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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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um Rat gefragt?«
    »Ich glaube nicht, dass sie mich um Rat gefragt hätte, wenn sie etwas bedrückt hätte. Aber weswegen sollte sie sich denn Sorgen machen?«
    Das war genau die Frage, die Inspektor Hardcastle gern beantwortet gehabt hätte; aber es wurde ihm klar, dass er diese Antwort kaum von Miss Martindale erhalten würde. So sagte er: »Ich möchte mit den Mädchen in Ihrem Büro sprechen. Vielleicht hat sich Edna Brent ihren Kolleginnen anvertraut…«
    »Möglich, sehr wahrscheinlich sogar«, sagte Miss Martindale. »Sie klatschen die ganze Zeit – diese Mädchen. Sobald sie meinen Schritt hören, fangen die Schreibmaschinen an zu klappern… Im Augenblick sind nur drei da, die anderen arbeiten außerhalb. Ich kann Ihnen ihre Namen und Adressen geben.«
    »Ja, danke sehr, Miss Martindale.«
    »Sie wollen sie wahrscheinlich allein sprechen. Sie würden nicht offen reden, wenn ich dabei bin. Sie müssten dann nämlich zugeben, dass sie die Zeit mit Reden vertrödelt haben.«
    Sie stand auf, öffnete die Tür und sagte: »Mädels, Inspektor Hardcastle möchte einiges mit euch besprechen. Ihr dürft eure Arbeit einen Augenblick unterbrechen. Teilt ihm alles mit, was ihr wisst und was zur Aufklärung des Mordes an Edna Brent beitragen kann.«
    Sie ging in ihr Privatbüro zurück, und Hardcastle fragte ganz zwanglos:
    »Sie haben vermutlich gehört, was Edna Brent passiert ist, die hier arbeitete?… Wie haben Sie das eigentlich erfahren?«
    Sie sahen sich an, als ob sie sich entscheiden wollten, wer als Sprecherin fungieren sollte. Alle schienen sich einig, dass die blonde Janet die geeignete Person dafür war.
    »Edna kam um zwei Uhr nicht zur Arbeit zurück, wie sie es sollte«, erklärte Janet.
    »Und die Wüstenkatze war sehr ärgerlich«, ergänzte die dunkelhaarige Maureen… »ich meine natürlich Miss Martindale.«
    Das dritte Mädchen kicherte. »Wir nennen sie Wüstenkatze«, erläuterte es.
    Nicht ganz unpassend, dachte der Inspektor.
    »Sie kann ziemlich ekelhaft sein, wenn sie will«, sagte Maureen. »Sie fragte, ob Edna nichts davon gesagt habe, dass sie an diesem Nachmittag nicht ins Büro kommen wolle und dass sie wenigstens eine Entschuldigung hätte schicken müssen.«
    Das blonde Mädchen sagte: »Ich berichtete Miss Martindale, dass sie mit uns zusammen bei der gerichtlichen Untersuchung gewesen sei, dass wir sie aber danach nicht mehr gesehen hätten und nicht wüssten, wohin sie gegangen sei.«
    »Das stimmte doch, nicht wahr?«, fragte Hardcastle.
    »Ich schlug ihr vor, mit mir zusammen essen zu gehen«, sagte Maureen, »aber irgendetwas schien sie zu beschäftigen. Sie meinte, sie wüsste noch nicht, ob sie überhaupt essen gehen würde – wollte nur etwas kaufen und dann ins Büro kommen.«
    »Sie wollte tatsächlich wieder ins Büro kommen?«
    »O ja, natürlich!«
    »Hat jemand von Ihnen irgendeine Veränderung an Edna Brent bemerkt in den letzten Tagen? Schien sie irgendwie bekümmert zu sein? Hat sie Ihnen etwas darüber gesagt?«
    »Sie war immer über irgendetwas bekümmert«, meinte Maureen. »Sie brachte Sachen durcheinander und machte Fehler. Sie war ein bisschen begriffsstutzig.«
    »Bei ihr ging immer etwas schief«, bestätigte das kichernde Mädchen. »Wisst ihr, wie neulich ihr Pfennigabsatz abbrach? So etwas konnte nur Edna passieren.«
    Hardcastle entsann sich, wie das Mädchen da gestanden und betrübt auf den Schuh in seiner Hand geschaut hatte.
    »Wann haben Sie erfahren, was geschehen ist?«, fragte er.
    Sie sahen sich an. Das kichernde Mädchen errötete schuldbewusst. Es schielte auf die Tür von Miss Martindales Privatbüro.
    »Nun ja, ich – äh – ich bin schnell Kuchen kaufen gegangen. Und als ich in den Laden an der Ecke kam, wo die Frau mich gut kennt, sagte sie: ›Sie hat bei euch gearbeitet, nicht wahr?‹ Und ich fragte: ›Wen meinen Sie?‹ Und da sagte sie: ›Dieses Mädchen, das sie gerade tot in einer Telefonzelle gefunden haben.‹ Hab ich einen Schreck bekommen! Ich raste zurück und erzählte es den andern, und schließlich meinten wir, wir müssten es Miss Martindale sagen; und gerade in dem Augenblick kam sie raus und sagte zu uns: ›Was geht hier vor? Nicht eine einzige Schreibmaschine ist zu hören…‹ Und so erzählten wir es ihr.«
    »Erst wollte sie es nicht glauben«, sagte die Brünette. »Sie sagte ›Unsinn! Das muss ein anderes Mädchen gewesen sein. Weshalb sollte es ausgerechnet Edna sein?‹ Und sie ging in ihr Zimmer zurück

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