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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ein Verbrechen, das mich Ihrer Ansicht nach interessiert. Ist es so?«
    »Die Sache ist, dass es keinen Sinn ergibt.«
    »Das ist unmöglich«, sagte Poirot. »Alles hat seinen Sinn.«
    »Also dann finden Sie den Sinn heraus. Ich kann es nicht. Es hat eigentlich gar nichts mit mir zu tun. Ich bin ganz zufällig hineingeraten. Vergessen Sie nicht, dass es ein ganz klarer Fall sein kann, wenn der Tote erst identifiziert ist… Es ist ohne Zweifel ein Mord.« Ich beschrieb ihm genau die Ereignisse, die sich in Wilbraham Crescent Nr. 19 abgespielt hatten. Er schwieg einen Augenblick und fragte dann: »Sans bl a gue?«
    »Kein Jux«, sagte ich, und als er wieder schwieg, fragte ich ungeduldig: »Was halten Sie also davon?«
    »Was erwarten Sie denn?«
    »Sie sollen mir die Lösung sagen. Sie haben mir immer erklärt, dass es durchaus möglich sei, sich in seinen Stuhl zurückzulehnen, darüber nachzudenken und dann die Antwort bereitzuhaben; dass es überflüssig sei, Leute zu befragen und nach Anhaltspunkten zu suchen… Ich habe Ihnen alle Tatsachen berichtet, und jetzt möchte ich die Antwort.«
    »Einfach so, he? Aber erst muss man noch sehr viel mehr wissen, mon ami. Wir fangen erst einmal mit den Tatsachen an, nicht wahr?«
    »Dennoch möchte ich irgendetwas von Ihnen hören.«
    Er dachte einen Augenblick nach und sagte dann: »Eines ist sicher; es muss sich um ein ganz einfaches Verbrechen handeln – weil es nämlich so kompliziert erscheint. Verstehen Sie mich?«
    »Das möchte ich nicht behaupten.«
    »Merkwürdig«, grübelte Poirot, »was Sie mir erzählt haben – ja, es kommt mir so bekannt vor. Wo – wann – ist mir nur so etwas schon mal begegnet…«
    »Ihr Gedächtnis muss ein großes Reservoir von Verbrechen sein«, meinte ich. »Aber Sie können sich unmöglich an alle erinnern, oder doch?«
    »Leider nein«, seufzte Poirot. »Doch von Zeit zu Zeit sind diese Erinnerungen nützlich. Da gab es einmal einen Seifensieder in Lüttich. Er vergiftete seine Frau, um eine blonde Stenotypistin zu heiraten. Das Verbrechen machte Schule. Später, viel später wiederholte sich das Schema. Ich erkannte es wieder. Diesmal ging es um einen gestohlenen Pekinesen, aber das Schema war dasselbe. Ich suchte nach dem Gegenstück zu der Blondine und dem Seifensieder, und voilà… Und bei dem, was Sie erzählt haben, habe ich auch das Gefühl, dass es mich an etwas erinnert.«
    »Uhren? Versicherungsschwindler? Blinde Frauen?«
    »Nein, nein. Bringen Sie mich nicht durcheinander.«
    »Sie enttäuschen mich, Poirot. Ich dachte, Sie würden sofort eine Antwort wissen.«
    »Aber lieber Freund! Zunächst haben Sie mir nur ein Schema beschrieben. Man muss doch viel mehr feststellen. Vermutlich wird der Mann identifiziert werden… Inzwischen sollten Sie mit den Nachbarn sprechen.«
    »Das habe ich getan«, sagte ich. »Ich habe Hardcastle begleitet, als er sie befragte. Sie wissen nichts Brauchbares.«
    »Ah, non pas, das meinen Sie! Ich versichere Ihnen, dass das nicht stimmt. Wenn Sie gefragt werden: ›Haben Sie etwas Verdächtiges gesehen?‹ und Sie sagen nein, dann denken Sie, damit wäre es erledigt. Das meine ich nicht, wenn ich sage, mit den Nachbarn reden. Lassen Sie sich von ihnen etwas erzählen. Irgendein Wort der Unterhaltung wird aufschlussreich sein. Sie sagen, es wäre nichts Brauchbares herausgekommen. Ich behaupte, dass das nicht sein kann. Wenn Sie alles Wort für Wort wiederholen könnten…«
    »Nun«, sagte ich, »das kann ich tatsächlich. Ich habe nämlich mitstenografiert, als ich die Rolle des Assistenten spielte. Ich habe alles mit der Maschine abschreiben lassen und mitgebracht. Hier ist es.«
    »Ah, Sie sind ein guter Junge, ein sehr guter Junge. Das war genau das Richtige. Je vous remercie infin i ment.«
    »Haben Sie sonst noch Vorschläge?«, fragte ich verwirrt.
    »Ich habe immer Vorschläge. Da ist das Mädchen. Gehen Sie zu ihm und unterhalten Sie sich mit ihm; Sie sind solche Freunde geworden, nicht wahr? Haben Sie es nicht in den Armen gehalten, als es voller Schrecken aus dem Haus stürzte?«
    »Sie haben sich von der Lektüre Garry Gregsons anstecken lassen«, sagte ich. »Sie haben den melodramatischen Stil angenommen.«
    »Vielleicht haben Sie Recht«, nickte Poirot, »man wird manchmal von dem Stil des Buches mitgerissen, das man gerade liest.«
    »Was aber das Mädchen betrifft…« Ich sprach nicht weiter.
    »Ja?«
    »Ich möchte nicht gern – ich würde sie nicht…«
    »Ah! So

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