundeten sie ihr Ja zueinander. Vor siebzehn Jahren war Claudias und meine Hochzeit.“
Er blickte liebevoll auf mich herab und ich lächelte. Ken nahm meine Hand und zog mich von meinem Stuhl hoch. Ich gab ihm nach und stand auf. Alle Augen waren auf uns gerichtet. Ken drehte sich zu mir und sprach in der gleichen Lautstärke wie vorher, aber ich hatte das Gefühl, er würde nur zu mir sprechen.
„Claudia.“
Seine Stimme bebte. Ich glaube nicht, dass es den anderen auffiel, aber ich kannte Ken nunmal. Er lächelte und fuhr mit den Daumen nervös über meine Hände, die er in seinen Händen hielt.
„Du bist auch heute noch meine absolute Traumfrau. Ich war in den letzten siebzehn Jahren nicht immer ein guter Ehemann und habe unsere Ehe nicht nur aufs Spiel gesetzt, sondern durch mein Verhalten nahezu zerstört. Ich war egozentrisch und feige, uneinsichtig und dumm. Damit ich das begreife, musstest du mich erst verlassen, aber das hat mich wachgerüttelt. Du bist die einzige Frau in meinem Leben und heute, an unserem Hochzeitstag, möchte ich dir ganz offiziell danken.“
Ich sah seine Augen feucht glänzen und sofort schossen auch mir Tränen in die Augen. Ken sprach weiter.
„Ich danke dir für deine Treue, für deinen Glauben an unsere Ehe und für deine Hartnäckigkeit. Du hast uns eine zweite Chance gegeben, obwohl ich sie nicht verdient habe und ich hoffe, dass wir in Zukunft glücklich miteinander leben können. Da wir schon verheiratet sind, kann ich dir leider keinen Antrag mehr machen, aber…“
Er kniete sich vor mich hin und ich hielt die Luft an. Ich spürte, dass alle um uns herum ebenfalls bis zum Zerplatzen gespannt waren. Ken fummelte an seiner Jeanstasche herum und holte einen Ring hervor. Ich erkannte ihn sofort. Unser alter Ehering! Er hielt ihn mir gut sichtbar hin, nahm meine Hand und fragte mich:
„Willst du mit mir verheiratet bleiben?“
Ich brauchte nicht lange zu überlegen.
„Ja! Ja, das will ich.“
Er steckte mir den Ring an. Er musste ihn aus meinem Schmuckkästchen genommen haben und mir war es gar nicht aufgefallen. Ich weinte und lachte zur gleichen Zeit und unter begeistertem Applaus aller Anwesenden küssten wir uns.
***
„Ihr werdet nicht glauben, wer mir gerade eben begegnet ist!“, sagte Hannah, als wir uns am nächsten Freitag im Baldinis trafen.
„Der Osterhase?“, versuchte es Maria.
„Philipp Stürmer und Susanne Paulsen! Händchen haltend sind die durch die Stadt geschlendert! Ich dachte, ich guck nicht richtig.“
„Doch nicht etwa dein Philipp?“, fragte Maria.
„Genau der.“
„Mike hatte schon erzählt, dass sie ihn für einen Philipp verlassen hat, aber dass es ausgerechnet dieser ist! Offensichtlich hast du ihm ältere Frauen madig gemacht“, antwortete ich.
Hannah grinste nur. „Er wird schon sehen, was er davon hat. Wie alt ist Susanne? Sechzehn? Das kann ja heiter werden.“
„Ich finde das unverantwortlich“, sagte Karin. „Der Typ ist über zwanzig! Irgendwo ist doch mal Schluss.“
„Du weißt doch, wie Teenies sind. Susi ist jetzt wahrscheinlich ziemlich cool, weil ihr Freund Auto fahren kann und studiert. Wenigstens ist Mike über sie hinweg. Mit Mellis Hilfe.“ Ich grinste Karin an.
„Wenigstens schweben unsere Kinder im siebten Himmel“, seufzte Karin. „Na ja, und du, Claudi.“
Wir sahen sie irritiert an. Sie seufzte erneut.
„Ach, irgendwie vermisse ich bei uns die Leidenschaft“, gestand sie uns dann.
„Wie das?“, fragte ich.
„Wir haben fünf Kinder, Manfred arbeitet den ganzen Tag, ein sechstes Kind ist auf dem Weg. Wir haben keine Zeit mehr füreinander. Früher hatten wir noch richtig Zeit für uns. Jetzt leben wir nur noch für die Familie. Was ja nicht schlecht ist, ihr wisst, wie ich meine Familie liebe.“
„Aber das Feuer ist mehr ein Flämmchen, hm?“,
Weitere Kostenlose Bücher