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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Dann lügen sie nur. Aber ich habe nicht gedacht – ich hatte wirklich nicht gedacht, dass er daraus ein Geschäft machen würde.«
    »Tat er das?«
    Sie nickte. »Ich denke, er hat es getan. Eines Tages kam er von einer Reise zurück – aus Newcastle, sagte er. Jedenfalls kam er zurück und erklärte, er müsse sich schnell aus dem Staube machen. Er hätte irgendeine Frau in Schwierigkeiten gebracht. Eine Lehrerin, sagte er, und es könnte einen Skandal geben. Da wollte ich endlich die Wahrheit wissen. Es machte ihm nichts aus, mir zu antworten. Wahrscheinlich dachte er, ich wüsste mehr, als es der Fall war. – Sie fielen auf ihn leicht genug herein, genauso wie ich. Er schenkte ihnen einen Ring und verlobte sich mit ihnen – und dann sagte er, er wolle ihr Geld anlegen. Das war also sein Geschäft. Meistens gaben sie ihm ihre Ersparnisse. Bei mir hatte er es auch versucht, aber ich gab ihm kein Geld. Ich vertraue nicht so schnell irgendjemandem. Ich hatte meine Erfahrungen, wie man das so nennt, mit Männern und den weniger schönen Seiten des Lebens. Das Geld, das ich hatte, konnte ich auch selbst investieren.«
    »Wann wollte er Ihr Geld anlegen? Vor oder nach der Heirat?«
    »Ich glaube, zum ersten Mal vorher, aber ich reagierte nicht darauf, und er ließ die Sache sofort fallen. Dann, nachdem wir geheiratet hatten, erzählte er mir was von einer wunderbaren Gelegenheit. Ich sagte: ›Kommt nicht infrage.‹ Es war nicht nur, weil ich ihm nicht traute, sondern weil ich oft Männer behaupten gehört hatte, da böte sich eine großartige Chance, und dann stellte es sich heraus, dass sie selbst hereingelegt worden waren.«
    »Hatte Ihr Mann jemals mit der Polizei zu tun?«
    »Keine Sorge«, antwortete Mrs Rival. »Frauen möchten nicht, dass die Nachbarn erfahren, sie seien getäuscht worden. In diesem Fall, allerdings, konnte es auch mal anders sein. Dieses Mädchen oder diese Frau war gebildet. Sie würde sich nicht so leicht täuschen lassen wie die anderen.«
    »Sie erwartete ein Kind?«
    »Ja.«
    »War das in anderen Fällen auch schon vorgekommen?«
    »Ich glaube schon.« Dann fügte sie hinzu: »Ich weiß ganz ehrlich nicht, was die Ursache war. Ob es nur das Geld war – eine Art, sich den Lebensunterhalt zu verdienen –, oder ob er ein Mann war, der einfach viele Frauen haben musste und nicht einsah, wieso sie nicht die Unkosten für seinen Spaß tragen sollten.«
    »Sie hatten ihn gern, Mrs Rival?«, fragte Hardcastle mitfühlend.
    »Ich weiß nicht. Vermutlich schon, sonst hätte ich ihn nicht geheiratet…«
    »Sie waren – verzeihen Sie –, Sie waren wirklich mit ihm verheiratet?«
    »Nicht einmal das weiß ich mit Sicherheit«, gestand Mrs Rival freimütig. »Wir wurden getraut. Sogar in einer Kirche, aber ich weiß nicht, ob er auch andere Frauen unter anderem Namen geheiratet hat. Als ich ihn heiratete, nannte er sich Castleton. Ich glaube nicht, dass es sein richtiger Name war.«
    »Harry Castleton? Und wie lange wohnten Sie in Shipton Bois als Mann und Frau?«
    »Dort ungefähr zwei Jahre. Vorher hatten wir in der Nähe von Doncaster gewohnt. – Ich glaube nicht, dass ich wirklich überrascht war, als er mir damals alles beichtete. Ich glaube, ich hatte schon längere Zeit vermutet, dass etwas nicht stimmte. Man konnte es nur schlecht glauben, weil er eben immer einen so ehrbaren Eindruck machte. So ganz Gentleman! Ja, dann sagte er, er müsse schnell weg, und ich sagte, von mir aus, und gab ihm zehn Pfund. Das war alles, was ich im Hause hatte. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört oder gesehen. Bis heute. Oder vielmehr, bis ich sein Bild in der Zeitung sah.«
    »Er hatte keine besonderen Kennzeichen? Narben? Eine Operation – Bruch oder so?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht… Curry? Den Namen hat er meines Wissens nie benutzt. Ich würde das natürlich nicht bezeugen können.«
    Hardcastle schob ihr die Karte über den Tisch zu. »Diese Visitenkarte war in seiner Tasche«, sagte er.
    »Behauptete also immer noch, Versicherungsvertreter zu sein, wie ich sehe… Ich vermute, er benutzt – benutzte, meine ich – die verschiedensten Namen.«
    »Sie sagten, dass Sie in den letzten fünfzehn Jahren nichts mehr von ihm gehört hätten?«
    »Er hat mir keine Weihnachtskarten geschickt, wenn Sie das meinen«, sagte Mrs Rival mit einem plötzlichen Anflug von Humor. »Er hätte wohl auch nicht gewusst, wo ich wohnte. Ich bin, nachdem wir uns getrennt hatten, wieder zur

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