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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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beschreiben, an dem das Messer in das Herz eingedrungen war.
    »Trat der Tod sofort ein?«
    »Innerhalb weniger Minuten.«
    »Der Mann hätte nicht schreien oder sich zur Wehr setzen können?«
    »Nicht unter den Umständen, unter denen er erstochen wurde.«
    »Würden Sie uns bitte erklären, was Sie mit dieser Bemerkung sagen wollen, Doktor?«
    »Ich habe bestimmte Organe untersucht und Laborversuche angestellt. Meiner Meinung nach wurde er getötet, während er bewusstlos war. Diese Bewusstlosigkeit wurde durch eine Droge herbeigeführt – Chloralhydrat. Ich würde sagen, diese Droge war in irgendeinem alkoholischen Getränk enthalten. Chloralhydrat wirkt sehr schnell. Er dürfte die Flüssigkeit ohne jeden Argwohn getrunken haben, wenige Augenblicke später umgefallen und bewusstlos geworden sein.«
    »Und Ihrer Meinung nach wurde er tatsächlich erst erstochen, als er bewusstlos war?«
    »Das glaube ich. Das würde auch erklären, warum es keine Anzeichen eines Kampfes gibt und warum er so friedlich aussah… Wie lange er vorher bewusstlos war, kann ich nicht sagen, auch das hängt wiederum von der Veranlagung des Opfers ab. Er würde aber bestimmt nicht vor einer halben Stunde wieder zu sich gekommen sein. Es hätte jedoch auch noch viel länger dauern können.«
    »Danke, Dr. Rigg. Können Sie sagen, wann er die letzte Mahlzeit zu sich genommen hatte?«
    »Er hatte nicht zu Mittag gegessen, wenn Sie das meinen. Mindestens seit vier Stunden hatte er keine feste Nahrung mehr zu sich genommen.«
    »Danke, Dr. Rigg. Das ist wohl alles… Die Untersuchung wird für zwei Wochen, bis zum 28. September, vertagt.«
    Langsam verließen die Leute das Gericht. Edna Brent, die sich wie die meisten anderen Mädchen vom Cavendish-Schreibbüro die Verhandlung angehört hatte, zögerte noch, als sie vor der Tür stand. Maureen West, eines der anderen Mädchen, fragte sie, ob sie mit zum Essen käme.
    »Wir haben viel Zeit, du wenigstens.«
    »Ich habe auch nicht mehr Zeit als ihr«, protestierte Edna gekränkt.
    »Die Wüstenkatze sagte mir, ich sollte gleich während der ersten Pause essen gehen. Gemein von ihr. Ich dachte, ich könnte eine Stunde Einkäufe und Erledigungen rausschlagen.«
    »Das sieht ihr ähnlich«, sagte Maureen. »Wirklich gemein, nicht? Um zwei werden die Läden wieder geöffnet, und dann müssen wir alle an der Schreibmaschine sitzen. Suchst du jemanden?«
    »Nur Sheila. Ich habe sie nicht herauskommen sehen.«
    »Sie ist schon früher gegangen, gleich nachdem sie ausgesagt hatte. Sie ging mit einem jungen Mann weg – wer es war, habe ich nicht sehen können. Kommst du mit?«
    Edna zögerte noch und sagte: »Geht nur – ich muss auf jeden Fall etwas einkaufen.«
    Maureen und ein anderes Mädchen gingen los. Edna blieb noch stehen. Endlich fasste sie genug Mut, um den jungen Polizisten am Eingang anzusprechen.
    »Könnte ich noch einmal hineingehen?«, murmelte sie schüchtern, »und mit dem sprechen, der ins Büro kam. Inspektor…«
    »Inspektor Hardcastle?«
    »Ja. Der, der heute Morgen ausgesagt hat.«
    »Nun – « Der junge Polizist bemerkte, dass der Inspektor in eine Unterhaltung mit dem Richter und dem Polizeichef vertieft war. »Er scheint beschäftigt, Miss. Vielleicht gehen Sie später zum Revier, oder wenn Sie mir eine Nachricht hinterlassen wollen? – Ist es etwas Wichtiges?«
    »Ach, eigentlich nicht«, sagte Edna. »Es ist nur, dass… dass es nicht stimmen kann, was sie gesagt hat, denn ich meine…«
    Sie schüttelte hilflos den Kopf, drehte sich um und ging, noch immer verwundert die Stirn runzelnd, die Straße zur High Street hinunter. Sie versuchte nachzudenken, und das war noch nie Ednas Stärke gewesen. Einmal sagte sie laut:
    »Aber es kann doch nicht so gewesen sein, dass… es kann nicht so gewesen sein, wie sie sagte…« Plötzlich verriet ihr Gesicht, dass sie zu einem Entschluss gekommen war. Sie bog von der High Street ab und ging in Richtung Wilbraham Crescent.
    Seit die Presse von dem Mord berichtet hatte, war Wilbraham Crescent Nr. 19 ein Anziehungspunkt geworden. »Das ist das Haus… das da. – Die Leiche war im Wohnzimmer, da links… Die Arme, der das Haus gehört, ist blind, sie konnte nicht wissen, was vorging… sie war gar nicht da… doch, ich denke schon, oben…«
    Edna Brent, immer noch krampfhaft nachdenkend, stieß auf eine Gruppe von fünf oder sechs Leuten, die sich dem beliebten Zeitvertreib hingaben, sich das Haus anzusehen, in dem der Mord

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