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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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das flache Becken. Die Gharials in den Becken neben uns schlugen das Wasser und schnappten aufgeregt nach einander; sie wussten, dass andere gefüttert wurden. Das Baby sah mit großen Augen zu.
    Kiz-dan stolperte über einen Stein, vollkommen fasziniert von der gruseligen Szene.
    »Geh weiter!«, wiederholte ich und blickte starr geradeaus, auf die in der Hitze flimmernden Häuser am Ende der Straße.
    Der Aasvogel kreiste immer noch träge über uns. Mich fröstelte jedes Mal, wenn sein Schatten mich kreuzte.
    Schließlich erreichten wir die von Schmeißfliegen übersäte Häuserreihe am Ende der Straße. Es waren Schlachthäuser, und bei dem Gestank von Blut und rohem Fleisch schwindelte mir vor Hunger. Wir gingen hastig an den dunklen Ziegelgebäuden vorbei und mieden den Blick der Rishi, denen wir begegneten, bis mir klar wurde, dass dieses Verhalten Schuldbewusstsein ausstrahlte. Von da an funkelte ich jeden wütend an, der uns anschaute.
    Wir waren ungeheuer erleichtert, als wir endlich das Labyrinth aus Gassen betraten, das so typisch für Teile von Brut Re war. In diesen belebten Gassen erwartete uns Anonymität.
    »Warte hier«, befahl ich Kiz-dan. »Ich bin gleich wieder da.«
    Erschöpft sank sie gegen den Eingangspfeiler eines Kus. Es war ein trostloser, schmuckloser Torbogen, der nicht sonderlich einladend wirkte. Aus der Nähe des Hofes zu den Gharial-Becken schloss ich, dass dieser Clan vermutlich in den Schlachthäusern arbeitete.
    Ich näherte mich einer alten Frau, die mit den Zähnen rote Fasern aufweichte, um sie zu verweben. Um mein wahres Geschlecht zu verbergen, sprach ich grunzend und heiser. Steine in meinem leeren Rucksack machten meinen weiblichen Gang schwerer. Trotz aller Mühen sah ich jedoch höchstens aus wie ein recht zarter Junge.
    Ohne zu zögern, verkaufte mir die Frau für eine kleine Münze der Münzkette, die Gelbgesicht mir gegeben hatte, mit Sesalpaste bestrichenes Paak.
    Nach all den Jahren, in denen ich nur ölige Kadoob-Knollen mit ihrem widerlichen rauchigen Aroma zu mir genommen hatte, schmeckte das mit Chili gewürzte Paak enttäuschend belanglos, die Sesalpaste klebte unangenehm an meinem Gaumen. Kiz-dan aß müde, ohne ein Urteil über die Speise abzugeben, die ich ihr reichte. Das Baby spie das Paak in feuchten, krümeligen Bröckchen aus, mühte sich jedoch mit lustiger Miene mit der Sesalpaste ab.
    Mein Magen knurrte lauter, als ich aß. Die alten Mauern des Geländes fühlten sich wie eine vertraute Umarmung an, die Gassen mit ihrem Geruch von gegartem Paak boten den Anblick und den Duft einer Kindheit, die schon lange untergegangen war. Ich war nicht zu Hause, oh nein. Ich war irgendwo anders, an einem Ort, an den ich niemals zurückkehren konnte; ich hätte bei diesem Gefühl des Verlusts am liebsten geweint.
    Über uns kreiste immer noch der große Aasfresser.
    Ich tat, als würde ich meine Eier kratzen, tauchte meine Finger in die Giftblase an meinem Gürtel und leckte das Gift von den Fingern ab.
    Ein Glück, dass die Sonne so unbarmherzig brannte und dass viele Menschen, die umhergingen, die Augen schützend zusammenkniffen. Solange mich niemand genau musterte, sahen meine Augen nicht anders aus als die der anderen.
    Jedenfalls redete ich mir das ein.
     
    Mit Einbruch der Dämmerung erreichten wir unser Ziel. Geesamus Ir Cinai Ornisak. Die vom Drachen geheiligte Zone der Toten.
    Verschwitzt und staubbedeckt starrte Kiz-dan mich an; Furcht zeichnete sich deutlich auf ihrem müden Gesicht ab. Sie wagte nicht, zu sprechen, damit der Akolyt, der unseren Karren fuhr, uns nicht belauschen konnte. Aber sie drückte ihr Baby fest an ihre Brust, als der Karren über harte braune Wurzeln rumpelte, und musterte furchtsam die großen Steinsockel der Gawabe, der Bestattungstürme, die uns umringten. Ich hatte ihr gesagt, wo ich uns eine Zuflucht suchen wollte, und sie hatte zugestimmt, doch jetzt sah ich, wie ihr Zweifel kamen.
    Ich war froh, dass wir in der Zeit des Feuers angekommen waren, nicht im Dazwischen, der Zeit des Nebels. Das Spektakel, wie Nebel zwischen den mit Wasserspeiern verzierten Arkaden waberte, welche die größten Türme miteinander verbanden, hätte sie gewiss zum Weinen gebracht. Bei mir war das jedenfalls so gewesen, damals, vor Jahren. Es war auch gut, dass es bald dunkel wurde und die in orangefarbene Kutten gekleideten Turmhüter, die Makmakis, nicht zu sehen waren. Ich erinnere mich noch an das Entsetzen, das ihre formlose Gestalt bei mir

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