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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hab sie Ihnen ja noch gar nicht erzählt.«
    »Ist auch nicht nötig«, winkte Colonel Beck mit seiner Zigarre ab. »Gehen Sie zu Ihrer Leichenschau, mein Junge, und sehen Sie sich nach dem Mädchen um. Heißt sie Diana oder Artemis oder hat sie einen anderen Namen, der etwas mit dem Mond zu tun hat?«
    »Nein.«
    »Nun, denken Sie daran, dass es der Fall sein könnte.«

15
     
    C olin Lambs Bericht
    Es war schon lang her, seit ich zuletzt in Whitehaven Mansions gewesen war. Ich fuhr mit dem Lift nach oben und drückte den Klingelknopf von Nr. 203. Sofort öffnete George, der untadelige Diener.
    »Mr Colin! Sie sind lange nicht hier gewesen.«
    »Ja, ich weiß. Wie geht es Ihnen, George?«
    »Mir geht es gut, danke, Sir.«
    Ich sprach leiser: »Und ihm?«
    Auch George senkte die Stimme: »Ich glaube, Sir, dass er manchmal recht niedergeschlagen ist.«
    Ich nickte verständnisvoll.
    »Wollen Sie bitte hier entlangkommen, Sir…« Er nahm mir den Hut ab.
    »Melden Sie mich bitte als Mr Colin Lamb an.«
    »Sehr wohl, Sir.« Er öffnete eine Tür und sagte deutlich: »Mr Colin Lamb möchte Sie sprechen, Sir.«
    Mein Freund Hercule Poirot saß, wie gewöhnlich, in seinem großen, eckigen Ledersessel vor dem Kamin. Zu beiden Seiten lag ein säuberlich geschichteter Stapel Bücher.
    »Bleiben Sie bitte sitzen«, sagte ich, doch Poirot war schon aufgestanden. Mit ausgestreckten Händen kam er mir in blitzblanken Lackschuhen entgegen.
    »Ach, Sie sind es, Sie, mein junger Freund Colin! Aber warum nennen Sie sich denn Lamb…?«
    »Es könnte bei meiner Beschäftigung ein Fehler sein, dachte ich, meinen eigenen Namen zu benutzen – er würde zu leicht mit meinem alten Herrn in Verbindung gebracht werden. Daher: Lamb. Kurz, einfach, leicht zu merken.«
    »Wie geht es meinem alten Freund, Ihrem Vater?«
    »Danke, gut. Er ist sehr mit seinem Garten beschäftigt… anscheinend gelangt jeder einmal an diesen Punkt.«
    »Ich nicht«, sagte Hercule Poirot. »Ich dachte, der gute Superintendent wollte seine Memoiren schreiben?«
    »Er fing damit an, stellte dann aber fest, dass er so viel weglassen müsste, dass es sich schließlich gar nicht lohnte anzufangen.«
    »Ja, leider muss man Diskretion üben«, sagte Poirot, »er könnte einige sehr interessante Geschichten erzählen. Ich bewundere ihn sehr. Er ging so offen vor wie kein zweiter, und die Leute, die er fangen wollte, meinten, ›das ist zu auffällig, das kann nicht wahr sein‹, und gingen ihm prompt in die Falle!«
    Ich lachte. »Heute ist es nicht mehr Mode, dass Söhne ihre Väter bewundern… Ich persönlich habe allerdings eine enorme Achtung vor meinem alten Herrn. Ich hoffe, dass ich einmal so gut sein werde, wie er es war. Natürlich auf meinem Gebiet, weil ich nicht in derselben Branche bin.«
    »Aber in einer sehr verwandten, obwohl Sie im Hintergrund arbeiten müssen.« Er hüstelte leicht. »Ich glaube, ich darf Ihnen gratulieren; Sie hatten kürzlich einen ziemlich sensationellen Erfolg, nicht wahr? Die Affäre Larkin.«
    »Gratulieren Sie mir noch nicht«, sagte ich. »Da ist noch manches zu tun, um es völlig abzuschließen. Doch deswegen bin ich eigentlich nicht gekommen.«
    »Natürlich nicht«, sagte Poirot, bot mir einen Stuhl und einen Kräutertee an, den ich strikt ablehnte. Im rechten Augenblick kam George mit Whisky, Glas und Siphon und stellte alles neben mich.
    »Es sieht so aus, als ob Sie mit Recherchen beschäftigt sind«, sagte ich mit einem Blick auf die verschiedenen Bücher um ihn herum.
    Poirot seufzte. »Sie können es so nennen; vielleicht stimmt es sogar. In letzter Zeit hat mir ein Problem gefehlt, irgendeins. Bei mir geht es nicht darum, die Muskeln in Bewegung zu halten, sondern die Gehirnzellen… Doch Probleme, mon cher, sind nicht so leicht zu lösen. Wie konnten zum Beispiel drei Stückchen vertrocknete Apfelsinenschale in meinen Schirmständer kommen? Ich esse keine Apfelsinen. George würde die Schalen nie dahin tun. Ein Besucher würde kaum drei Stückchen Schale mitbringen… Ich habe das Problem gelöst. Es war schließlich gar nicht sehr interessant. Die neue Putzfrau hatte, gegen strikte Anordnung, eins ihrer Kinder mitgebracht… Ich bin bescheiden. Aber man sollte kein Papier benutzen, um eine Paketschnur durchzuschneiden.«
    Ich schüttelte bedauernd den Kopf.
    Poirot fuhr fort: »Ich habe mich letzthin damit beschäftigt, über einige ungelöste Rätsel aus dem wirklichen Leben zu lesen und meine eigenen Lösungen zu

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