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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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morgens und abends nach seiner Mutter weinte, während es sie gleichzeitig für das verfluchte, was sie getan hatte.«
    »Ich war ein Kind!«
    »Aber du hast dieses Bedürfnis, diese … diese ungesunde Sehnsucht niemals losgelassen, die auf so perverse Weise mit Groll gepaart ist. Ich höre dich. Nachts, tagsüber, wie du mit ihr redest, sie bittest, dich zu lieben, bei dir zu bleiben. Du machst es die ganze Zeit. Alle hören es. Das ist widernatürlich, Kind. Lass sie gehen.«
    »Sie lässt mich nicht gehen!« Ich war den Tränen nahe. »Es ist nicht meine Entscheidung. Es ist ihre.«
    »Tatsächlich?«
    »Warum hat sie mich nicht geliebt?«, jammerte ich.
    »Sie ist gestorben, um dich zu uns zu bringen. Wie könnte man mehr lieben …?«
    »Aber nicht meinetwegen!« Ich schlug mir hart gegen die Brust. »Nicht meinetwegen! Für Waivia, meine Schwester! Es war alles nur ihretwegen, alles. Sie will, dass ich sie suche, deshalb hat sie mich hergebracht. Das ist der einzige Grund, warum sie will, dass ich am Leben bleibe. Um meine Schwester zu suchen.«
    Ein Damm brach in mir und ließ meiner Wut und dem Gefühl der Verlassenheit freien Lauf.
    Ich stürzte mich auf Gelbgesicht und vergrub mein Gesicht an ihrer Schulter. Sie konnte mich zwar nicht in die Arme nehmen und mich trösten, trotz meiner Verzweiflung, aber immerhin schaffte sie es, mir auf den Rücken zu klopfen und brummende Töne auszustoßen, die mich wohl trösten sollten.
    Die Onai von Tieron Nask Cinai schlurften vom Dachboden herunter und marschierten schweigend in die Rotunde zur Siebten Anbetung.
    Als die letzte weg war, redete Gelbgesicht.
    »Still jetzt, Zar-shi, still. Komm, die Siebte Anbetung fängt bald an.«
    »Ich hasse diesen Ort«, stöhnte ich an ihrer knochigen Schulter.
    »Dann solltest du ihn verlassen.«
    Das riss mich aus meiner Trauer. Ich wich zurück. »Ach ja? Und wohin soll ich gehen?«, fragte ich verbittert.
    »Das kannst nur du beantworten.«
    »Du hasst mich. Du tust alles, um mich loszuwerden.«
    Ihre Miene wurde säuerlich, so wie immer. »Hier geht es nicht um mich, sondern um dich, du dummes Kind.«
    Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. »Ich werde heute jedenfalls nicht zur Siebten Anbetung gehen.«
    Sie hob ergeben die Hände. »Das spielt kaum eine Rolle, und auf diesen Streit lasse ich mich nicht ein. Bleib hier, wenn du willst. Kiz-dan wartet immer noch auf Wasser.«
    Sie drehte sich um, um zur Rotunde zu gehen. Dann blieb sie stehen und sah über die Schulter zu mir zurück. »Denk über das nach, was ich gesagt habe. Und behalte unsere Bayen-Schönheit im Auge. Sie ist gerissen. Ich traue ihr nicht besonders.«
    »Du traust keinem besonders«, murmelte ich leise, während ich ihrer hageren Gestalt nachsah, als sie mit steifen Schritten zur Rotunde ging.
     
    Schönchen weigerte sich, ihren Morgenbrei zu essen. Als wir sie bedrängten, gab sie zu, dass sie ein Schlafmittel in diesem Brei vermutete. Ihre beiden Gefährtinnen, die immer noch gegen die Nachwirkungen des Schlafmittels von letzter Nacht kämpften, blickten beunruhigt von ihren leeren Näpfen hoch.
    Zu spät. Schönchen hatte recht. Ihr Brei war tatsächlich mit einem Schlafmittel versetzt.
    Außer mir, Gelbgesicht und Kiz-dan, die neben ihrem Baby schlief, waren noch sechs andere Onai auf dem Dachboden geblieben, während die anderen der täglichen Arbeit nachgingen, die uns am Leben hielt. Soeben kümmerten sie sich um die Schleusen und Kanäle zur Mühle, Wasser rauschte auf die Mühlradschaufeln, und das große Rad begann langsam, sich zu drehen. Sein Ächzen hallte durch den Dachboden.
    Die jüngsten und stärksten Onai waren auserwählt worden, der Initiationszeremonie unserer drei Bayen-Bekehrten beizuwohnen. Nnp-trn war unter ihnen. Wir hielten einen großzügigen Abstand zueinander und bildeten einen weiten Kreis um die drei sitzenden Bayen.
    »Ich will mit der Konventältesten reden.« Schönchen hob ihr Kinn.
    Bayen »Wringende Hände« glotzte Schönchen verwirrt an; ihre blutunterlaufenen Augen waren glasig und weit aufgerissen. Sie öffnete und schloss ihren Mund wie ein Fisch und sank dann gegen einen der Koffer, die Lec-wey und ich gestern vom Steinhügel hergeschleppt hatten. Der Schlaftrunk wirkte bereits.
    Ihre Gefährtin begann zu weinen, wenngleich auch etwas halbherzig. Schließlich jedoch resignierte sie und rollte sich auf der Seite zusammen.
    Schönchen dagegen stand auf und schaffte es, auf Gelbgesicht herabzublicken,

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