Auf Dunklen Schwingen Drachen1
jetzt«, keuchte sie.
Unvermittelt zuckten die Frauen zurück, und Nnp-trn löste den Stock aus Lutches Nüster. Der Drachen machte einen Satz nach vorn, seine große, pfeilförmige Schnauze tauchte zwischen Bojests Beine.
Ich schloss die Augen vor diesem entsetzlichen Anblick, aber ich konnte weder den berauschenden Djimbi-Gesängen noch Bojests ekstatischem Stöhnen entgehen; Verlangen wallte in mir hoch, wurde stärker, immer stärker, so köstlich viel stärker …
Boj-est schrie auf.
Ihr Schrei gellte durch die Rotunde und schreckte einige Fledermäuse auf, die hastig in die Nacht flüchteten. Ich riss die Augen auf, merkte, wie ich keuchte, war schweißgebadet und fand meine Hände zwischen meinen Schenkeln.
Nnp-trn hakte den Maulstock erneut in Lutches Nüster und zog ihn zurück. Er schnaubte und peitschte protestierend mit seinem dünnen Schweif, der jedoch nur harmlos gegen die Steinwände klatschte.
Gelbgesicht kniete sich neben Bojests Kopf und küsste sie lange mitten auf den Mund. Ehrfürchtig, beinahe trunken, halfen die knienden Onai der alten Frau auf, die keine Knochen mehr im Leib zu haben und von Euphorie überwältigt zu sein schien. Dann halfen sie unserer Ältesten, sich in den Halbkreis zu knien. Ich glaubte, dass Boj-est umkippen würde, aber das tat sie nicht, obwohl sie auf den Knien hin und her schwankte und dabei verzückt stöhnte. Meine alte Lehrerin, Nae-ser, erhob sich als Nächste. Zog sich aus, legte sich auf diesen schönen, dicken Pelz.
Auch sie wurde gestreichelt, wieder sprang der Drache vor, und erneut ertönte der Schrei.
Mein Herz schlug wie die feinen kleinen Füße Tausender herumhuschender Insekten, die in meinem Brustkorb gefangen waren. Es schien zu zerspringen, zu singen, nur aus Instinkt und Begehren zu bestehen. Es würde nie wieder heilen. Ich hätte heulen mögen.
Jemand anders tat es für mich.
Nicht jemand, sondern Kuneus Ka.
Die euphorischen Schreie der Frauen hatten den launischen Bullen aus seiner Betäubung geweckt. Ich wusste instinktiv, dass Ka dasselbe tun wollte wie Lutche, dass er es bereits vor dieser Nacht getan hatte.
Ras-aun, unsere Köchin, legte sich als Nächstes vor dem Drachen Lutche nieder.
Ich drückte meinen Kopf gegen den kühlen Steinpfeiler und schloss die Augen. Mir war übel. Ich fühlte mich erregt, und ich hatte schreckliche, furchtbare Angst.
Wessen ich da Zeuge wurde … Was diese Frauen da taten …
Ich konnte die Ungeheuerlichkeit dessen kaum fassen. Es war nicht nur bestialisch, ohne Scham voreinander dargeboten, sondern auch noch mit einer sterblichen Gottheit, einer gifttriefenden Gottheit.
Was genau machte das Gift mit diesen Frauen?
Ich wusste, dass das Gift eines Kuneus nicht dieselbe Potenz besaß wie das eines jungen Drachen, nicht die Kraft besaß, sofort Brandblasen zu erzeugen, wie sie auf meiner Hand aufblühten, als der Drachenmeister die mit Gift getränkte Peitsche in meine Handfläche gedrückt hatte, vor so vielen Jahren.
Aber man hatte mich gewarnt, dass es durchaus noch brannte.
Es war ein Halluzinogen und ein schmerzstillendes Mittel, und obwohl das Gift eines Kuneus nicht mehr betäuben und lähmen konnte wie das eines Jungdrachen, war es nach wie vor Gift.
Noch am Tag, als ich den erstickenden Ka gerettet und ihm die Stange herausgezogen hatte, hatte ich zuvor meine Arme in zwei lange Lederhandschuhe gesteckt. Ich hatte eine Borkenmaske getragen, um mein Gesicht zu schützen, den Kragen meiner Tunika bis zum Rand der Maske hochgeklappt. Ich hatte mit zusammengekniffenen Augen in seinem Schlund gearbeitet. All das, um mich davor zu schützen, dass sein Gift mich berührte.
Deshalb verwirrte es mich, dass diese Frauen sich auf die bizarrste und intimste Weise diesem Gift darboten, und das auch noch freiwillig.
Plötzlich hörte ich etwas, rechts von mir. Die Onai, die in der Mühle geschlafen hatten, kamen zur Siebten Anbetung. Ich öffnete die Augen und sah, dass der Pelzmantel und der Pokal wie durch Zauberhand verschwunden waren und die Nachtwache ihren Rundgang gerade beendete. Sie knieten sich neben die drei alten Frauen, die sich Lutches Zunge dargeboten hatten. Die lagen bereits ausgestreckt vor dem Drachen, und die restlichen Frauen der Nachtwache gesellten sich so perfekt abgestimmt zu ihnen, dass es aussah, als hätten die drei alten Frauen eben noch gekniet.
Ich schrak zusammen, als mir klar wurde, dass ich mich zu den anderen gesellen sollte. Ich stolperte zwischen meinen
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