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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Pfeilern hervor.
    Das war die längste und schwierigste Anbetung, an der ich jemals teilnahm. Ich war immer kurz davor, in Tränen oder in Gelächter auszubrechen oder aufzuspringen und mich in den Dschungel zu flüchten. Schließlich endete die Siebte Anbetung, wir machten achtmal unseren Kotau vor dem alten Maht, und ich fragte mich, was ich als Nächstes tun sollte.
    Sollte ich auf den Dachboden der Mühle zurückkehren? Gewiss. Nein, nie im Leben!
    Hierbleiben und weiter zusehen? Niemals! Oh doch, doch!
    Als wir alle aufstanden und zwischen den Pfeilern der Rotunde zum Ausgang gingen, gesellte sich Kiz-dan kurz zu mir. Unsere Arme berührten sich durch den groben Hanf unserer Tuniken. Sie streckte kurz, blitzschnell die Hand aus und streichelte meine. Die Berührung ihrer Finger auf meiner Haut genügte, um die berauschende Sehnsucht aufflammen zu lassen, welche die Djimbi-Gesänge in mir geweckt hatten.
    Ich blieb stehen, bückte mich, fummelte an meinen Füßen herum und tat, als hätte ich mir einen Dorn eingetreten. Ich ließ die anderen Onai vorbei und schlüpfte dann hastig hinter die beiden Pfeiler.
    So verging die Nacht. Ich versteckte mich und sah zu, mischte mich bei der Anbetung heimlich unter meine Schwestern. Dann versteckte ich mich wieder und sah weiter zu.
    Ich war beschämt und entsetzt darüber, wie sehr diese Intimität der Drachen mich erregte, mich mit Verlangen erfüllte. Es war ganz gewiss die Schuld dieser Djimbi-Gesänge.
    Würde sich Kiz-dan als Letzte niederlegen? Nein, bestimmt nicht. Ich wusste, dass sie die Babys in ihrem Bauch liebte, ganz gleich, wie sehr sie davon sprach, dass sie die Geburt fürchtete.
    Die Nacht war beinahe vorüber. Das Morgengrauen nahte an dem tintenblauen Himmel und mit ihm die Erste Anbetung. Ich wusste nicht, wie ich an diesem Tag arbeiten und so tun sollte, als wäre nichts Ungewöhnliches in der Nacht geschehen.
    »Zar-shi!«, schrie jemand. Mein Name hallte laut durch die Rotunde, erschreckte mich beinah zu Tode. Mein Herz hämmerte fast bis zu meinem Gaumen hinauf. »Du bist an der Reihe. Tritt vor!«
    Es war Kiz-dans Stimme.
    Sie stand neben Kas Kopf, sie hielt ihn, wie Nnp-trn ihn gehalten hatte, die sich als Letzte hingelegt, die Zunge des Drachen in sich hatte eindringen lassen. Die anderen Onai, die Wache hielten, knieten in einem Halbkreis vor Ka, während Nnp-trn vor ihnen auf dem dicken Pelzmantel stöhnte. Als jedoch Kiz-dan meinen Namen rief, zuckten sie alle zusammen, versteiften sich und starrten sie an. Nnp-trn setzte sich auf.
    Gelbgesicht stand langsam auf.
    »Was hast du getan?«, stieß Nae-ser hervor. Die flüsternde Stimme meiner alten Lehrerin klang tränenerstickt und entsetzt zugleich.
    Kiz-dan hob ärgerlich ihr Kinn. »Man kann ihr vertrauen!«
    »Hier geht es nicht um Vertrauen!«, fuhr Gelbgesicht sie an.
    »Wir haben das doch bereits besprochen!«
    »Du willst selbst so viel Zeit mit den Kuneus verbringen, wie du nur kannst. Du willst nicht, dass sie dir eine Gelegenheit wegnimmt …«
    »Denk doch über deine engen, armseligen Grenzen hinweg!«, schrie Gelbgesicht. »Ich will sie wegen der Gefahr nicht mit hineinziehen. Sie ist jung. Sie hat noch ihr ganzes Leben vor sich …«
    »Ein Leben? Hier?« Kiz-dan deutete verächtlich auf die Rotunde.
    »Sie ist hier?« Boj-est klang müde und alt, nicht mehr wie die vom Sternenlicht umschmeichelte, majestätische Gestalt, die ich gesehen hatte.
    »Ja«, bestätigte Kiz-dan. »Sie war die ganze Zeit hier. Die ganze Zeit, kapiert?«
    »Also ist sie bereits in diese Sache verwickelt«, erklärte Boj-est und sah auf ihre runzligen Hände hinab.
    »Du …«, Gelbgesicht trat einen Schritt auf Kiz-dan zu, »du unzuverlässige …!«
    »Schweig still, Yin-gik!«, blaffte Boj-est. »Was geschehen ist, ist geschehen!«
    »Aber sich so gegen die Gruppe zu stellen? Wer ist die Nächste, heho? Wenn es eine ist, der wir nicht vertrauen können?«
    »Gute Frage. Beantworte sie, Kiz-dan!«, verlangte Boj-est.
    »Nur Zar-shi. Niemand sonst. Ich bin sowieso bald tot. Ihr braucht jemanden, der eure Wache ergänzt …«, Kiz-dan fing an zu weinen.
    Gelbgesicht trommelte mit den Fingern auf ihre Schenkel, während sie angestrengt nachdachte. »Dann komm heraus, Zar-shi. Wenn du noch da bist.«
    Ich war da, und das Letzte, was ich wollte, war, mich zu rühren. Aber nach einigen Herzschlägen tat ich es doch. Ich konnte mich ja wohl kaum für immer zwischen den Pfeilern verstecken.
    Ich trat also

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