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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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    … und hustete, spie aus, als etwas Bitteres mir wie Pilze in Mund und Rachen brannte. Ich riss den Kopf weg, denn ich begriff sofort aufgrund des ätzenden Geschmacks nach Limonen und Süßholz, dass ich verdünntes Drachengift getrunken hatte, in das Schlafkräuter gemischt worden waren.
    »Du … du …«, die Worte blieben mir im Hals stecken. Mein Blick schärfte sich, als ich ihn auf die Wasserträgerin richtete. Es war Nnp-trn.
    »Ich werde keine Nacht länger deinen Schreien und deinem Geplapper zuhören«, erklärte sie gelassen, als diskutierte sie, wo Pflanzen gesät werden sollten. »Das hier wird dich bis übermorgen früh ruhig stellen.«
    Ich starrte sie an, einen zähnefletschenden Schatten, umringt von blendend weißem Licht, und die Furcht knisterte in meinen Ohren wie Regen auf heißer Glut. Ich durfte nicht einschlafen. Was hatte sie getan? Schlief ich, würde ich bei lebendigem Leib vom Geist meiner Mutter einbalsamiert werden …
    Dann nahm der Schlaf mich in seine weichen teigigen Arme.
    Ich träumte von Farben, von flüssiger Glasur und Glasmosaiken. Von Geschmack, blutgeschwängert und scharf. Ich träumte von den dunklen Emotionen, die vor langer Zeit dieser Akolyt in mir ausgelöst hatte. Ich träumte unzusammenhängende Empfindungen.
    Nicht ein einziges Mal bedrängte mich der Geist meiner Mutter.
    Die ganze Zeit umgab mich eine schimmernde Barriere, feucht und blau geädert, dann wieder grau und durchscheinend. Sie roch nach salzigem, von der Sonne gewärmtem Leder, etwas ranzig, wie Drachenhaut. Selbst im Schlaf ahnte ich, dass dies den Spuk fernhielt.
    Das Gift.
    Ja, ja. Irgendwie hatte das verdünnte Gift, das durch meine Adern floss, eine lebendige Membran um mein Wesen geschaffen, die der Spuk nicht durchbrechen konnte.
    Auch wenn er es versuchte, und wie. Er warf sich gegen die Membran, warf seine undeutliche, mit Klauen bewehrte Silhouette gegen den blau geäderten Schleier. Der Geist war außer sich vor Zorn. Er heulte. Es war ein gruseliges Geräusch, ähnlich dem atonalen, wabernden Wummern der zeremoniellen Wasserschalen der Mönche beim Mombe Taro, damals, als ich mit neun Jahren das erste Mal mit Drachengift in Berührung kam. Er heulte und heulte. Schlug vergeblich auf die Membran ein, versuchte seine Krallen hineinzuschlagen, die über die Oberfläche kratzten.
    Aber das Gift beschützte mich.
     
    Danach war ich nicht mehr zu bremsen. Ich brauchte Gift.
    Erst stahl ich es vom alten Maht, kratzte es mit dem Maulstock aus seiner Schnauze und ließ die zähe Substanz in einen Lederbeutel fallen, den ich unter meinem Rock genau zu diesem Zweck versteckt hatte. Nach einigen Fehlversuchen fand ich heraus, wie viel Wasser nötig war, um das Zeug trinkbar zu machen. War die Mischung zu stark, erbrach ich noch tagelang und litt unter unkontrollierbarem Durchfall, der mich ebenso beliebt machte wie meine Schreie um Mitternacht. War sie zu schwach, konnte der Geist meiner Mutter seine Krallen durch den transparenten grauen Schutzschild schlagen. Wenn das passierte, wenn sie meine Hülle durchdrang …
    Nun, Entsetzen kann auch ein Wohltäter sein. Ich wachte schweißgebadet auf, und meine lauten Schreie hätten selbst die verfaulten Skelette der gestorbenen Onai zum Leben erwecken können, die um unseren Konvent herum im Dschungel verstreut waren. Die alte Voe-too schlief daraufhin neben mir und schlug mich mit dem Nachttopf, um mich zum Schweigen zu bringen.
    Deshalb fand ich sehr schnell das genaue Verhältnis von Wasser zu Drachengift heraus und hielt mich peinlichst genau daran.
    Bald erhob sich ein neues Problem. Als die Zeit des Feuers ihrem Ende zuging, genügte das Gift des alten Maht nicht mehr. Ich brauchte ein stärkeres Gift.
    Also begann ich heimlich, Lutche zu pflegen.
     
    Während dieser langen Tage und schwülen Nächte arbeitete ich in einem halb wachen, halluzinatorischen Zustand, der dem gleicht, der von der Moskitokrankheit ausgelöst wird, nur ohne die unerfreuliche Übelkeit und das Fieber.
    Kiz-dans Baby wurde fett wie ein Brutdrache. Es bekam keinen Namen, wurde nur »Baby« genannt. Ihm einen Namen zu geben hätte bedeutet, seine Gegenwart anzuerkennen, und würde Gelbgesicht an sein Geschlecht erinnern. An die Kastration.
    Keine von uns wollte, dass er kastriert wurde.
    Seltsam, nicht wahr? Wir konnten ohne Schwierigkeiten eine erwachsene Frau niederwerfen und ihr etwas so Wichtiges wegschneiden, aber wir schreckten vor der Vorstellung zurück, einem

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