Auf Dunklen Schwingen Drachen1
Gelbgesichts und meiner ältlichen Lehrerin, Nae-ser, bestärkt, die ebenfalls Wache schoben. Ganz gewiss würde unter der Nase dieser drei Frauen keine noch so schrecklich, schrecklich falsche Dummheit stattfinden.
Bitter enttäuscht kniete ich mich demütig wie die anderen Onai auf die Schieferplatten vor dem Stall des alten Maht und drückte meine Stirn auf den kalten Boden. Irgendwo in der Rotunde gurrte eine Taube.
Wir absolvierten achtmal den Kotau vor den Kuneus, die in ihren offenen Steinställen dösten. Dem alten Maht tropfte Blut aus einem Nasenloch, der betäubte Ka lag mit steif von sich gestreckten Beinen auf der Seite, die Schwingen gespreizt, und Lutche, der jüngste der drei, aber alles andere als ein Jährling, beobachtete uns unter halb geschlossenen Lidern. Jeder Drache hauste in einem Stall, der gleich weit von den beiden anderen entfernt war, und wir schlurften schweigend von einem zum anderen.
Als die Anbetung vorbei war, erhoben wir uns und marschierten im Gänsemarsch durch den schmalen Torbogen der Rotunde zur Mühle zurück.
Es war nur eine Nacht wie alle anderen, eine weitere, unendliche Nacht von Schlaf, der durch die Anbetungen zu Ehren der Drachen unterbrochen wurde, eine Nacht des Erwachens, das durch das allmähliche Verschwinden des unerwünschten Geistes meiner Mutter getrübt wurde. Ich hätte schreien können angesichts dieser Monotonie, dieser hoffnungslosen, endlosen Langeweile, die, wie man mir irrigerweise hatte einreden wollen, endlich hätte vertrieben werden sollen, wenn auch nur für eine Nacht, durch Kiz-dans schrecklich, schrecklich Falsches.
In dem Moment begegnete ich Kiz-dans Blick zum zweiten Mal. Er war immer noch fiebernd starr, ihre Wangen trotz der feuchten Kälte gerötet. Sie blickte scharf auf zwei Pfeiler, nicht weit von uns. Sie standen eng zusammen und bildeten so eine kleine Nische. Offenbar wollte sie, dass ich mich dort versteckte.
Ich blieb wie angewurzelt stehen. Sie hatte doch gewiss nicht vor, mit ihrem Unfug fortzufahren, solange Boj-est, Gelbgesicht und Nae-ser Wache hielten? Sie starrte mich an und winkte brüsk mit der Hand. Ich schob mich zwischen die beiden Pfeiler, blieb stocksteif stehen und wartete stumm, bis die letzte Onai, die keine Wache hatte, die Rotunde verlassen und zum Schlafen in die Mühle zurückgegangen war.
Mein Herz schlug schneller, und mein Mund wurde trocken vor Erregung. Ich war am ganzen Körper geschunden von meinem Kampf mit Ka, ja, und ich stand gebückt, um die Muskeln der verletzten Schulter zu schonen. Doch oh! – Ich fühlte, wie ich lebendig wurde, spürte, wie die Jugend und die Erwartung mich durchströmten, in einer seltenen, sehr willkommenen Welle.
Als die letzte Onai, die keine Wache hatte, verschwunden war, nahem die acht verbliebenen Frauen ihren Rundgang durch die Rotunde nicht wieder auf. Stattdessen berieten sie sich tuschelnd; ihre Stimmen raschelten wie Seide um die steinernen Pfeiler.
Meine Augen brannten vor Anstrengung, als ich versuchte, herauszufinden, wer sie waren. Nae-ser, meine alte Lehrerin, Kiz-dan und Gelbgesicht sowie die Älteste unseres Konvents, Boj-est. Ras-aun, unsere an Schüttellähmung leidende Köchin, Urd-ren, die Schweigsame, Atl-eri, die ich schon lange im Verdacht hatte, dass sie hinter ihrer Fassade aus gutmütiger Ahnungslosigkeit einen scharfen Verstand versteckte. Und Nnp-trn, eine große, männliche wirkende Onai, die in Kiz-dan verschossen war.
Die acht Frauen gingen geschlossen zu Lutches Stall hinüber, rasch, angespannt vor Erwartung. Gelbgesicht und Nae-ser trennten sich von der Gruppe und verschwanden im Dunkeln. Die anderen sammelten sich um den Drachen in seinem Stall. Sie streichelten ihn, redeten schmeichelnd auf ihn ein, rieben seine Schwingengelenke, was alle Drachen lieben. Er hob den Kopf. Seine Geruchsantennen waren straff und schwankten, und er blähte die Nüstern, als er witternd die Luft einsog. Dann trat er von einer Vorderklaue auf die andere, während seine gegabelte Zunge vor und zurück schoss.
Die Onai traten von seinem Hals zurück. Fünf knieten sich in einem Halbkreis vor ihn. Die große, breitschultrige Nnp-trn blieb neben seinem Schädel stehen und schob ihm locker einen Maulstock in eine seiner Nüstern. Gelbgesicht tauchte aus der Dunkelheit auf.
Sie hatte etwas bei sich, einen riesigen Mantel, den sie über den Armen trug; er glänzte wie polierte Walnüsse im Licht der Sterne. Nach einem Moment erkannte ich ihn. Der Mantel
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