Auf Dunklen Schwingen Drachen1
in ihrer Stimme.
Schönchen gehorchte und trat schwer atmend zurück.
»Und du verstehst hoffentlich Folgendes«, knurrte Gelbgesicht. »Ich lasse mich weder erpressen noch bestechen. Tempelstatut ist Tempelstatut, und ich werde dafür sorgen, dass es befolgt wird. Ob heute, morgen oder nächste Woche. Bleib, wenn du willst. Aber du wirst nicht mit uns essen und keinen Fuß vor die Tür dieser Mühle setzen, bis ich dir nicht diese Hautlappen zwischen deinen Schenkeln weggeschnitten habe!«
Mit diesen Worten drehte sich Gelbgesicht herum und trat zu den anderen Onai, die sich um die beiden bewusstlosen Bayen scharten.
Ich bemerkte, wie Kiz-dans Blick ihr folgte. Sie drückte ihr Baby enger an sich, als Gelbgesicht an ihr vorbeischritt.
Ich wollte Gelbgesicht folgen. Schönchen hielt mich auf.
»Was würde deine liebe Freundin wohl denken, wenn sie wüsste, dass beide Zwillinge lebend geboren wurden und ihr eines davon einer Gruppe von Wilden ausgeliefert habt?«
Sie war beeindruckend in ihrem Zorn. Ich hätte am liebsten ihren wogenden Busen gestreichelt und die Hitze gespürt, die sie ausstrahlte. So sehr, dass ich mich kaum auf ihre Worte konzentrieren konnte.
»Sorg dafür, dass die Älteste ihre Meinung ändert, dann spiele ich bei eurer Scharade mit, dass der eine Zwilling eine Totgeburt war«, murmelte sie. »Wenn nicht, sage ich ihr die Wahrheit.«
Ich schluckte und nahm allen Mut zusammen. »Ach ja? Sag es ihr doch. Mir macht das nichts aus.«
Sie lächelte kalt. »Ich glaube doch.«
Ich befreite mit einem Ruck meine Hand aus ihrem Griff und gesellte mich zu meinen Schwestern.
19
B eim ersten Schnitt des heiligen reinigenden Messers erbrach ich mein Frühstück. Ich drehte mich zur Seite und würgte, während ich den Kopf von »Wringende Hände« auf den Boden drückte, als Gelbgesicht sie beschnitt. Es war nicht so sehr das feuchte Geräusch, mit dem das Messer in die Haut schnitt, das mir Ekel bereitete, sondern wie sie mit ihrer anderen Hand zog, mit spitzen Fingern die unschuldige Klitoris festhielt, und ihre triumphierende, entschlossene Miene, als sie die abgetrennte Haut wegzog.
»Wisch das auf, Zar-shi!«, befahl Gelbgesicht leise, als der säuerliche Geruch meines Erbrochenen sich unter den Gestank des Vogelkots auf dem Dachboden mischte. Die Mühle stank in der Zeit des Feuers immer nach Vogelexkrementen, wenn die Sonne auf die von Guano übersäten Klippen hinter dem Konvent brannte.
Mir schwindelte.
Schließlich ließ ich die bewusstlose Frau los und stolperte die Treppe hinunter, an den Onai vorbei, die bereits Koorfowsi Rim Maht zwischen die knirschenden Mühlsteine schaufelten, hinaus in einen weiteren heißen, windstillen Tag. Am Becken des Wasserfalls ruhte ich mich kurz aus, schlapp wegen des Mangels an Schlaf, und kehrte dann, die Urne auf der Hüfte balancierend, zurück.
Bei jedem Schritt schwappte das Wasser über den Rand der Urne, durchnässte meine Tunika und rann angenehm kühl über meine Beine.
Ich stieg die Treppe hinauf, als die Onai, die bei der Beschneidung geholfen hatten, herunterkamen. Keine einzige hatte einen freundlichen Blick für mich, als wir aneinander vorbeigingen. Der Gestank auf dem Dachboden brannte in der Nase.
»Beeil dich, Kind!«, sagte Gelbgesicht. Die Haut um ihre Augen war von Blut gerötet, da sie zwischen den Schenkeln der Blutenden herumfuhrwerkte.
Schönchen hatte sich so weit wie möglich von uns entfernt und sich während der Beschneidung damit abgelenkt, einen Koffer auszupacken. Jetzt legte sie alles, was sie vorher inspiziert hatte, peinlichst genau wieder zurück, aber sie war nicht so darauf konzentriert, dass es nicht für einen giftigen Blick zu mir gereicht hätte. Ich zog den Kopf ein und machte mich daran, mein Erbrochenes aufzuwischen.
Kiz-dan murmelte etwas auf ihrer Schlafmatte.
»Neben dir steht Wasser«, erwiderte Gelbgesicht. »Nimm es dir selbst. Wir sind beschäftigt. Und kümmere dich um dein Baby, heho? Es muss bei dieser Hitze viel trinken.«
Ich schrubbte und rieb und beobachtete, wie Kiz-dan sich mühsam und zittrig auf einen Ellbogen stützte, nach dem Lederschlauch griff, den Gelbgesicht neben sie gelegt hatte, und gierig daraus trank.
Sie sah weit älter aus, als sie war. Die Reife, welche ihr die Mutterschaft über Nacht gebracht hatte, beunruhigte mich. Sie trennte uns, machte die Freundschaft noch zerbrechlicher, die ich verraten hatte, als sie nach der Entbindung bewusstlos gewesen war.
Ich warf
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