Auf Dunklen Schwingen Drachen1
übertragen wurde. Wir benutzten sie sehr sparsam, weil sie unsere ganze Reise über reichen musste. Wir selbst schützten uns nur mit Hoffnung.
Das Dazwischen endete. Die Zeit des Feuers begann.
Unser Proviant ging zu Ende.
Wir aßen Maden, die ich unter der Borke abgestorbener Zweige fand, bittere Blätter und faserige Knollen, die Blähungen verursachten und Kiz-dans Milch sauer machten, sodass sich ihr Baby beschwerte, wenn es nuckelte. Hätte ich nicht diese Koorfwosi Rim Maht gekaut, die meine Mutter und ich auf den Sesalfeldern gesammelt hatten, hätte ich diese bitteren Blätter nicht einmal als essbar erkannt, und wir wären verhungert.
Nach etwas über einem Monat – in dessen Verlauf wir beide abgemagert und von Parasiten und Insektenstichen übersät waren – erreichten wir das Tal Re, das unter der strengen Stirn des Spiralkamm-Massivs lag. Wir hätten im Dschungel auch nicht viel länger überlebt.
Irgendwann musste die Straße, der wir folgten, von der Hauptstraße abgezweigt sein, die ins Zentrum von Brut Re führte, denn wir betraten die Brutstätte an den Gharial-Becken. Ich starrte stumpfsinnig auf die eingezäunten Becken, die sich wie gewaltige Spiegel vor uns erstreckten.
Ein Strudel von Emotionen drohte mich in Tränen versinken zu lassen. Ich war zu Hause. Und hatte dennoch keine Familie und keinen Clan, zu dem ich heimkehren konnte. Ich war dort, wo ich hingehörte, und war dennoch unerwünscht.
»Wir ruhen uns zuerst etwas aus«, sagte ich heiser und wandte mich unsicher von der Brutstätte meiner Geburt ab. »Wir warten bis zum Mittag, dann ruhen alle.«
Kiz-dan nickte müde.
Wir erholten uns im schwülen Schatten eines von Schlingpflanzen überwucherten Baumes und teilten uns eine unreife Avocado von der Größe einer Pflaume. Meine finsteren Gefühle bildeten einen säuerlichen Knoten in meinem Magen. Ich weigerte mich, sie wahrzunehmen. Verweigerung war eine sehr wirksame Taktik, dazu die einzige, die ich zur Verfügung hatte.
Als die Hitze des Tages gegen Mittag ihren Höhepunkt erreichte, zogen wir unsere von der Reise verschmutzten Tuniken aus, legten unsere Verkleidungen an und traten aus dem Dschungel hinaus auf die Straße, die zur Brutstätte Re führte. Ein großer Aasvogel von einem undefinierbaren Blau flog von einem Baum in der Nähe auf und segelte mit trägen Flügelschlägen durch den Himmel. Er folgte uns in großen, weiten Kreisen.
An beiden Seiten der Straße führten Gräben entlang. Dahinter kreisten Zäune große Becken ein, in denen es von langmäuligen Gharials wimmelte. Kein einziger Mensch ging über die Brücken und Verbindungsstege zwischen den auf Pfählen erbauten Hütten über den Becken. Der Mittag in der Zeit des Feuers war ein ausgezeichneter Moment, um von Menschen ungesehen zu reisen.
Dennoch wurden wir beobachtet. Tausende Augenpaare richteten sich auf unsere Rücken, während wir gingen. Wie eine langsame Woge wandten sich die Gharials uns zu und rutschten auf ihren Bäuchen so dicht an die Zäune, wie ihre jeweiligen Becken es erlaubten. Gelassen. Zielgerichtet. Angezogen von dem Duft unserer Haut.
»Halten diese Zäune?«, erkundigte sich Kiz-dan.
Ich zuckte mit den Schultern, während ich argwöhnisch die Straße im Auge behielt, immer auf der Suche nach ausgebrochenen Gharials und deren Hütern, die gleichermaßen gefährlich waren. »Je eher wir hier durch sind, desto besser.«
Wir waren in die verschlissene, zusammengestückelte Verkleidung gehüllt, die Ohd-sli entworfen hatte. Mein Haar war nur wenige Zentimeter lang, und Kiz-dan hatte ihre Stoppelhaare mit einem gazeartigen Schal bedeckt, den die Onai angefertigt hatten. Wir sahen aus wie Rishi vom Anwesen eines Adligen. Und zwei Rishi hatten keinerlei Anlass, durch die Gharial-Becken zu schlendern.
Als wir die Hälfte der Strecke auf dieser erhöhten Straße zurückgelegt hatten, kam eine Klauevoll Drachenjünger-Akolyten aus einer der vielen Hütten, die in der Hitze über den Becken flimmerten. Sie gingen über eine Hängebrücke, und zwei von ihnen schoben einen Karren vor sich her. Selbst aus dieser Entfernung wusste ich, was sich darin befand.
»Geh weiter. Sie interessieren sich nicht für uns. Bleib nicht stehen«, sagte ich.
Singend und die aufgeregten Gharials mit gesegnetem Öl bespritzend, kippten die Akolyten die Leichen aus dem Karren in ein Gharial-Becken.
Das Wasser schien zu kochen. Zähne blitzten, und das schnelle, harte Klappern von Kiefern hallte über
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