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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sieht es aus! In Ihrem Kopf spukt der Gedanke, dass sie irgendwie in den Fall verwickelt sein könnte?«
    »Nein, nein. Es war reiner Zufall, dass sie da war.«
    »Nein, mon ami, das war kein bloßer Zufall. Das wissen Sie genau. Sie haben es mir selbst gesagt. Sie wurde telefonisch angefordert. Ausdrücklich angefordert… Sie können nicht sicher sein, dass sie nicht wusste, weshalb. Höchstwahrscheinlich weiß, sie, weshalb, und verschweigt die Tatsache.«
    »Das glaube ich nicht«, erklärte ich verbissen.
    »Vielleicht erfahren Sie es, wenn Sie mit ihr sprechen – selbst wenn sie sich selbst nicht der Wahrheit bewusst ist.«
    »Ich sehe nicht recht, wie ich – ich meine – ich kenne sie ja kaum.«
    Hercule Poirot schloss wieder die Augen. »Sie werden mit ihr sprechen«, befahl er, »weil Sie schon Freunde sind; und Sie werden auch unter einem Vorwand diese blinde Frau nochmal aufsuchen. Und Sie werden mit ihr sprechen. Und Sie werden zum Schreibbüro gehen – vielleicht sagen Sie, Sie hätten ein Manuskript zum Abschreiben. Sie werden sich vielleicht mit einer der anderen jungen Damen anfreunden, die dort arbeiten. Sie werden mit all diesen Menschen reden und dann wieder zu mir kommen und alles berichten, was sie sagten.«
    »Erbarmen!«, sagte ich.
    »Keineswegs, es wird Ihnen Spaß machen… und Ihre Arbeit wird besser vorangehen, wenn Sie etwas Abwechslung haben«, versicherte Poirot.
    Ich stand auf und lachte.
    »Also gut. Sie sind der Doktor. Noch mehr Weisheiten für mich auf Lager? Was halten Sie von dieser seltsamen Uhrensache?«
    Poirot lehnte sich zurück und schloss erneut die Augen. Schließlich sagte er überraschenderweise:
     
    »Die Zeit ist reif«, das Walross sprach,
    »Von mancherlei zu reden –
    Von Schuhen – Schiffen – Siegellack,
    Von Königen und Zibeben –
    Warum das Meer kocht, und ob wohl
    Die Schweine manchmal schweben.«
     
    Er öffnete die Augen wieder und nickte nachdenklich.
    »Sie verstehen?«, fragte er.
    »Ein Zitat aus Alice hinter den Spiegeln – ›Das Walross und der Zimmermann‹.«
    »Genau. Im Moment ist das alles, was ich für Sie tun kann, mon cher. Denken Sie darüber nach.«

16
     
    D ie gerichtliche Leichenschau wurde von der Öffentlichkeit gut besucht. Aber das Verfahren war so langweilig und trocken wie nur möglich. Sheila Webb hätte diese Nervenprobe nicht zu fürchten brauchen, sie war in ein paar Minuten vorüber.
    Aufgrund eines Telefonanrufs hatte sie sich nach Wilbraham Crescent Nr. 19 begeben und war dort, wie angewiesen, in das Wohnzimmer gegangen. Sie hatte den toten Mann auf dem Boden gefunden, hatte geschrien und war auf die Straße gelaufen, um Hilfe zu holen. Es gab keine Fragen. Das Verhör von Miss Martindale, die auch aussagte, wurde sogar noch kürzer. Sie hatte eine Nachricht erhalten, vorgeblich von Miss Pebmarsh, dass sie eine Stenotypistin, möglichst Miss Sheila Webb, nach Wilbraham Crescent Nr. 19 schicken solle; gleichzeitig wurden bestimmte Weisungen erteilt. Sie hatte als genaue Zeit des Anrufs 13.49 Uhr notiert. Damit war Miss Martindale fertig. Miss Pebmarsh, die nächste Zeugin, bestritt kategorisch, dass sie auch nur irgendeine Stenotypistin an diesem Tag vom Cavendish-Schreibbüro angefordert hätte. Inspektor Hardcastle gab eine kurze, sachliche Erklärung ab. Nach Erhalt eines Anrufs war er nach Wilbraham Crescent Nr. 19 gegangen, wo er die Leiche eines Mannes gefunden hatte. Dann fragte ihn der amtliche Leichenbeschauer und Untersuchungsrichter:
    »Haben Sie den Toten identifizieren können?«
    »Noch nicht, Sir. Aus diesem Grund möchte ich um Vertagung bitten.«
    »Gut.«
    Dann kam die ärztliche Aussage. Dr. Rigg, der Polizeiarzt, berichtete von seiner Ankunft in Wilbraham Crescent Nr. 19 und von seiner Untersuchung des Toten.
    »Können Sie die Zeit des Eintritts des Todes ungefähr angeben, Doktor?«
    »Ich habe ihn um Viertel nach drei untersucht. Ich würde den Zeitpunkt des Todes auf zwischen halb zwei und halb drei festlegen… Vermutlich ist der Tod um zwei Uhr oder kurz vor zwei Uhr eingetreten, doch es sind viele Faktoren dabei zu berücksichtigen: Alter, Gesundheitszustand und so weiter.«
    »Haben Sie eine Autopsie vorgenommen?«
    »Ja.«
    »Ursache des Todes?«
    »Der Mann ist mit einem dünnen, scharfen Messer erstochen worden. Es muss eine Art Küchenmesser mit einer spitz zulaufenden Klinge gewesen sein. Die Messerspitze traf…« Jetzt benutzte der Arzt Fachausdrücke, um den genauen Punkt zu

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