Auf dünnem Eis: Die Psychologie des Bösen (German Edition)
2010. Alcala hat selbstverständlich seine Ankündigung wahr gemacht und beschäftigt die Behörden bis heute – also drei Jahre später – mit bürokratischen Spielchen. Im Vergleich zu seinem »Serienmörder-Kollegen« Ted Bundy gelingt ihm dies schon erstaunlich lange. Auch Bundy versuchte mit allerlei Tricks, die Vollstreckung seiner Todesstrafe möglichst lange aufzuschieben. Doch dies gelang ihm insgesamt »nur« etwas mehr als zehn Jahre lang, bis er am 24. Januar 1989 in Florida auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wurde.
18. Wie ein Sommergewitter
– Der unkontrolliert Zornige
Vor allem kriminelle Psychopathen vertragen es nur sehr schlecht, wenn andere sie kritisieren, wenn ihnen etwas Wichtiges misslingt oder sie sich sonst irgendwie frustriert fühlen. Dann werden sie von einem Augenblick auf den anderen sehr wütend, schreien herum, beleidigen oder bedrohen andere. Auf normale Menschen wirkt das besonders erschreckend, weil ein solcher Wutausbruch oft völlig unerwartet kommt.
Genauso unerwartet verfliegt die Wut des Psychopathen auch wieder, von einem Moment auf den anderen wirkt er ruhig und gelassen. Dieses psychopathische Verhalten erscheint wie ein Sommergewitter – es kommt aus heiterem Himmel und ist ebenso schnell vorbei.
Ted Bundy wurde während seiner Gerichtsverhandlung einige Male unvermittelt wütend, obwohl es besser für ihn gewesen wäre, sich zusammenzureißen. Er widersetzte sich beispielsweise der Aufforderung, sich auf einen anderen Platz zu setzen. Dabei sagte er zum Richter: »Sie werden einen Gewittersturm erleben.« Dies blieb keine leere Drohung. Mehrmals wurde Bundy zumindest verbal aggressiv und schrie herum.
Spiel mit der Verführung, wer sich verliebt, verliert –
Wie der Psychopath Sex mit Liebe gleichsetzt
19. Sex jederzeit und überall
– Der ewige Playboy
Das Liebesleben von Psychopathen ist oft viel bewegter als das anderer Menschen. Sie haben gerne häufig Sex, viele von ihnen auch möglichst mit verschiedenen Partnern. Dabei mögen sie es, neue Dinge auszuprobieren, denn ein »eintöniges« Sexleben gefällt ihnen gar nicht. Diese Neigung erklärt sich einerseits daraus, dass sie nicht wie andere Menschen zu Liebe und Bindungen fähig sind, und andererseits daraus, dass ihnen schnell langweilig wird und sie stets die Abwechslung suchen.
Haben sie eine feste Beziehung, so gehen sie häufig fremd. Mehrere Beziehungen nebeneinander sind in ihrem Leben eher die Regel als die Ausnahme. Einer meiner mittelgradig psychopathischen Interviewpartner sagte dazu: »Ich habe seit einigen Monaten gleichzeitig sexuelle Beziehungen zu vier Frauen. Für mehr habe ich erstmal keine Zeit, deshalb hab ich einen ›Annahme-Stopp‹ eingelegt. Damit ich jetzt noch mit einer weiteren Frau was anfange, müsste die absolut meinem Ideal entsprechen, sonst lohnt sich der Stress nicht.«
Kriminelle Psychopathen schrecken auch nicht davor zurück, ihre sexuellen Bedürfnisse mit Gewalt zu befriedigen. Dabei können sie sogar zu Serienvergewaltigern oder sogar Serienmördern werden.
20. Beziehungen haben ein Verfallsdatum
– Der Lebensabschnittspartner
Weil Psychopathen sich sehr gut verkaufen, können sie Menschen leicht an sich binden; allerdings sind ihre Partnerschaften schnelllebiger als bei den meisten anderen Menschen. Oft haben sie bis zu ihrem vierzigsten Lebensjahr schon drei oder mehr feste, eheähnliche Beziehungen hinter sich. Der sadistische, psychopathische Serienmörder H. H. Holmes tötete Ende des neunzehnten Jahrhunderts mindestens siebenundzwanzig, wahrscheinlich jedoch bis zu zweihundert Menschen. Holmes war ein Paradebeispiel für typisch psychopathische Beziehungsgestaltung.
Mit siebzehn heiratete er Clara Lovering. Anderthalb Jahre später ging aus dieser Ehe der gemeinsame Sohn Robert hervor. Ohne sich von Clara scheiden zu lassen, heiratete Holmes acht Jahre nach seiner ersten Hochzeit heimlich und in einem anderen Bundesstaat Myrta Belknap. Nach zweieinhalb Ehejahren gebar Myrta ihre Tochter Lucy. Wiederum sieben Jahre nach seiner zweiten Eheschließung heiratete Holmes zum dritten Mal und wieder in einem anderen Bundesstaat. So war er im Alter von nur 32 Jahren dreifacher Ehemann, zweifacher Vater und hatte nebenbei noch eine Affäre mit Julia Smythe, der Ehefrau eines seiner ehemaligen Angestellten. Als diese Geliebte ihm lästig wurde, tötete er sie.
Das psychopathische Gehirn
Inzwischen haben Sie eine Vorstellung davon, welche Eigenschaften
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