Auf die Freundschaft!
die je aufgetreten waren oder auftreten könnten. Bei der Verabschiedung umarmte Hannah Karin besonders lange und sprach noch leise mit ihr. Als ich sah, wie die beiden sich liebevoll anlächelten, wusste ich, dass alles gut werden würde.
Kapitel 10
Ken, Mike und ich frühstückten am darauffolgenden Samstag gemeinsam. Ken hatte Brötchen gekauft und mit Mike zusammen ein wunderbares Frühstück gezaubert.
„Auf Dauer sind zwei Wohnungen ganz schön teuer, oder?“, fragte Mike mampfend. Bevor ich antwortete, tauschte ich mit Ken Blicke aus. Er schien amüsiert und ließ mir den Vortritt bei der Beantwortung der Frage.
„Auf lange Sicht bestimmt.“
„Aber, Mom! Dad hat so eine tolle Wohnung und so viel Platz. Warum ziehen wir nicht bei ihm ein?“
„Ja, warum eigentlich nicht?“, grinste nun Ken und sah mich mit dem genau dem gleichen fragenden Blick an wie Mike.
„Jungs, so etwas sollte gut durchdacht sein. Außerdem ist Dad vor gerade mal einer Woche erst in die Wohnung gezogen, ich habe keine Lust auf einen weiteren Umzug“, setzte ich an, aber Mike unterbrach mich sofort.
„Ich habe mir das schon gut überlegt. Dads Wohnung liegt näher an meiner Schule und an deiner Arbeit. Das gesparte Geld können wir für einen Urlaub ausgeben oder ein Auto. Oder sparen, wenn es sein muss. Bei Dad ist ja auch noch nicht alles eingerichtet, dann können wir unsere Sachen ganz einfach dazu stellen. Wir haben dort viel mehr Zimmer und dann kann Melli auch endlich mal bei uns schlafen. Bei uns ist einfach zu wenig Platz!“
Seit Tagen lag Mike mir in den Ohren, ich solle Melanie bei ihm übernachten lassen, aber ich war dagegen, zwei Minderjährige in ein gemeinsames Bett zu stecken.
„Ich habe dir doch schon gesagt: sie kann bei uns schlafen, wenn ihr älter seid.“
„Aber Dad hat ein Gästezimmer“, antwortete Mike triumphierend.
„Dann schlaft doch bei Dad“, konterte ich.
„Wir könnten gleich losfahren und Umzugskartons kaufen. Nächste Woche sind wir mit allem durch. Ich finde die Idee gar nicht schlecht.“ Ken grinste und zwinkerte Mike zu. Mike sah mich erwartungsvoll an. Es war ja nicht so, dass ich es nicht wollte. Im Gegenteil, ich stellte mir in den letzten Tagen häufiger vor, wie schön es wäre, eine gemeinsame Wohnung zu haben. Aber ging das nicht alles etwas zu schnell?
Ich liebte unsere kleine Wohnung. Sie war ein Rückzugsort für mich geworden und ein Symbol für mein neues, eigenständiges Leben.
„Geht das nicht ein bisschen schnell?“, äußerte ich meine Bedenken.
„Honey, wir haben länger zusammen gewohnt als getrennt. Du weißt doch, dass das klappt.“
Noch am gleichen Wochenende zogen wir um. Meine Mädels und ihre Männer, soweit vorhanden, halfen uns tatkräftig.
„Und die Wohnung steht jetzt drei Monate lang leer?“, fragte Karin.
Ich nickte. „Ich kündige die Wohnung zum nächsten Monat. Es passt einfach alles gerade so gut und wir können es uns leisten. Warum also nicht?“
Ich wandte mich an meinen Mann. „Ich denke, ich werde morgen den Rest machen. Du wolltest doch mit Mike zum Fußball fahren, oder? Dann kann ich wenigstens in aller Ruhe auspacken“, keuchte ich und ließ mich auf unser Sofa fallen.
„Gute Idee. Für heute haben wir wirklich genug geschuftet“, stimmte Ken mir zu und sank neben mich.
Schon am nächsten Tag bekam ich Zweifel an meiner Entscheidung, Ken wieder in mein Leben zu lassen.
Ich packte gerade die letzten Kisten aus, als Kens Handy vibrierte. Es lag auf der Kommode. Jedes Mal, wenn Ken weg ging, vergaß er, sein Handy mitzunehmen. Oft ärgerte mich diese Nachlässigkeit, weil ich ihn dann nicht erreichen konnte. Aus Neugierde blickte ich auf das Display und erstarrte.
„ Ich hoffe, wir werden nicht erwischt! Sie schöpft doch keinen Verdacht, oder? Bis nachher dann! Kann es kaum erwarten… “ blinkte dort auf, bevor der Bildschirm sich wieder schwärzte. Die SMS ging noch weiter, aber der Bildschirm färbte sich schwarz. Träumte ich? Das konnte doch unmöglich das bedeuten, wonach es aussah. Nein, er würde doch nicht… – oder doch?
„Nein, nein, nein“, murmelte ich wie in Trance. „Das würde er nicht nochmal tun.“
Ich war hin- und hergerissen. Einerseits war ich wirklich fest von Kens Treue überzeugt, aber andererseits hatte er mich auch bereits mehr als ein Mal betrogen. Meine Gedanken überschlugen sich förmlich. Später an diesem Tag würde ich mich mit den Mädels treffen. Was
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