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Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen

Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen

Titel: Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Benecke
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getötet, ohne mir selbst die Finger schmutzig zu machen und dafür jemals bestraft werden zu können. Genial, oder?«
    Einige Psychopathen werden auch zu Heiratsschwindlern und gehen dabei entsprechend kaltblütig vor. Es ist dann nur nicht ihr Ziel, ihr »Opfer« in den Suizid zu treiben, sondern es finanziell so weit wie möglich auszunehmen, notfalls bis zum Ruin. Was danach passiert, ist ihnen egal. Solche Psychopathen haben die Grundeinstellung: »Menschen, die dumm genug sind, um sich ausnutzen zu lassen, haben es nicht anders verdient.« Sie pflegen das Selbstbild vom »Einzelgänger, der besser als die dummen, gefühlsgeleiteten Menschen ist«. Dieses bösartige, zynische Bild macht ganz besonders gefährliche Psychopathen aus.
8. Schuld sind immer die anderen
– Der Wolf im Unschuldslamm-Pelz
    Psychopathische Menschen übernehmen oft keine Verantwortung für das, was sie tun. Wenn sie etwas tun, was anderen oder sogar ihnen selbst schadet, dann haben sie immer eine Entschuldigung dafür. Schuld sind immer die Umstände oder die anderen.
    Ein verhältnismäßig harmloses Beispiel dafür lieferte mein mittelgradig psychopathischer Interviewpartner Dorian, als er mir von einer gescheiterten Beziehung erzählte. Wie viele psychopathische Menschen betrog er seine Partnerin. Als diese davon erfuhr, war sie sehr verletzt, beendete die Beziehung jedoch nicht direkt. Kurze Zeit später jedoch verließ sie ihn und erklärte, dass sie nicht über diesen Vertrauensbruch hinwegkomme. Später erfuhr Dorian, dass sie sich in dieser Zeit neu verliebt und direkt eine neue Beziehung mit dem neuen Freund begonnen hatte.
    Als er mir davon erzählte, sagte er, er sei deshalb – für seine Verhältnisse – »traurig und wütend« gewesen. Ein Mensch, der Emotionen genauer benennen kann, würde Dorians Empfinden wohl eher als »gekränkt« beschreiben. Interessanterweise merkte er an, er fühle sich nicht hauptsächlich schlecht, weil die Beziehung gescheitert sei. Das, was er aus seiner Sicht an der Geschichte am schlimmsten fand, erklärte er so:
    »Ich hätte es unangenehmer, aber besser gefunden, wenn sie ehrlich gewesen wäre. Es war klar eine Egonummer von ihr. Sie wollte einfach nicht zugeben, dass sie Schluss machte, weil sie schon einen anderen im Auge hatte. Deshalb hat sie gesagt, dass sie mein Fremdgehen nicht verkraftet hat. Sie wollte sich selbst besser darstellen, als sie tatsächlich ist, und mir einreden, dass das Scheitern der Beziehung meine Schuld war. In Wirklichkeit wollte sie nur nicht dazu stehen, dass sie in dem Fall selbst das Arschloch ist, und mich dann als das Arschloch darstellen.«
    Dass seine Partnerin sich vielleicht nur neu verliebt hatte, weil sie von ihm sehr verletzt und enttäuscht worden war, kam Dorian nicht in den Sinn. So hatte das Beziehungsende in seinen Augen nicht wirklich etwas mit seinem Verhalten zu tun: »Wenn sie sich beim Lügen wenigstens Mühe gegeben hätte, dass ich es nicht mitkriege, wäre es okay gewesen. Aber sie war so stümperhaft unehrlich. Da war mir klar, dass es ihr nur darum ging, vor sich selbst den Schein zu waren.«
    Psychopathische Menschen verdrehen Geschichten gerne so, dass diejenigen, die sie verletzt haben, mehr oder weniger selbst schuld sind. Wie Dorian in diesem eher harmlosen Beispiel spielen sie gern den von ihnen angerichteten Schaden herunter und unterstellen dem Opfer, der eigentlich »Böse« zu sein. Damit hat es ihr eigenes (falsches) Verhalten in ihren Augen verdient.
    Kriminelle Psychopathen nutzen das gleiche Prinzip, wenn sie behaupten, Menschen, die sie bestehlen, nicht wirklich zu schaden. Die sollten aus Sicht des Psychopathen dagegen versichert sein und bekämen dann eine angemessene Entschädigung. Wenn Psychopathen beim Lügen erwischt werden, lügen sie oft einfach weiter, egal wie abwegig ihre Geschichten werden. Sie sagen dann beispielsweise, dass sie sich nicht erinnern können, was genau passiert ist, und dass daher in ihrer Geschichte Ungereimtheiten aufgetaucht sind. Ihre Ausreden können so weit gehen, dass sie ganze Verschwörungstheorien erfinden.
    Ein nach meiner Beurteilung psychopathischer, mehrfach vorbestrafter Mörder versuchte mich und alle anderen dennoch von seiner Unschuld zu überzeugen. Er hatte – wie er auch zugab – in seinem Leben mehr als einmal Frauen getötet; doch die letzte Tat, wegen der er nun in Haft saß, habe er nicht begangen. Dabei blieb er. Er stritt nicht ab, dass er häufiger am Tatort

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