Auf Dunklen Schwingen Drachen1
war einer dieser vollkommen nutzlosen Gegenstände, die der Ranreeb uns so häufig schickte und die wir bei den vorüberziehenden Djimbi gegen Nützliches eintauschten. Offenbar war nur dieser Mantel nicht weggeben worden.
Gelbgesicht schlug seine luxuriösen Falten in der Luft aus, als würde sie ein Fischernetz ins Wasser werfen. Als der dicke, exotische Mantel aus dem Pelz eines Tieres aus dem Norden sich ausbreitete und auf den Schieferboden vor den knienden Onai heruntersank, fragte ich mich, was sie außer diesem Stück wohl sonst noch nicht gegen nützliche Waren eingetauscht, sondern für solche Riten aufbewahrt hatten.
Wenige Augenblicke später sollte ich es erfahren.
Nae-ser kam ebenfalls aus der Dunkelheit. Sie hielt einen schönen silbernen Pokal in der Hand, dem weder Alter noch Gebrauch anzusehen waren. Sie hielt ihn behutsam jeder Onai an die Lippen, und als alle Knienden daraus getrunken hatten, reichte sie auch Nnp-trn den Pokal, die an Lutches Haupt stehen geblieben war und den Maulstock in seiner Nüster hielt.
Als alle getrunken hatten, trank auch meine alte Lehrerin aus dem Pokal, stellte ihn dann auf eine Ecke des Mantels, der auf dem Boden ausgebreitet war, und kniete sich neben die anderen Onai.
Sie fingen an zu summen.
Sie summten und wiegten sich hin und her. Es war eine hypnotische, erregende Melodie, die sanft anstieg, bis sie wie ein Dröhnen klang, das sich nicht mehr von dem Rauschen des Blutes in meinen Venen unterschied und dem Flüstern meiner Atemzüge. Ich beugte mich unwillkürlich vor. Die Musik war aufgeladen mit einer Spannung, die so süß war und vage vertraut klang. Ich ersehnte mir, dass sie niemals endete.
Schließlich stand Boj-est auf. Aber nicht wie ein arthritisches altes Weib, sondern mit der geschmeidigen Anmut einer Bayen. Was auch immer in dem Kelch sein mochte, es hatte ihren Gliedern ein gewisses Maß an Jugend und Kraft verliehen.
Sie trat in die Mitte des Mantels, und ihre Füße versanken in dem glänzenden Pelz. Während die knienden Onai ihr berauschendes Lied summten, begann Boj-est, sich zu entkleiden.
Ihre alte Hanf-Tunika fiel von ihrem Körper und glitt auf den Pelz, als wäre sie aus Seide. Sie trug keine Borkenhose, musste sie wohl schon vorher ausgezogen haben, und stand dort in all ihrer wundervollen Nacktheit.
Ich sage wundervoll, weil sie tatsächlich so aussah. Ich sah kein buckliges Weib mit eingefallener Brust und welken Gliedern, sondern eine wahrlich majestätische Gestalt, ihre nackten Brüste waren voll und straff, ihr Bauch weich gerundet, ihre Hüften ausladend und ihre Pobacken fest und prall. Welche Magie war das, die sie so verwandeln konnte?
Oder waren es meine Augen, die verwandelt worden waren, nicht die Frau, die dort auf dem Pelz vor mir stand?
Das Summen, ja, dieses entfernt vertraute Summen.
Djimbi.
Es war Djimbi-Magie.
Ich hätte Furcht empfinden sollen, aber ich vermochte es nicht. Die Musik schlug mich in ihren Bann, brannte wie Feuer in meinem Herzen, wie ein Gewürz auf meinen Lippen, ein Sehnen auf meiner Zunge. Ich fühlte mich angeschwollen und träge und voll von wachsendem Verlangen. Ich roch nicht mehr Dung und altes Moos, sondern Muskatnuss und Nelken, Weihrauch und Orangen, Rosenwasser, Patchouli, Wein und frisches, sauberes Leinen.
Boj-est ließ sich graziös auf den Pelzmantel sinken. Ich konnte fast die wundervolle Wärme fühlen, als würde sie meine Haut liebkosen. Lutche zerrte an dem Maulstock, streckte den Kopf zu der vor ihm liegenden Frau. Nnp-trn hielt mit aller Kraft dagegen, und er drehte den Kopf, gezogen von dem Maulstock in seiner Nase, aber dennoch drängte er nach vorn, den Blick seiner Echsenaugen unverwandt auf Boj-est gerichtet.
Seine Zunge zuckte hervor. Sie war so lang wie mein Arm, so fahl wie der Mond und am Ende gegabelt. Und fleckig von schwarzem Gift.
Boj-est hob die Knie wie eine Gebärende. Die Onai, die um sie herum knieten, beugten sich vor, während sie ihren Djimbi-Gesang fortsetzten. Sie streckten die Hände aus und streichelten Bojests wundervollen Körper, Finger glitten über ihren Bauch, ihre Hüftknochen, ihre Schenkel hinab und verschwanden schließlich in ihrer dunklen Spalte.
Meine Knospen verhärteten sich, und in meinen Lenden pochte es heiß.
Lutche kämpfte gegen den Maulstock in seiner Nüster. Seine durchlöcherten Schwingen flatterten, fächerten Luft über Nnp-trn, die ihn immer noch zurückhielt.
Boj-est keuchte und stöhnte.
»Jetzt, oh ja,
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