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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Bühne zurückgegangen. Meistens auf Tournee – in der Provinz. War nichts Besonderes. Ich gab den Namen Castleton auf und nannte mich wieder Merlina Rival… ein Künstlername. Mein richtiger Name ist Flossie Gapp. Wahrscheinlich wurde ich Florence getauft, aber jeder nennt mich jetzt Flossie oder Flo – Flossie Gapp… Ich nehme zur Zeit Gelegenheitsbeschäftigungen an… Nein, von Harry Castleton habe ich nie wieder gehört. Ich dachte, er wäre vielleicht ins Ausland gegangen – oder er wäre tot.«
    »Eine Frage habe ich noch, Mrs Rival: Können Sie sich denken, wieso Harry Castleton in diese Gegend gekommen sein könnte?«, fragte Hardcastle.
    »Ich habe keine Ahnung. Ich weiß ja nicht, was er in all den Jahren getrieben hat.«
    »Wäre es denkbar, dass er als Versicherungsschwindler aufgetreten ist – etwa in dieser Richtung?«
    »Das kann ich einfach nicht sagen. Aber ich halte es nicht für sehr wahrscheinlich. Damit will ich sagen, dass Harry immer sehr vorsichtig war, was ihn selbst anbelangte. Er wagte sich nie so weit vor, dass er irgendwo mit der Polizei Schwierigkeiten bekommen hätte. Ich würde eher denken, dass es irgendetwas mit Frauen zu tun hatte.«
    »Glauben Sie, dass es eine Erpressung gewesen sein könnte?«
    »Ich weiß nicht… vielleicht ja. Vielleicht wollte eine Frau nicht, dass irgendetwas aus ihrer Vergangenheit bekannt wurde. Dabei konnte er sich ziemlich sicher fühlen. Ich sage nicht, dass es so ist, aber es könnte sein. Viel Geld würde er wohl nicht gefordert haben. Ich glaube nicht, dass er jemanden zur Verzweiflung getrieben hätte, aber in bescheidenen Grenzen war es ihm wohl zuzutrauen.« Sie nickte bestätigend. »Ja.«
    »Die Frauen hatten ihn gern, ja?«
    »Ja. Hauptsächlich wohl, weil er so vertrauenswürdig wirkte. Sie erhofften sich ein nettes, gesichertes Leben mit ihm. Anders kann ich es nicht ausdrücken. So, wie es mir auch vorgeschwebt hatte.«
    Auf Hardcastles Wink hin wurden jetzt die mit einem Tuch bedeckten Uhren auf einem Tablett hereingebracht. Er zog das Tuch weg. Mrs Rival sah die Uhren mit unverhohlenem Interesse und mit Bewunderung an. »Hübsch, nicht? Diese gefällt mir.« Sie griff nach der vergoldeten Uhr.
    »Sie haben sie früher nicht schon mal gesehen? Sie bedeuten Ihnen nichts?«
    »Das könnte ich nicht behaupten. Sollten sie?«
    »Können Sie sich an irgendeine Verbindung zwischen Ihrem Mann und dem Namen Rosemary erinnern?«
    »Rosemary? Lassen Sie mich überlegen. Da war dieser Rotschopf – nein, die hieß Rosalie. Nein, ich glaube nicht. Aber ich würde wohl kaum etwas darüber wissen, nicht wahr? Harry hat sich über seine Affären nie geäußert.«
    »Wenn Sie eine Uhr sähen, die 4.13 Uhr anzeigte…« Hardcastle brach ab.
    »… dann würde ich denken, dass bald Teezeit ist.«
    Hardcastle seufzte. »Gut, Mrs Rival. Wir sind Ihnen sehr dankbar. Die vertagte gerichtliche Untersuchung findet übermorgen statt, wie ich Ihnen schon sagte. Es macht Ihnen doch nichts aus, zur Person des Toten auszusagen… Auf die andern Dinge braucht im Augenblick nicht eingegangen zu werden. Sie müssen nur beschwören, dass der Mann Harry Castleton ist und dass Sie mit ihm verheiratet waren. Das genaue Datum werden wir im Heiratsregister im Somerset House finden. Wo haben Sie geheiratet? Erinnern Sie sich noch daran?«
    »In Donbrook – St. Michael hieß die Kirche wohl. Ich hoffe, es liegt nicht länger als zwanzig Jahre zurück. Sonst müsste ich wirklich glauben, ich stände schon mit einem Fuß im Grabe.«
    Sie stand auf und verabschiedete sich.
    »Zufrieden?«, fragte Sergeant Cray.
    »Scheint so«, antwortete der Inspektor. »Der Name ist Harry Castleton – vermutlich ein falscher Name. Wir müssen sehen, was wir über ihn herausfinden können. Es scheint, dass mehr als eine Frau Grund hatte, sich an ihm zu rächen.«
    Wieder dachte er an die Uhr, auf der Rosemary stand.

23
     
    C olin Lambs Bericht
    »Sie sind also doch zurückgekommen«, sagte Hercule Poirot. Diesmal trank er gerade Schokolade. Poirot hatte wirklich einen fürchterlichen Geschmack, was Getränke anbelangte. Ausnahmsweise forderte er mich nicht auf mitzuhalten.
    »Sie hatten also Erfolg, ja?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich langsam. »Ich habe herausgefunden, was ich sollte, aber den Mann selbst habe ich nicht gefunden. Ich weiß nicht, was man von mir erwartete: nur Informationen oder auch eine Leiche.«
    »Da wir gerade von Leichen sprechen: Ich habe den Bericht über

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