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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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dachte, Sie hätten es gehört. Ein Mädchen wurde in der Telefonzelle in dieser Straße ermordet… vor zwei Stunden und fünfundvierzig Minuten.«
    »Ich habe nichts davon gehört.« Ein Ton der Erbitterung lag in ihrer Stimme. Es war, als ob ihr ihre Behinderung auf besonders schmerzliche Weise zu Bewusstsein gebracht worden wäre. »Ein Mädchen – ermordet! Welches Mädchen?«
    »Ihr Name ist Edna Brent, und sie arbeitet im Cavendish-Schreibbüro.«
    »Noch ein Mädchen von dort! Hatte man sie auch angefordert wie diese Sheila – ich weiß ihren Namen nicht mehr?«
    »Ich glaube nicht«, meinte der Inspektor. »Dieses Mädchen hat Sie nicht zufällig hier aufgesucht?«
    »Hier? Nein, bestimmt nicht!«
    »Sind Sie um diese Zeit zuhause gewesen? So gegen 12.30 Uhr oder ein bisschen später?«
    »Ja, da bin ich hier gewesen. Ich bin nach der gerichtlichen Untersuchung direkt heimgegangen.« Nach einer Pause fuhr sie fort: »Weshalb hätte mich das Mädchen Ihrer Meinung nach sprechen wollen?«
    »Nun, es war heute bei der gerichtlichen Leichenschau und hatte Sie dort gesehen. Es muss einen Grund gehabt haben, nach Wilbraham Crescent zu kommen. Soweit wir wissen, kannte es niemanden in dieser Straße… Weshalb nun gerade zu Ihnen? – Das weiß man bei diesen Mädchen nie! Vielleicht wollte es nur ein Autogramm. So etwas.«
    »Ein Autogramm!«, rief Miss Pebmarsh verachtungsvoll. »Ja… ja, vielleicht haben Sie Recht. So etwas kommt vor.« Dann schüttelte sie entschieden den Kopf.
    »Ich kann Ihnen nur versichern, Inspektor Hardcastle, dass niemand hier war, seitdem ich von der Untersuchung zurückgekommen bin. – Wie alt war sie eigentlich…? Neunzehn? Sehr jung.« Ihre Stimme veränderte sich, sie murmelte: »Sehr jung… armes Kind. Wer würde ein Mädchen in dem Alter töten wollen? Hatte es viel – Sexappeal?«
    »Den hätte es gern gehabt, aber das war nicht der Fall.«
    »Das war dann also nicht der Grund«, sagte Miss Pebmarsh und schüttelte wiederum den Kopf. »Es tut mir leid – mehr, als ich Ihnen sagen kann –, dass ich nicht helfen kann.«
    Er ging, wie immer beeindruckt von Miss Pebmarshs Persönlichkeit.
     
    Auch Miss Waterhouse traf Hardcastle an. »Ich habe Ihren Leuten schon alles erzählt, was ich weiß«, knurrte sie.
    »Sicherlich haben Sie alle Fragen beantwortet, die Ihnen gestellt wurden… Aber man kann nicht alle auf einmal stellen, verstehen Sie? Wir müssen noch ein paar Einzelheiten erörtern.«
    »Das sehe ich nicht ein«, entgegnete Miss Waterhouse. »Es war ein furchtbarer Schock für mich. Kommen Sie doch herein! Sie können schließlich nicht den ganzen Tag auf der Matte stehen bleiben. Fragen Sie mich, soviel Sie wollen, obgleich ich wirklich nicht weiß, was für Fragen Sie noch haben sollten. Wie ich Ihren Leuten schon sagte, ging ich telefonieren. Ich öffnete die Tür der Zelle, und da lag das Mädchen. Ich rannte los und holte den Polizisten. Und dann, falls es Sie interessiert, ging ich hierher zurück und bewilligte mir eine medizinisch zulässige Dosis Kognak.«
    »Das war sehr klug von Ihnen«, erklärte Inspektor Hardcastle. »Ich wollte Sie fragen, ob Sie dieses Mädchen bestimmt nie zuvor gesehen haben?«
    »Vielleicht habe ich es ein dutzendmal gesehen, aber ich weiß es nicht mehr. Es kann mich bei Woolworth bedient haben, oder mir ein Kinobillett verkauft…«
    »Sie arbeitet als Stenotypistin im Cavendish-Schreibbüro.«
    »Ich glaube nicht, dass ich jemals eine Stenotypistin gebraucht habe. Vielleicht hat sie im Büro meines Bruders bei Gainsford & Swettenham gearbeitet. Wollen Sie darauf hinaus?«
    »O nein«, sagte Hardcastle, »da scheint es keine Verbindung zu geben. Ich fragte mich nur, ob das Mädchen Sie heute Morgen aufgesucht hat, ehe es getötet wurde.«
    »Mich aufgesucht? Nein, natürlich nicht. Weshalb denn?«
    »Nun, das wissen wir nicht. Sie würden aber sagen, dass sich jemand irrt, der es heute durch Ihre Gartenpforte kommen sah?« Er sah sie ganz unschuldig an.
    »Jemand sah das Mädchen durch meine Pforte kommen? Unsinn.« Dann zögerte Miss Waterhouse einen Moment. »Es sei denn, es schob ein Flugblatt unter der Tür hindurch… Um die Mittagszeit lag ein Flugblatt da. Irgendetwas über eine Versammlung der Atomwaffengegner, glaube ich. Es wäre denkbar, dass das Mädchen etwas durch den Briefschlitz gesteckt hat; dafür können Sie mich ja nicht verantwortlich machen, oder?«
    »Natürlich nicht. Nun zu Ihrem Anruf. Sie sagten, Ihr

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